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Nach Schüssen am helllichten Tag äussern sich Politiker: «Es ist verrückt, was in Brugg läuft»

Ein Mann ist am Samstag bei einer Schussabgabe auf ein Fahrzeug in Brugg verletzt worden. Mehrere Personen wurden festgenommen. Nun äussern sich zum ersten Mal lokale Politiker zu dem Vorfall.

Grosse Aufregung in Brugg: Seit der Schussabgabe am vergangenen Samstag auf einen 31-jährigen Skoda-Fahrer dominiertdiese Tat im Westquartier und in den jeweiligen Nebenschauplätzen das Stadtgespräch.

Reto Wettstein (FDP) ist in der Stadt Brugg Vizeammann.
Bild: zvg

Gegenüber Tele M1 äussern sich nun erstmals lokale Politiker zur Schussabgabe. «Es ist einfach verrückt, was in Brugg läuft. Auf den Strassen spricht man von ‹Brugglyn›, was fast so klingt wie ein Ort in New York. Ich hoffe, das wird nicht weiter zunehmen», sagt der Brugger Vizeammann und FDP-Grossrat Reto Wettstein.

Jürg Baur ist Stadtrat und sitzt für die Mitte im Grossen Rat.
Bild: zvg

Die Stadt sei sich dieser Unsicherheit bewusst, erklärt Stadtrat Jürg Baur (Mitte). Man müsse nun die Integration, Gewaltprävention und Aufklärungsarbeit fördern. «Wir sind natürlich auf die Abklärungen der Polizei sehr angewiesen und sind froh, wenn die sauber erledigt werden», ergänzt Baur auf Anfrage des Regionalsenders. Und SVP-Einwohnerrat Miro Barp fügt an, dass es nun an der Zeit sei, dieser kulturellen Kriminalität ohne Angst ins Auge zu blicken und die Problematik bei der Wurzel zu packen.

Was war genau passiert? Die Schüsse fielen am Samstagnachmittag aus einem dunklen BMW, wie die Kantonspolizei Aargau gegenüber den Medien mitteilte. Dem mutmasslichen Täter gelang zunächst die Flucht. Nach dem Besuch des Fitnesscenters im Steiger wurde ein Kosovare offenbar beim Verlassen des Parkplatzes im Auto angeschossen. Anschliessend wurde er ins Kantonsspital Baden gebracht, wo gemäss «Blick» die Notfallstation von der Polizei bewacht wurde. Der Bruder des Verletzten, der auch im Skoda sass, blieb unverletzt. Das Motiv des Angriffs ist weiterhin unklar.

Kurz nach den Schüssen krachte ein schwarzer Mercedes-SUV in den Gartenzaun einer Arztpraxis an der Stapferstrasse 32. Mit aufgeblasenem Airbag fuhr der Lenker anschliessend mit dem havarierten Auto Richtung Bilander weiter. Der Mercedes war auf ein Familienmitglied des Opfers eingelöst.

Handelt es sich bei den Schüssen um einen Racheakt?

Ein weiterer Schauplatz war am Samstagnachmittag das Café Livi’s im Bankgebäude. Nach einem Streit wurde ein Mann, der ein Verwandter der Opferfamilie sein soll, festgenommen, weil er offenbar gedroht hatte. Im Café herrschte Chaos. Das Café wurde über das Wochenende aufgeräumt und ist seit Montag regulär geöffnet.

In Brugg kam es am Samstag zu einer Auseinandersetzung.
Bild: BRK News
Dabei wurden mehrere Schüsse abgegeben.
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Am Fahrzeug wurde offenbar die Scheibe eingeschossen.
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Auch an der Türe sind Einschusslöcher zu erkennen.
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Unweit des Vorfalls kam es zu einem Selbstunfall.
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Wie und ob die abgegebenen Schüsse und der Unfall zusammenhängen, sei laut Kapo-Mediensprecher Daniel Wächter noch nicht klar.
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Am späteren Nachmittag nahm dann die Polizei zwei Personen im Zusammenhang mit den Schüssen fest: einen 24-jährigen Schweizer, der als mutmasslicher Tatverdächtiger im Zentrum der Ermittlungen steht, und eine weitere Person aus dem Kosovo.

Wie Recherchen der AZ zeigen, dürfte es sich bei der Schiesserei um einen Racheakt handeln.Denn bereits vor sieben Wochen, am Nachmittag der Brugger Kinderfasnacht, gingen zwei Gruppierungen in Brugg beim Café Livi’s aufeinander los. Nach einer verbalen Auseinandersetzung kam es zu einer Massenschlägerei. Eine Person wurde damals mittelschwer verletzt und musste bei einer nahe liegenden Bäckerei notdürftig behandelt werden. Der Verletzte soll mehreren Quellen zufolge der Vater des mutmasslichen 24-jährigen Schützen sein. Vater und Sohn gehören einer Gastrofamilie an, die in Brugg erfolgreich mehrere Lokale betreibt – so auch das Café Livi’s.

Gastrofamilie wehrt sich gegen Berichterstattung

Aufgrund der Berichterstattung der vergangenen Tage habe sich die Gastrofamilie bei Tele M1 gemeldet und sich beschwert. Die Berichte seien einseitig und vermittelten einen falschen Eindruck, wer das Opfer sei. Auf Nachfrage des Senders, welche Informationen nicht stimmen würden, entgegnete die Familie nichts. Nur, dass es eben nicht in Ordnung sei, wie über das Café Livi’s berichtet würde.

Auch Wettstein warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen: «Das Livi’s ist ein gut laufendes und geführtes Café. Wir sind ab und an auch mit dem Stadtrat in dem Lokal. Zuerst einmal ist das eine Tragödie.»

Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile ein Verfahren eröffnet. «Die Ermittlungen zum genauen Tathergang und zu den Hintergründen dauern an», so die Kantonspolizei. Bis zu einer rechtmässigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.(sim)