
370’000 Bunker für neun Millionen Menschen – Lobeshymnen auf unseren Beton
Drei Wochen WK in der Zivilschutzanlage waren die Hölle. Spätestens nach 72 Stunden durfte der Feldweibel die vom Bunkerkoller befallenen Mannen einzeln in den Dorfbeizen zusammenlesen. Glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich spreche, ich war dieser Feldweibel.
Umso erfreuter dürfen wir jetzt vernehmen, wie uns das Ausland um unsere Unterwelt beneidet. Voller Anerkennung schrieb jüngst die «Washington Post», dass weltweit «nur wenige die Schweizer Hingabe zum Zivilschutzgedanken» übertreffen könnten. Die auf eine Lebenspanne von 60 Jahren hochgerechneten Bunkerkosten von 1800 Dollar pro Einwohner würden ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis für so viel bombensicheren Schutz darstellen.
Auch die ARD war ganz fasziniert davon, als sie kürzlich in ihrer Reportage «Bunker-Hype in der Schweiz» feststellte, dass wir mit unseren 370’000 Anlagen mehr als genug Platz haben, um 9 Millionen Menschen einen sicheren Schutzraum zuzuweisen. Während Deutschland händeringend nach Ausbau der geringen Schutzkapazitäten suche, boomten in der Schweiz die Behördenanfragen zur Wiederinstandstellung von längst vorhandenen Anlagen.
Die Vorstellung, angesichts eines Notfalls wochenlang zwischen Betonwänden eingesperrt zu sein, jagt mir noch immer Angst und Schrecken ein. Dennoch können wir die Lobeshymnen aus dem Ausland getrost stehen lassen. Die von Putins Bombenterror geplagten Menschen in Kiew würden alles dafür geben, jetzt unsere Schutzplätze zu haben. Es war richtig von der Schweiz, dem Drang nach Friedensdividende zu widerstehen und die einst teuer gebauten Bunker so gut zu erhalten.




