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Labor-Partei von Premier Albanese gewinnt Wahl und schafft Aussergewöhnliches

Dem Premier mit dem Spitznamen «Albo» gelingt etwas, das seit mehr als 20 Jahren kein Regierungschef in Down Under geschafft hat. Er darf eine zweite Amtszeit antreten. Seinem Rivalen wurde offenbar der Vorwurf zum Verhängnis, sich programmatisch am US-Präsidenten zu orientieren.

Bei der Parlamentswahl in Australien hat sich die regierende sozialdemokratische Labor Party von Premierminister Anthony Albanese klar durchgesetzt. Albanese ist damit der erste Regierungschef seit gut 20 Jahren, der für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden ist.

«Die Australier haben sich entschieden, sich den globalen Herausforderungen auf die australische Art zu stellen, sich umeinander zu kümmern und sich dabei eine Zukunft aufzubauen», erklärte Albanese am Samstagabend (Ortszeit) in seiner Siegesrede in Sydney.

Oppositionsführer Peter Dutton von der rechtskonservativen Koalition aus Nationalen und Liberalen räumte zuvor seine Niederlage ein. «Wir haben unsere Sache in diesem Wahlkampf nicht gut genug gemacht, so viel ist heute Abend klar, und ich übernehme dafür die volle Verantwortung», erklärte der 54-Jährige.

Dutton ergänzte, er habe Premier Albanese zuvor angerufen und ihm zu dessen Erfolg beglückwünscht. «Es ist ein historisches Ereignis für die Labor-Partei und das erkennen wir an.»

Nach Prognosen mehrerer Medien könnte Albaneses Labor Party mit absoluter Mehrheit weiterregieren. Der Analyst Antony Green vom Nachrichtensender ABC sagte voraus, dass die Regierungspartei mehr als 75 Mandate im 150 Sitze zählenden Unterhaus erringen und damit über der notwendigen Schwelle landen dürfte. Duttons Koalition kam demnach auf 36 Mandate, unabhängige Kandidaten und andere Parteien auf 13.

Im Wahlkampf ging es insbesondere um die Energiepolitik, die hohe Inflation und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Städten in Down Under. Insbesondere ein Eigenheim ist für viele Menschen noch immer der Inbegriff des australischen Traums, den sich jedoch immer weniger leisten können. Sowohl Albanese als auch Dutton räumten ein, dass das Land in einer Lebenshaltungskrise stecke.

Duttons konservative Liberal Party warf der Regierung von Albanese vor, durch eine verschwenderische Ausgabenpolitik die Inflation anzuheizen. Der Oppositionsführer versprach, mindestens einen von fünf Jobs im öffentlichen Sektor zu streichen, um die Staatskasse zu entlasten. Die Labor Party hielt Dutton wiederum vor, US-Präsident Donald Trump und dessen Gremium für Regierungseffizienz (Doge) nachzueifern – und verpasste ihm den Spitznamen «DOGE-y Dutton».

«Wir haben Versuche miterlebt, hier eine Politik der Spaltung im amerikanischen Stil zu betreiben und Australier gegeneinander auszuspielen – und ich denke, dass das nicht die australische Art ist», erklärte der 62-jährige Albanese im Wahlkampf.

Zwar sprachen sich sowohl der Premier als auch der Oppositionsführer dafür aus, dass das Land bis 2050 klimaneutral werden solle. Zugleich warb Dutton dafür, die ersten Atomkraftwerke auf dem Kontinent zu bauen. Ein groß angelegter Einstieg Australiens in die Kernenergie und eine geringere Abhängigkeit von erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windkraft würde günstigeren Strom liefern, argumentierte er. Labor hielt ihm vor, einen Kahlschlag im öffentlichen Dienst zu planen, um seine nuklearen Bestrebungen finanzieren zu können.

Die Parlamentswahl vom Samstag fand auch vor dem Hintergrund von demografischen Veränderungen in Down Under statt. Erstmals waren bei einem Urnengang die sogenannten Babyboomer, die zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 1964 geboren wurden, gegenüber jungen Wählern in der Unterzahl.