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Ehemaliges Restaurant Löwen in Erlinsbach SO komplett abgebrannt ++ Anwohnende: «Es tut weh im Herzen»

Im historischen Gebäude und ehemaligen Restaurant Löwen im solothurnischen Erlinsbach hat es in der Nacht auf Sonntag gebrannt. Die Brandursache ist aktuell noch unklar.

Beim historischen Gebäude, das um 1350 das erste Mal schriftlich erwähnt wurde, handelt es sich um das ehemalige Restaurant Löwen in der Gemeinde Erlinsbach im Kanton Solothurn, welches unter Denkmalschutz steht. Darin befinden sich Wohnungen in den Obergeschossen sowie die Kita «Lovely Kids», die 2021 in die ehemalige Gaststätte gezügelt ist.

Im Wesentlichen verschont blieb der im Osten der Liegenschaft gelegene Scheunenteil. Die dort situierte Poststelle blieb bis auf Wasserschäden unangetastet, doch geht man davon aus, diese bis Mitte der Woche wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Firma BMP, die ebenfalls im Scheuenteil einen Standort unterhält, ist gemäss ersten Berichten verschont geblieben.

Die Löscharbeiten dauerten während der Nacht an. Es standen neben der örtlichen Feuerwehr jene aus Schönenwerd, Aarau und Küttigen im Einsatz. Gemäss einer Mitteilung der Kantonspolizei Solothurn sind rund 130 Personen im Einsatz gewesen. Zudem bestand Einsturzgefahr – eine Person der Feuerwehr sei verletzt worden.

Schaden dürfte im Millionenbereich liegen

Bruno Gribi, Mediensprecher der Kantonspolizei Solothurn, bestätigt zudem, dass gemäss der Gemeindeverwaltung acht Menschen im Gebäude wohnhaft sind. Vier davon seien vor Ort gewesen, eine Person habe man unmittelbar kontaktieren können, zwei weitere Personen im Verlaufe des Sonntags. Bei einer weiteren Person sei die Kontaktaufnahme noch nicht gelungen. Entsprechende Abklärungen sind auch nach dem späten Nachmittag im Gange, teilt die Polizei mit. Ob die Person im Gebäude war oder sich in den Ferien befand, wisse man aktuell noch nicht.

Für die vier Personen, die anwesend waren, konnte man bereits temporäre Wohnlösungen finden, wie die Gemeindepräsidentin Madeleine Neumann am späteren Sonntagmorgen vor Ort bestätigte. «Sie kamen alle bei Verwandten, Freunden oder Bekannten unter.» Andernfalls wäre auch der Landgasthof «Hirschen» bereit gewesen, die Brandgeschädigten aufzunehmen. Dies habe eine telefonische Nachfrage morgens um 2 Uhr beim Wirt ergeben, so die Gemeindepräsidentin weiter.

Inzwischen sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange, begleitet von einer Drohnenüberwachung. Derzeit geht man von keinen Menschenopfern aus. Der Schaden ist allerdings beträchtlich, auch wenn er noch nicht abschliessend beziffert werden kann. Wie die Polizei in der Mitteilung schreibt, dürfte er in Millionenbereich liegen.

Die Strassen rund um das Brandobjekt mussten für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Eine örtliche Umleitung wurde eingerichtet. Die Umleitung bleibt voraussichtlich den ganzen Sonntag über bestehen.

Im Löwen wurden mehrere Ortsvereine gegründet

Zur Zeit des Brandausbruchs, kurz nach 21.45 Uhr, war im Gemeindehaus vis-à- vis ein Lottomatch im Gange. Der «Löwen» liegt zentral im Dorf und bietet, zusammen mit dem Gemeindehaus und der gegenüberliegenden «Schmitte», ein Ensemble von bemerkenswerter Ausstrahlung.

«Für Erlinsbach ist der ‹Löwen› natürlich ein historisches Gebäude mit grosser Strahlkraft», betont Madeleine Neumann. Unter anderem wurden im Hause mehrere Ortsvereine gegründet, so auch der örtliche Fussballclub im Jahre 1928. Auch wenn dort kein Gastrobetrieb mehr geführt werde, so hänge doch ein wesentlicher Teil des historischen Vermächtnisses des Dorfes am Gebäude selbst.

«Wir sind sehr an einem Wiederaufbau interessiert», so Neumann weiter. Das offizielle Erlinsbach gedenke, mit allen in dieser Frage involvierten Parteien konstruktiv zusammenzuarbeiten. Dazu gehören unter anderem die Liegenschaftsbesitzerin aus den Kanton Zug, die kantonale Gebäudeversicherung sowie die kantonale Denkmalpflege.

Der «Löwen» steht mitten im Dorf am Kreisel, wenige Meter von der Aargauer Kantonsgrenze entfernt. In den oberen Geschossen gibt es schon länger kleine Wohnungen. Das Restaurant stand lange Zeit leer, dann übernahm 2019 eine Quereinsteigerin die Gaststätte. Diese musste aus gesundheitlichen Gründen schon nach wenigen Monaten wieder aufhören. Seither wurde im Restaurant nicht mehr gewirtet.

Nachdem mehrere Umnutzungsgesuche zu Wohnraum am Widerstand der Denkmalpflege gescheitert waren – der Löwen sollte als Gasthof erhalten bleiben – fand man schliesslich in der Umnutzung zur Kita einen Kompromiss.

Die Bestürzung bei den Anwohnenden im Ort ist gross. «Es tut einem weh im Herzen, wenn man das sieht», sagt einer gegenüber Tele M1. Auch müssten Eltern jetzt nach einer anderen Lösung für ihre Kinder suchen. «Hier haben wir gefestet, Fasnacht gefeiert oder ‹Znacht› gegessen. Das tut schon weh», erklärt ein anderer.