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Elvis stirbt – und verkauft 200 Millionen Platten

1970er-Jahre: Am 16. August 1977 trauert die Welt um Elvis. Über seinen Tod, der den Anfang einer steilen posthumen Karriere markiert, berichtet das ZT auf der Front.

In den 70er-Jahren, als Breaking News noch nicht aufs Handy gepusht wurden, legten die Zeitungen grossen Wert auf Aktualität – so auch das Zofinger Tagblatt. Die Nachricht aus Memphis, Tennessee, muss die Redaktion am 16. August 1977 um zirka 22.30 Uhr erreicht haben. Der Spätdienst rückte sie pflichtbewusst ins Blatt: «Elvis Presley gestorben – Wie kurz vor Redaktionsschluss zu erfahren war, ist Elvis Presley, das berühmte Rock-Idol der 50er Jahre, im Alter von 42 gestorben.»

Dieser Text stammt aus der Sonderbeilage «150 Jahre Zofinger Tagblatt» vom 1. Februar 2023, in der jeweils ein Ereignis aus jedem Jahrzehnt seit der ersten Ausgabe des ZT vertieft betrachtet wird.

Anderntags beherrschte die Nachricht die Schlagzeilen in den TV-Nachrichten, Radiosender stellten ihre Musikprogramme um. Elvis’ Tod war für viele ein Schock. Abertausende strömten zu seinem Anwesen «Graceland», viele weinten hemmungslos. Am 18. August 1977 wurde der King auf dem Forrest-Hill-Friedhof neben seiner Mutter beerdigt.

Fettleibigkeit als «einziges medizinisches Problem»?

Am gleichen Tag publizierte das ZT auf der Front einen grösseren Beitrag «zum Tod von Rock-Idol Elvis Presley», so der Titel.

«Presley war von seinem Manager Joe Esposito bewusstlos in seiner Luxusvilla in Memphis aufgefunden worden», heisst es. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben, danach sei Elvis ins Baptist Memorial Hospital eingeliefert worden. «Nach mehr als einer halben Stunde Behandlung auf der Intensivstation konnten die Ärzte dann aber nur noch den Tod des Sängers feststellen.»

Zur Sprache kommen auch die Hintergründe des frühen Ablebens. Elvis habe sich in der Vergangenheit mehrmals wegen Atembeschwerden und Sehstörungen behandeln lassen. Auch Schwächeanfälle habe er gehabt. Gestorben sei er schliesslich an einem Herzversagen. Mutmassungen machten die Runde, er könnte an einer Überdosis Drogen gestorben sein. «Dieser Version wurde aber vom Hausarzt des Stars, George Nichopoulos, widersprochen», schreibt das ZT. Nur Appetithemmer habe Elvis geschluckt. Tatsächlich sei «Fettleibigkeit» ein Problem für ihn gewesen. Das ZT zitiert einen Mediziner, der vor einiger Zeit Elvis’ Leber untersucht habe. Die Fettleibigkeit sei bis vor etwa zwei Jahren «das einzige medizinische Problem» des Rockstars gewesen.

Heute wissen wir: Elvis mochte zwar die kalorienreiche Südstaatenküche – Übergewicht gehörte aber zu den kleineren Problemen. Je schwerer er wurde, desto eindrucksvoller klang seine Jahrhundertstimme. Über die Todesumstände ist inzwischen wesentlich mehr bekannt (er war übrigens von seiner Freundin aufgefunden worden, nicht vom Manager). 1981 kam es zu einem Prozess gegen Presleys Arzt Nichopoulos. Der wurde zwar vom Vorwurf entlastet, für den Tod von Elvis verantwortlich zu sein. Tatsache ist aber, dass «Dr. Nick» seinem Patienten Unmengen von Beruhigungsmitteln, Amphetaminen und Narkotika verschrieben hatte – allein im Jahr 1977 waren es 10 000 Pillen. 1995 wurde ihm die Lizenz dauerhaft entzogen – wegen Medikamenten-Überverschreibungen. Heute gehen Mediziner davon aus, dass eine schwere chronische Darmerkrankung – Morbus Hirschsprung – mit Elvis’ plötzlichem Herztod in Zusammenhang stand.

2022 erhielt Elvis sein verdientes Denkmal

Hätte die ZT-Redaktion im August 1977 geahnt, wie Elvis’ posthume Karriere verlaufen würde, hätte sie der Todesnachricht vielleicht noch etwas mehr Platz eingeräumt. Allein im ersten Jahr nach dem Tode gingen 200 Millionen Tonträger über den Ladentisch; heute gilt Elvis als der wahrscheinlich kommerziell erfolgreichste Solokünstler weltweit. Und er ist mehr als das: Elvis ist ein Gigant der Pop-Kultur, vielleicht deren grösste Ikone überhaupt. Erst letztes Jahr hat ihm Baz Luhrmann in einem Biopic jenes Denkmal gesetzt, das der King schon lange verdient hatte.