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Die Trauben ersetzt der Zofinger Metsieder Alexander Eckert durch Honig

Eichenholz-Fässer und Stahltanks, unzählige kleinere und grössere Gärtanks sowie ein ansehnliches Flaschenlager. Das würde man mitten in der Zofinger Industriezone im Brühl kaum erwarten. Und doch gibt es das dort. In einem rund hundert Quadratmeter grossen Raum im Keller des Trilapark-Geschäftsgebäudes befindet sich das Reich von Alexander Eckert. Eckert ist weder Winzer noch Bierbrauer. «Meine Trauben sind der Honig», sagt er lachend. Und klärt dann auch gleich die Begrifflichkeit: «Ich bin nicht Brauer, sondern Metsieder – ich stelle Honigwein her.»

Wein aus Honig? «Ja, klar», sagt Eckert, «Honigwein ist mit Sicherheit das älteste alkoholische Getränk, das schon lange, bevor es Wein und Bier gab, hergestellt wurde.» Aber sicher eine süsse, ziemlich klebrige Sache? «Ich kämpfe immer wieder gegen dieses Vorurteil an», bestätigt der 45-Jährige. Gerade an Messen oder Ausstellungen gehe es darum, die Leute überhaupt zum Probieren zu bewegen. «Ist es soweit, sind sie meistens angetan von meinen Produkten», führt Eckert weiter aus. Nur wer schon Industrie-Met probiert habe, winke von vornherein ab.

Kleinstmanufakturen sind auf dem Vormarsch

Doch ähnlich wie in der Bierbranche hat auch in der Met-Herstellung ein Wandel eingesetzt. Kleinstmanufakturen sind entstanden, die sich der Qualität und der Vielfalt verschrieben haben. Eckert ist seit 2013 einer der Vorreiter in der Schweiz, die kompromisslos auf Qualität setzen. «Der Honigwein ist zwar in der Schweiz – anders als in den USA, Polen oder der Slowakei – immer noch ein Nischenprodukt», bedauert Alexander Eckert. Doch mit qualitativ hochwertigem, handwerklich und nachhaltig hergestelltem Honigwein und neuen Geschmacksrichtungen lasse sich das Image des Mets verbessern und neue Kundenschichten erschliessen, gibt er sich überzeugt.

Doch wie wurde Eckert überhaupt zum Metsieder? Als diplomierter Imker hat Alexander Eckert ein breites Wissen über Bienen und Honig. «Ich weiss, wie unterschiedlich Honige schmecken können», sagt er. In Stuttgart, wo er aufgewachsen ist, hat Eckert auf dem Weihnachtsmarkt erstmals Honigwein probiert und war vom Produkt völlig fasziniert. Vor 17 Jahren ist er in die Schweiz umgezogen und hat entsprechende Produkte gesucht – und nicht gefunden. «Da habe ich selber mit dem Tüfteln begonnen.» Als Hobby, denn damals war er beruflich immer noch als Informatiker unterwegs. «Ich habe bald einmal gemerkt, dass ich das nicht ewig machen möchte», sagt Eckert. «Ich hätte lieber etwas mit meinen Händen und vor allem etwas Beständigeres gemacht.»

2013 wagte Alexander Eckert den grossen Schritt. Nachdem er umfangreiche Abklärungen getroffen und Businesspläne erstellt hatte, machte er seine Berufung zum Beruf. Zuerst an verschiedenen Örtlichkeiten rund um Bern, seit März 2021 in Zofingen. «Nachdem meine Frau und ich das Haus meiner Schwiegermutter in Strengel-bach übernehmen konnten, lag es auf der Hand, auch den geschäftlichen Teil in die Region zu verlegen», sagt er dazu.

Ein geschäftlicher Teil, in dem es momentan nicht ganz nach Wunsch läuft. Eckert, der normalerweise etwa 5000 Liter Met pro Jahr absetzen kann, hat ein etwas grösseres Lager als üblich. «Die Pandemie hat mich gebremst – mir fehlen insbesondere die Märkte und die Messen», führt er aus. Und auch der Absatz in der Gastronomie sei vorübergehend zurückgegangen, erhole sich jetzt aber langsam wieder. «Zum Glück sind meine Produkte lagerfähig», meint Eckert, «vernichten musste ich bisher nichts.» Im Gegenteil, der Honigwein würde durch die Lagerung in der Flasche sogar noch runder. 

Die Herstellung ist aufwendig und zeitintensiv

Die Herstellung von Honigwein ist im Prinzip recht einfach. «Es braucht dazu eigentlich nur Wasser, Honig und Hefe», sagt der Zofinger Metsieder, wobei man die Mengenverhältnisse varieren könne. Sein Grundrezept sei eine Mischung von einem Drittel Honig zu zwei Drittel Wasser, verrät er. Eigentlich liesse sich das Honig/Wasser-Gemisch auch spontan vergären, doch Eckert gibt seinem Met meistens Reinzuchthefen bei. «Dann ist alles eine Frage der Zeit», führt Eckert weiter aus. Die Gärung lasse er zwischen zwei und sechs Monaten laufen. Je länger der Met gegärt wird, desto weniger süss wird er. Um die Gärung zu stoppen, wird der Met auf eine Temperatur von 50 bis 60 Grad erhitzt. Dabei erleidet er einen Wärmeschock, sodass er nachher rund ein halbes Jahr gelagert werden muss, um sich davon zu erholen.

Die aufwendige und zeitintensive Herstellung erklärt auch den relativ stolzen Preis für den Zofinger Met. Eine Halbliterflasche kostet zwischen 20 und 70 Franken, bietet aber auch den entsprechenden Trinkgenuss.

Auf der Suche nach dem perfekten Geschmack

Davon zeugen auch die zahlreichen Auszeichnungen, mit denen der Zofinger Metsieder für seine Produkte prämiert wurde. 2017 gewann er beim Mazer Cup in den USA mit seinem «Norse Met» die Silbermedaille. Und bei mehreren europäischen Metwettbewerben wurde Eckert mit Gold ausgezeichnet.

Die Auszeichnungen halten ihn aber nicht davon ab, immer Neues auszuprobieren. «Es gibt so viele verschiedene Honige und Hefen, der Ausbau kann im Stahltank oder im Holzfass erfolgen – da sind die Möglichkeiten eigentlich unbegrenzt», betont er. Offensichtlich ist da einer am Werk, der immer wieder Neues ausprobieren will. Immer auf der Suche nach dem perfekten Geschmack. So bringt Eckert laufend eigenwillige Produkte auf den Markt. Etwa seine «Wilde Jagd». Ein Gewürzmet, den er mit Tannenspitzen, schwarzem Kampot-Pfeffer und Honigwasser vergärte und anschliessend im Stahltank reifen liess. Oder seinen «Professor Bienlein»-Met mit den ausgeprägten Vanille-Eichennoten, den er im Bourbon-Whisky-Fass ausreifen liess. Es sind bestimmt nicht die letzten Produkte, mit denen der Zofinger Metsieder für Aufsehen sorgen wird.