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Sie stellen sich im Wiggertal vor. Drei Frauen, die im Kanton Luzern regieren wollen

Fanaj, Baumgartner Zemp oder Setz? Mögliche Kandidatinnen für die kommende Regierungsratswahl stellten sich am Samstag bei der SP Reiden und SP Wikon vor.

Zwar finden die nächsten Wahlen für Luzerner Kantons- und Regierungsrat erst in einem knappen Jahr statt. Aber bereits jetzt bringen sich einzelne Kandidatinnen und Kandidaten in Stellung für die Nominationen, die von den Parteien im Herbst vorgenommen werden.

Zum Beispiel bei der Sozialdemokratische Partei, die nach zwei Legislaturen den Sprung zurück in die Regierung schaffen will. Und gleichzeitig den Frauen wieder eine Stimme in der seit 2016 rein männlichen Exekutive verschaffen möchte.

Dafür hat sie drei Kandidatinnen gefunden, welche derzeit in einer «Tour de Lucerne» durch den Kanton tingeln und sich den Fragen der Parteibasis stellen. Am Samstag kamen Melanie Setz (42), Ylfete Fanaj (39) und Yvonne Baumgartner Zemp (54) ins Wiggertal und stellten sich im Landgasthof Schwanen in Reiden den Fragen interessierter Parteifreunden.

Ähnliche Anliegen, unterschiedliches Profil

Die politischen Anliegen der drei Frauen sind ähnlich: Sie setzen sich für die konsequente Gleichberechtigung der Frauen in der Praxis ein, für die Teilhabe der sozial Schwächeren an der Gesellschaft und Chancengleichheit für alle ein . Sie haben sich daher dem Kampf gegen Benachteiligung verschrieben. Ein guter Service Public und eine solide Grundversorgung soll auch die Entwicklung der entlegeneren Kantonsteile fördern. Im Kampf gegen den Klimawandel wünschen sie sich mehr Engagement als derzeit geplant, wollen den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr ausbauen.  

Von ihrem Werdegang her unterscheiden sich die drei Frauen indes. Yvonne Baumgartner Zemp, die in Sursee wohnt, bezeichnet sich als «geerdet». Sie habe auf verschiedenen Stufen Führungserfahrung gesammelt, daher sei nun der richtige Zeitpunkt für sie, um als Regierungsrätin zu kandidieren. Baumgartner Zemp ist auf einem Bauernhof im Entlebuch aufgewachsen, unterrichtete später Hauswirtschafterinnen und Bäuerinnen und war als Berufsschullehrerin tätig. 2018 wurde sie Rektorin der freien katholischen Schule in Zürich. Deswegen legte sie damals ihr Mandat als Kantonsrätin nieder.

Höchste Luzernerin während der Corona-Zeit

Ylfete Fanaj ist die jüngste der drei Bewerberinnen für eine Kandidatur, aber politisch am profiliertesten. Die Tochter eines Gastarbeiters kam im Alter von neun Jahren aus dem Kosovo in die Schweiz, wuchs in Sursee auf und lebt in Luzern. Nach einer kaufmännischen Ausbildung wurde sie Sozialarbeiterin und leitet derzeit bei einem Integrationsprogramm für Jugendliche in Bern ein Team. Seit einer gefühlten Ewigkeit macht sie Politik. Sie war im Luzerner Stadtparlament und sitzt seit 2011 im Kantonsrat, wo sie mehrere Jahre die SP-Fraktion anführte. 2020/2021 war sie als Kantonsratspräsidentin die höchste Luzernerin und entwickelte in den Zeiten der Pandemie magistrales Format.

Melanie Setz ist in Inwil aufgewachsen und lebt in Emmen. Sie hat den buntesten Werdegang der drei Frauen und somit auch den wohl breitesten Einblick in verschiedene Lebenswelten.  Sie machte das KV, später Berufsmatura, jobbte in der Gastronomie, war Flight Attendant bei der Swissair, lebte in Genf und ist derzeit teilzeitlich Pflegefachfrau am Luzerner Kantonsspital – denn sie ist auch Mutter von zwei Buben (5 und 9). Die Kantonsrätin machte bei ihrer Vorstellung in Reiden einen kämpferischen Eindruck – ganz wie ihre beiden Kolleginnen.

Gefragt , was sie im Regierungsrat anders machen würden als die amtierenden fünf Männer, sagte Baumgartner Zemp: «Es braucht strukturelle Veränderungen bei der Planung von grossen Projekten». Solche laufen derzeit etwa im Bereich Digitalisierung oder Polizeiorganisation. Die Regierung neige dazu, von der Verwaltung Entwürfe ausarbeiten zu lassen und erst im Nachhinein die davon Betroffenen anzuhören. «Das müsste anders laufen», so Baumgartner Zemp. Erst solle man die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen abklären und dann daraus die Projekte entwickeln. 

Bekenntnis zur dezentralen Entwicklung

Auch den Zentralisierungsbestrebungen etwa mit der Konzentration der Verwaltung des Kantons in Emmenbrücke steht Baumgartner Zemp kritisch gegenüber. «Wenn man den Slogan Stadt-Land-mitenand verbreitet, braucht es ein Bekenntnis zur dezentralen Entwicklung.» Ins gleiche Horn stiess Melanie Setz, die sich etwa für den Kantonsspital-Standort Wolhusen stark machte und sich über den Abbau bei der Höheren Berufsbildung aufregte: «Ein klarer Fehler.»

Ylfete Fanaj fiel damit auf, dass sie sich im Fall einer Wahl das Finanzdepartement wünschte. «Dort wird über die Verteilung der Mittel entschieden und dort lassen sich die Weichen für die Leistungen stellen, welche die öffentliche Hand erbringt.» Gute Bildung und Infrastrukturen seien nötig – und notabene auch als wirtschaftlicher Standortfaktor wichtig. 

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