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So hilft die Schweiz den Opfern der verheerenden Erdbeben

Nach dem schweren Erdbeben in der Südtürkei und in Syrien ist die Solidarität auch in der Schweiz gross. Die wichtigsten Antworten darauf, wie Hilfsorganisation vor Ort helfen und vor welchen Herausforderungen sie stehen.

Wie helfen Schweizer Hilfsorganisationen im Erdbebengebiet?

In den meisten Fällen verlassen sich Schweizer Hilfswerke auf internationale oder lokale Partner vor Ort. Helvetas unterstützt etwa via eine Partnerorganisation türkische Notunterkünfte mit Lebensmitteln und anderem Material. Caritas fokussiert sich vor allem auf Hilfe in Syrien, wo sie auf ein eingespieltes Netz von 2000 Freiwilligen zählen kann.

Ärzte ohne Grenzen ist ebenfalls vor allem in Syrien aktiv. Die Organisation unterstützt 23 Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Notfallsets sowie Personal und versorgt obdachlos gewordene Menschen. Terre des Hommes leistet Nothilfe in Syrien und verteilt über lokale Partner Nahrungsmittel, Decken und warme Kleidung. Das Heks arbeitet mit zwei kirchlichen Partnern in Syrien zusammen, die temporäre Unterkünfte zur Verfügung stellen.

Vor Ort tätig ist das Rettungshundeteam von Redog, der Rettungsorganisation des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK). Das SRK unterstützt zudem den Syrisch-Arabischen und den Türkischen Roten Halbmond finanziell, damit diese Waren beschaffen können.

Welche Hilfsgüter werden besonders dringend benötigt?

Gefragt sind vor allem Decken, Heizkörper, Medikamente, Wasser, Lebensmittel und Hygieneartikel. Auch lassen Schweizer Hilfswerke über lokale Partner Geld an die Bevölkerung verteilen, damit sie diese Güter für den täglichen Gebrauch kaufen können. Caritas hat Kontakt aufgenommen zu Fabrikanten, damit diese ihre Produktion rasch auf Decken und Winterkleidung umstellen.

Wie gelangen die Hilfsgüter zu den Betroffenen?

Caritas sendet laut eigenen Angaben kein Material aus dem Ausland in die Region. «Wir kaufen auf dem lokalen Markt, zum Glück sind ja nicht alle Gebiete vom Erdbeben betroffen», schreibt die Organisation. So werde auch die lokale Wirtschaft unterstützt. Auch das Heks erklärt, es kaufe Hilfsgüter wenn immer möglich vor Ort ein. «Einige Güter wie Babywindeln und -nahrung sind in Syrien aktuell nicht verfügbar, daher kaufen wir diese im Libanon», sagt Marina Dölker, die beim Heks für die kirchliche Zusammenarbeit zuständig ist.

Was braucht es in den kommenden Wochen?

Bei vielen Hilfswerken laufen dazu derzeit noch Abklärungen. Laut Helvetas ist davon auszugehen, dass ein grosser Bedarf an Gütern des täglichen Gebrauchs, Material für Notunterkünfte, Bargeld und Trinkwasser bestehen wird.

Für Ärzte ohne Grenzen wird der Bedarf an medizinischer Versorgung und anderen Hilfsgütern für die Bevölkerung in Syrien weiterhin zentral bleiben. «Die Teams stellen sich auf einen langen und intensiven Einsatz ein», schreibt die Organisation.

Welche Probleme gibt es beim Wiederaufbau?

«Wegen der internationalen Sanktionen gegen Syrien ist es uns bisher nicht möglich, Gebäude oder Infrastruktur im Land wiederaufzubauen», sagt Marina Dölker vom Heks. Kleinere Renovationen seien möglich, der Spielraum für Hilfsorganisationen sei aber sehr klein. «Das ist auch ein Grund, warum die Zerstörung in Aleppo so schlimm ist: Viele Häuser waren in marodem Zustand.»

Eine Herausforderung ist auch das Ausmass der Erdbeben. Die betroffene Region allein in der Türkei entspricht drei Vierteln der Fläche der Schweiz. Kommt hinzu, dass auch viele Strassen und Infrastruktur zerstört ist, was den Zugang zu den Gebieten erheblich erschwert.

Die Zerstörung ist riesig. 
Ghaith Alsayed / AP

Wie gross ist die Spendenbereitschaft der Schweizer Bevölkerung?

Die Solidarität ist gross. Mit ihrem Spendenaufruf hat die Glückskette bis Mittwoch über 3,2 Millionen Franken gesammelt. Auch andere grosse Schweizer Hilfswerke sammeln für die Opfer der Erdbeben. Ihr Fokus liegt auf Geldspenden, weil diese rasch und effizient in den betroffenen Gebieten eingesetzt werden können.

Bei Sachspenden sind die logistischen Hürden gross. Trotzdem gibt es diverse private Initiativen – zumeist von Personen, die in der Türkei Familie und Verwandte haben –, die Kleider, Lebensmittel und Decken sammeln. Die humanitäre Hilfe des Bundes hat die Rettungskette mit rund 80 Expertinnen und Experten sowie acht Suchhunden aufgeboten.