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29 SAC-Hütten sind in einer Lawinengefahrenzone

Der Schweizerische Alpen Club muss in den nächsten 9,6 Millionen Franken  investieren um die Hütten lawinensicher zu machen. Grund dafür ist der Klimawandel

Es war um Januar letzten Jahres, als eine hundert Meter breite Lawine die Trifthütte im Kanton Bern mit voller Wucht traf. Seither ist sie unbenutzbar. Die nahe gelegene kleine Holzhütte wurde durch die Druckwelle dem Erdboden gleichgemacht. Zwei Jahre zuvor hatte eine Staublawine das Mittelaletschbiwak im Wallis fortgefegt. Zum Glück waren die Unterkünfte zur Schadenszeit unbewohnt.

Die Ereignisse zeigen klar, die Berge sind in Bewegung, einst sichere Hütten stehen nun plötzlich in der Gefahrenzone. Die SAC Hüttenkommission veranlasste deshalb beim Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF in Davos eine neue Einstufung der Lawinengefährdung bei allen 153 SAC-Hütten und Biwaks.

Ulrich Delang, Bereichsleiter Hütten des SAC sagt:

«Ein Fünftel der Hütten und Biwaks liegt in einer Lawinenzone.»

Aktuell sind 88 Hütten nicht gefährdet, 36 sind einer möglichen Gefährdung ausgesetzt und 29 liegen in einer Gefahrenzone. Dazu gehören die Arpitettaz-, Binntal-, Lämmeren-, Piansecco-, Spannort-, Trift-, Voralp- und Weisshornhütte. «Diese Hüttenstandorte wurden als Nachtlager für die Sommerbesteigung der Gipfel gebaut. Die Winternutzung kam, wenn überhaupt, erst später dazu», sagt Delang. «Bis 2030 sollten die baulichen Schutzmassnahmen bei den stark gefährdeten Hütten überprüft und, falls nötig, verbessert werden.

Extremniederschläge häufen sich

Für die folgenden acht Jahren stellt der alpine Verein 9,6 Millionen Franken für den Lawinenschutz zur Verfügung. Neubauten werden so geplant, dass sie eine möglichst geringe Angriffsfläche gegenüber den Schneemassen bieten.

Die Schönbielhütte wird demnächst umgebaut und lawinensicher gemacht.

Doch warum hat die Gefahr von Lawinen innert weniger Jahren derart zugenommen? «Der Lawinenabgang oberhalb der Trifthütte ist symptomatisch für die Auswirkungen des Klimawandels», erklärt Stefan Margreth vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung. «In den letzten 25 Jahren habe der kleine Gletscher unterhalb einer Felswand die Hälfte seiner Mächtigkeit von 30–40 Metern verloren. «Durch das Schwinden des Gletschers wurde das Gelände bedeutend steiler als früher. Die mögliche Anrissfläche einer Lawine hat sich in etwa verdoppelt.» Der auftauende Permafrost führt zu Instabilität von Untergrund und Hängen. Extremniederschläge häufen sich. Auch Zustiegsrouten werden gefährlicher. Hier wird auf die Eigenverantwortung der Berggänger gesetzt. «Beim Bergsport können die Gefahren minimiert, aber nie ausgeschlossen werden», sagt dazu Ulrich Derungs.