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Christina Bachmann-Roth: «Wenn der Hauseigentümerverband zum verlängerten Arm der SVP wird, müsste ich auch austreten»

Die Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz und Nationalratskandidatin Christina Bachmann-Roth gibt dem Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser recht: Der Hauseigentümerverband ist zu SVP-lastig.

«Der HEV wurde von der SVP übernommen – wer dem Verband Geld schickt, kann genauso gut der SVP Geld schicken.»

Mit diesen Worten verlässt Ruedi Noser den Hauseigentümerverband. Der Zürcher FDP-Ständerat macht im «Sonntagsblick» seiner Wut Luft: Der Verband, der sich für die Anliegen der Hauseigentümer einsetzt, hat die Nein-Parole bei der kommenden Abstimmung zum indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative gefasst.

Das Referendum wurde im Alleingang von der SVP ergriffen. Zahlreiche bürgerliche Verbände unterstützen die Vorlage, allen voran Economiesuisse und der Bauernverband. Dass der Hauseigentümerverband den Text, der Milliarden Subventionen für die Renovation von Gebäuden vorsieht, ablehnt, ist für Ruedi Noser unverständlich. Für ihn ist klar, weshalb der Vorstand des HEV so entschieden hat: Er ist von der SVP «übernommen» worden.

Der Zürcher FDP-Nationalrat Ruedi Noser tritt aus dem Hauseigentümerverband aus.
Bild: Anthony Anex

Aargauer Politikerin und Hauseigentümerin «erschrocken»

Nicht nur Ruedi Noser hat Mühe mit dem Entscheid des nationalen Verbandes. Der Westschweizer Hauseigentümerverband und die kantonalen Sparten Luzern, Zug und Basel-Stadt haben die Ja-Parole zum Klimaschutzgesetz beschlossen. Und selbst im Aargau, wo der HEV zwar für ein «Nein» am 18. Juni wirbt, gibt es Uneinigkeiten. Die Lenzburger Nationalratskandidatin Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz, ist erschüttert von der Kampagne des nationalen HEV. Sie schliesst sich der Kritik an, wonach die Hauseigentümer ihre eigene Kampagne zu stark jener der SVP angeglichen haben: «Es erschreckt mich, dass wir die SVP-Kampagne praktisch eins zu eins übernehmen», sagt sie auf Anfrage.

Sie selber sei klar für den indirekten Gegenvorschlag und sähe Vorteile, wenn der Staat Eigentümerinnen wie sie bei Renovationen und Ersetzen von fossilen Heizanlagen unterstützen würde. «Es ist nicht so, dass wir gezwungen werden! Es ist Angstmacherei, wenn man nicht faktenbasiert argumentiert.»

Zu wenig Diversität innerhalb der Vorstände

Klar, der Entscheid sei demokratisch innerhalb des Vorstandes gefasst worden, wie der Präsident (und SVP-Mitglied) des nationalen Verbands, Hans Egloff, entgegnete. Für Christina Bachmann-Roth liegt das Problem aber anderswo: «Inwiefern vertritt der Vorstand die Diversität der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer?»

Das Gremium setze sich vor allem aus FDP- und SVP-Vertretern zusammen. Auch im Aargau. «Dort ist immerhin die einzige Frau Präsidentin (Jeanine Glarner, Anm. der Red).» Bachmann-Roth sagt, sie habe sich schon nach der Parolenfassung überlegt, ob dieser Verband ihre Interessen vertreten könne. Sie habe sich vorerst entschieden, im Verband zu bleiben und zu versuchen, etwas zu bewirken, anstatt einfach auszutreten.

Christina Bachmann-Roth ist Geschäftsleiterin der Firma Gaudis in Beromünster und seit 2021 Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz.
Bild: Dominik Wunderli

Sie fordert mehr Diversität und eine ausgeglichenere Vertretung innerhalb der Vorstände. Sie könne sich vorstellen, eine Art «Zauberformel» einzuführen: «Es würde schon genügen, wenn wir ein Commitment eingehen, es müssen dafür nicht mal die Statuten geändert werden.» Solche Ideen will sie anlässlich der bevorstehenden GV des Regionalverbandes Lenzburg besprechen, genauso wie genauere Fragen zur Finanzierung der Kampagne stellen.

Christina Bachmann-Roth denkt, dass nur schon mehr Frauen in den Vorständen eine andere Sicht in die Klimadebatte einbringen würden: «Frauen zeigen sich bei klimapolitischen Anliegen bekannterweise stärker betroffen. Das ist doch eine relevante Sichtweise!»

Sie könne sich auch vorstellen, selber Verantwortung zu übernehmen, damit sich der Verband neue Ziele setzt. «Sonst wird der Verband einfach zum verlängerten Arm der SVP und dann müsste ich auch austreten.»