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Joggen am Mittag bei grösster Hitze: Horrorvorstellung für die einen, kein Problem finden die anderen

Hitze stellt Joggerinnen und Jogger vor die Wahl: frühmorgendliche Runden bei moderaten Temperaturen oder eine sportliche Herausforderung in der Gluthitze des Mittags. Unsere Autorinnen für und wider den Sport bei hohen Temperaturen.

Pro: «Menschen prüfen ihre Grenzen gerne – besonders solche, die laufen»

Vanessa Varisco, Redaktorin «Zuger Zeitung».
Bild: CH Media

Eine höhere Belastung für den Kreislauf ist das Joggen bei Hitze diskussionslos. Aber das ist ein Bier in der Stammbeiz an der prallen Mittagssonne ebenfalls – und hier schreien die wenigsten laut auf.

Ausserdem: Im Gegensatz zum mittäglichen «Durstlöscher» kann man sich auf eine Mittagsrunde seriös vorbereiten und das Risiko vor gesundheitlichen Schäden minimieren. Mütze auf, den Kopf vor dem Laufen nass machen, eine Stunde vorher viel trinken und im besten Fall einen Freund in die geplante Strecke und Dauer der Runde einweihen – damit er oder sie Alarm schlagen kann, wenn Sie nicht zurückkommen.

Das Laufen in Gluthitze ist keine Empfehlung an die Allgemeinheit, sondern eine für austrainierte Läuferinnen und Läufer, die ihren Körper kennen. Solche, die wissen, dass bei Hitze über leichte Anzeichen der Übelkeit oder das Kribbeln nicht hinweggesehen werden darf. Dann heisst es: Mission abbrechen. Sofort.

Die Folgen eines Hitzeschlags können fatal sein. Ein solcher kommt aber in den seltensten Fällen aus dem Nichts. Wer darauf achtet, kann sich auch bei hohen Temperaturen auf die Strecke wagen.

Menschen prüfen ihre Grenzen gerne; und Läuferinnen und Läufer ganz besonders. Laufen in der Hitze festigt das Vertrauen in die körperliche Arbeit, man reizt Grenzen aus und gibt sich danach vollends fasziniert, von den unglaublichen Belastungen und Leistungen, die ein menschlicher Körper aushalten kann.

Bestes Beispiel: der Badwater Ultramarathon im Death Valley, Kalifornien. 217 Kilometer durch eine lebensfeindliche Gegend bei teilweise über 50 Grad Lufttemperatur. Hier machen Lauflustige das scheinbar Unmögliche machbar. Die schweizerischen 33 Grad Celsius scheinen dabei schon fast human.

Kontra: «Laufen bei Gluthitze ist Selbstgeisselung»

Chiara Stäheli, Inlandredaktorin.
Bild: CH Media

Wer nach einer Begleitung für seine mittägliche Joggingrunde sucht, wird von mir kaum je eine Absage erhalten. Es sei denn, die Temperaturen klettern gegen Mittag bereits über 25 Grad – meine absolute Schmerzgrenze. Man mag mir nun vorhalten, ich sei verweichlicht und würde mich nicht aus meiner Komfortzone getrauen, so ein lockerer Lauf habe schliesslich selbst bei grosser Hitze noch niemanden geschadet.

Doch wenn ich an einem dieser Hitzetage während meiner Mittagspause die Läuferinnen und Läufer mit roten Köpfen an mir vorbeihecheln sehe, tun sie mir irgendwie leid. Gleichzeitig frage ich mich: Weshalb tut man sich diese Form der Selbstgeisselung an? Schliesslich sind nicht nur Leiden und Schweiss vorprogrammiert, manch einem dürfte das Joggen gar gänzlich verleiden. Dabei gäbe es eindeutig bessere Alternativen.

Frühmorgens, wenn die Sonne ihre volle Kraft erst zu entfalten beginnt, die Luft frisch und angenehm kühl ist und der Tag für viele erst beginnt – dann fällt das Joggen leicht, macht Freude und garantiert einen guten Start in den Tag. Und wer sich am Morgen noch nicht nach grossen Sprüngen fühlt, der kann sich über Mittag ja auch im Freibad sportlich betätigen oder seine Laufrunde auf den Abend verschieben.

Hinzu kommt: Gesund ist das Laufen bei Hitze nicht. Wenn die Temperaturen gegen 30 Grad steigen, dann kann die körperliche Belastung schnell kontraproduktiv werden. Unter Umständen schadet ein Lauf bei grosser Hitze dem Körper gar mehr, als er ihm nützt. So zeigen denn auch diverse Studien, dass mit steigenden Temperaturen die Leistungsfähigkeit abnimmt. Zudem erfordert die zusätzliche Belastung durch die Hitze eine längere Erholungszeit. Das dürfte kaum im Sinne der Tüchtigen sein.