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Bund und Tierschutz nehmen private Hobby-Hühnerhalter in die Pflicht – auch wegen der Vogelgrippe

Hierzulande sind rund 70’000 Hühner im Besitz von privaten Geflügelhaltern. Sie leben oft nicht tierschutzkonform. Das führt zu Problemen bei der Bekämpfung der Vogelgrippe. Bund und Tierschutz verraten die wichtigsten Tipps, damit es den Hühnern besser geht.

Das Huhn als Heimtier ist beliebt: Schätzungsweise über 70’000 Hühner leben hierzulande bei privaten Haltern. Das ist zwar eine kleine Zahl im Vergleich zu den schweizweit rund 12 Millionen Nutzhühnern, die Eier für den Detailhandel liefern oder als Poulet auf unserem Teller landen. Dennoch haben es das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Schweizerische Tierschutz (STS) mit ihrer neuesten Informationsbroschüre auf die «Gartenhühner» – respektive deren Halter – abgesehen.

Aus mehreren Gründen, wie Brigitte Stuber, Tierärztin und Fachexpertin beim BLV, sagt: «Einerseits geht es darum, den Halterinnen und Haltern aufzuzeigen, wie Stall und Weide ausgestaltet sein müssen, um den Bedürfnissen und natürlichen Verhaltensweisen der Hühner gerecht zu werden.» Andererseits sei die Einhaltung der Tierschutzbestimmungen Voraussetzung dafür, «dass wir Seuchen vorbeugen und sie im Ernstfall gezielt bekämpfen können».

Hühner müssen im Stall bleiben

Stuber spielt auf die Vogelgrippe an: In den Wintermonaten kam es in der Schweiz zu mehreren Ansteckungen. In der Folge erliess das BLV in Absprache mit den Kantonen einschneidende Massnahmen. So dürfen bis mindestens Ende April keine Hühner mehr auf die offene Weide. Sie müssen sich im Stall oder in geschützten Volieren aufhalten. Ziel sei es, «den Kontakt zwischen Wildvögeln und Haushühnern zu verhindern».

Im Gegensatz zu den professionellen Industriebetrieben verfügen allerdings viele Hobby-Hühnerhalter nicht über die dafür notwendige Infrastruktur. «Viele Ställe sind zu klein, es gibt keine Voliere und es fehlt an Auslauf, an Nestern für die Eiablage oder erhöhten Sitzstangen, auf denen die Hühner schlafen können», sagt Lucia Oeschger vom Tierschutz – und ergänzt: «Meist sind diese Haltungsfehler nicht auf Böswilligkeit zurückzuführen, sondern auf mangelndes Wissen.»

Im vergangenen Jahr brachten die Schweizer Geflügelhalter über 1,1 Milliarden Eier auf den Markt. Das sind leicht weniger als im Vorjahr. Der Marktanteil einheimischer Eier stieg in dieser Zeit auf 69 Prozent. Ein Fünftel davon waren Eier aus Bioproduktion. Im Vergleich zu den Pandemiejahren nahm der Konsum pro Kopf hingegen ab: Eine Person verspeiste 2022 im Schnitt 186 Eier, im Jahr zuvor waren es noch 195. Das geht aus einer Mitteilung des Bundesamts für Landwirtschaft hervor.

Ein glückliches Huhn braucht mehrere Gspänli

Hier setzt die neue Broschüre an, die via Veterinärämter, Gehegeverkäufer, Futterhändlerinnen und den Heimtier-Newsletter des Bundes an die privaten Hühnerhalter gelangen soll. Laut Tierärztin Brigitte Stuber sei vor allem etwas besonders wichtig: «Wer Hühner hält, der muss das zwingend dem Kanton melden. Nur so können wir beim Auftreten einer Seuche alle Geflügelhaltenden rasch informieren und die Ausbreitung stoppen.»

Zudem ist in der Broschüre festgehalten, wie Hühner im privaten Bereich gehalten werden sollen. So empfiehlt das BLV etwa, im Minimum drei Hühner zu halten, da sie «sozial lebende Tiere» seien. Für eine Gruppe von drei bis sechs Hühnern ist eine Fläche von etwa 60 Quadratmetern angemessen – bestehend aus einem mindestens zwei Quadratmeter grossen Stall, einer überdachten Voliere und einer Weide. Auch bei der Fütterung bestünden Irrtümer, so Stuber: «Hühner sind zwar Allesfresser. Das heisst aber nicht, dass ihnen alles Essbare auch guttut.» Am besten geeignet sei sogenanntes Alleinfutter in Form von Mehl oder Pellets. Rüstabfälle sollen nur in kleinen Mengen verfüttert werden, Reste von gekochtem Essen gar nicht.