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Ex-SP-Präsident Peter Bodenmann lobt Österreich für Impfpflicht und sagt: «Die Schweiz wird nicht darum herumkommen»

Gibt es einen Impfpflicht-Dominoeffekt im deutschsprachigen Raum? Vor einer Woche hat Österreichs Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) diese Massnahme im Kampf gegen das Coronavirus ab dem 1. Februar angekündigt. Impfverweigerern droht eine Busse von 3600 Euro. Deutschland könnte bei der Impfpflicht nachziehen. Olaf Scholz, designierter Kanzler der Ampelkoalition, sagte am Mittwoch: «In Einrichtungen, in denen besonders vulnerable Gruppen betreut werden, sollten wir die Impfung verpflichtend machen. Eine Ausweitung dieser Regelung bleibt zu prüfen.» Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, und Markus Söder (CSU), Amtskollege im Bundesland Bayern, waren einen Tag früher mit der Forderung nach einer allgemeinen Impfpflicht vorgeprescht.

Schallenberg löse eine Lawine aus, schreibt Peter Bodenmann in seiner aktuellen «Weltwoche»-Kolumne. Der ehemalige SP-Präsident und Briger Hotelier Peter Bodenmann lobt den Neokanzler:

«Viele trauten ihm nicht viel zu. Sie scheinen sich geirrt zu haben.»

Die Wirtschaft und die Mehrheit der Bevölkerung stünden hinter Schallenberg. Und im Mittagsgespräch mit SRF bezeichnete Dorothee von Laer, Professorin für Virologie an der medizinischen Universität Innsbruck, die allgemeine Impfpflicht als alternativlos.

Bei der SP vermisst Bodenmann den Mut

Österreich, Deutschland und die Schweiz haben ein paar Gemeinsamkeiten: Die Fallzahlen zeigen seit einigen Wochen steil nach oben. Und die Impfquote liegt in allen Ländern unter 70 Prozent. Befürwortet Bodenmann eine allgemeine Impfpflicht für die Schweiz?

«Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Wir kommen nicht darum herum.»

Es erweise sich jetzt als Eigentor, dass Politiker in der Schweiz quer durch alle Lager betont hätten, es werde nie eine Impfpflicht geben. «Leider hat auch die SP nicht den Mut, eine Impfpflicht zu verlangen», sagt Bodenmann. Dabei habe sich in den Nachbarländern gezeigt, wie rasch die Stimmung in Richtung Impfpflicht kippen könne.

Bodenmann selber plädiert für eine Impfpflicht mit Zückerchen; man könne nicht die Polizei mit der Spritze losschicken. Gegenüber CH Media skizzierte der 69-Jährige seine Idee schon früher: Wer sich freiwillig impfen lässt, soll eine Belohnung von 300 Franken erhalten. Wer sich partout gegen den Piks stemmt, soll dies mit einer einmaligen Busse von 100 Franken begleichen können.

Im Hotel hat es funktioniert mit der Impfbelohnung

Bodenmann schätzt den Anteil der hart gesottenen Impfverweigerer auf 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. In seinem Hotel in Brig hat Bodenmann seine Idee umgesetzt. Mit Erfolg, wie er sagt. 80 Prozent der Belegschaft seien dank des 300-Franken-Bonus gegen das Coronavirus geimpft. Bei den noch Ungeimpften versuche man noch immer Überzeugungsarbeit zu leisten.

In einer nicht repräsentativen CH-Media-Umfrage befürworteten 47 Prozent von 819 Befragten (Stand: 25. November) Bodenmanns Idee, 46 Prozent lehnten sie ab, 7 Prozent waren unentschlossen. Eine allgemeine Impfpflicht nach österreichischem Vorbild stösst bei 64 Prozent der CH-Media-Leser (Stand: 25. November, 3938 Befragte) auf Zustimmung. Bodenmann schreibt in seiner Kolumne, in Europa funktioniere die Dominotheorie:

«Innerhalb von vier Tagen ist die Stimmung flächendeckend gekippt. Zuerst bei der Bevölkerung, kurz darauf in der Welt der Politik.»

In der Schweiz plädieren derweil vereinzelt Politiker für eine Teil-Impfpflicht. Der Berner Mitte-Nationalrat Lorenz Hess sagt etwa: «Ein Obligatorium für das Pflegepersonal ist ernsthaft ins Auge zu fassen.» Auch der Walliser FDP-Nationalrat Philippe Nantermod sagt: «Ich habe nichts dagegen, bestimmten Gruppen eine Impfpflicht aufzuerlegen.»

Und SVP-Präsident Marco Chiesa sagte dem «Tages-Anzeiger»: «Ich bin überrascht, dass sich der Schweizer Berufsverband für Pflegepersonal nicht für eine Impfpflicht ausspricht.» Er sei gegen eine allgemeine Impfpflicht, aber in Bereichen, die mit vulnerablen Menschen zu tun haben, ergebe eine solche durchaus Sinn.

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