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«Ausgeverhalten der Jungen hat sich verändert»: Kultklub Mascotte in Zürich macht dicht

Ab Juli wird der Klub «Mascotte» am Zürcher Bellevue nicht mehr als Partylocation betrieben, Ende 2025 macht die Location ganz dicht. Unter anderem ein Grund dafür ist das veränderte Ausgeverhalten der Jugend seit der Coronapandemie.

Das «Mascotte» gilt als einer der ältesten Clubs der Schweiz. Vor über 100 Jahren wurde die Location offiziell eröffnet, bekannte Namen wie Aracade Fire, The XX, Florence & The Machine, die Toten Hosen oder Pete Doherty traten dort schon auf.

Seit 2004 führten Patrick Spiller, Lukas Meier, Marc Blickenstorfer, Patrick Grau und Alfonso Siegrist den Club am Zürcher Bellevue. Doch damit ist nun Schluss. Denn das «Mascotte» schliesst bald seine Türen.

Wie der Club in einem Instagrampost bekannt gibt, lassen die Verantwortlichen den Mietvertrag per Ende 2025 auslaufen. Vom 12. bis 14. Juni planen die Betreiber noch ein letztes Abschlusswochenende, bis Ende 2025 wird der Club dann als Eventlocation für private oder geschäftliche Anlässe erhalten bleiben. Dann ist definitiv Schluss.

Was nach 2025 passiert, ist noch unklar. Die Stadt Zürich plant eine grössere Renovierung des denkmalgeschützten Corsohauses, das «Mascotte» hätte also so oder so mindestens zwei Jahre Pause machen müssen.

Das Mascotte befindet sich seit über 100 Jahren im Corso-Haus beim Zürcher Bellevue.
Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

«Wir blicken voller Stolz, Dankbarkeit und Wehmut auf über 800 Konzerte, tausende Partys und zahllose spannende Erlebnisse zurück. Das «Mascotte» war für viele ein zweites Zuhause … auf für uns», heisst es im Instagrampost.

Schwierige Jahre seit Corona

In einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» erklärt Alfonso Siegrist das Aus: «Das vergangene Jahr lief nicht zufriedenstellend. Das Ausgehverhalten der Jungen hat sich seit Corona deutlich verändert. Gesünder leben – nicht mehr durchfeiern.»

Gemäss Siegrist sind die Einnahmen an der Bar seit rund einem Jahr um bis zu 30 Prozent gesunken, zudem hat sich das Ausgeh-Angebot in der Stadt verändert: «Zürich explodiert förmlich mit Outdoor-Events und Pop-ups.»

Auch die Location im Corsohaus am Zürcher Bellevue entwickelte sich in den letzten Jahren eher zum Nachteil. «Früher gab es noch andere Clubs nebenan, wie das Purpur. Der Nachtbus hielt vor dem «Mascotte». Heute fehlt zu später Stunde die jugendliche Laufkundschaft», sagt Siegrist.

Die Jungen würden eher die urbaneren Kreisen 3,4 und 5 bevorzugen. «Ausserdem konnten wir keinen Aussenbereich bespielen wie andere Lokale. Das war schwierig.»

Clubsterben in Zürich

Das «Mascotte» geht damit den gleichen Weg wie erst kürzlich der Klub «Zukunft» bei der Langstrasse. Auch die «Zukki» schloss im März ihre Pforten, weil die Jugend von heute ihr Ausgehverhalten verändert hat.

Die Zürcher Clubszene kämpft seit längerem mit finanziellen Problemen. Steigende Kosten, weniger Alkoholkonsum und schwindende Einnahmen setzen den Betrieben zu.

Es ist darum gut möglich, dass nach dem «Mascotte» und der «Zukunft» noch weitere Partyinstitutionen folgen werden.