
Gegen trockene Böden und brennende Wälder – so will der Bund frühzeitig warnen
Die Schweiz, das Wasserschloss Europas, trocknet aus. Die Klimaerwärmung führt auch hier zu immer mehr und immer längeren Trockenperioden.
Der Bund hat deshalb ein neues Frühwarnsystem eingeführt. Die Plattform ist seit Donnerstag online; die Entwicklung hat 4,75 Millionen Franken gekostet. Mit der Plattform hat der Bund eigens einen «integrierten Trockenheitsindex» mit Warnsystem entwickelt. Er zeigt jeweils für die nächsten vier Wochen auf, ob, wo und in welchem Ausmass sich Trockenperioden abzeichnen.
Trockenheit «gesamtheitlich» erfassen
Bisher wurde Trockenheit als Naturgefahr «nicht gesamtheitlich» betrachtet, heisst es vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Das heisst: Niederschlagsmengen, die Trockenheit des Bodens, die Wasserstände von Flüssen und Seen wurden separat gemessen.
Damit würden Trockenperioden und ihre Folgen aber nicht ausreichend erfasst, so das Bafu. Erst wenn man mehrere dieser Faktoren gemeinsam betrachte, liessen sich schwerwiegende Schäden, etwa in ausgetrockneten und damit brandgefährdeten Wäldern, vorhersagen.
Mit dem neuen Index will man besser einschätzen können, ab wann Trockenheit tatsächlich zur Gefahr wird. Er bringt dafür ein halbes Dutzend Faktoren in einer detaillierten Übersicht zusammen. Gemeinden und Kantone sollen damit einen besseren Überblick erhalten. Und rechtzeitig eingreifen können.
Handlungsgrundlage für Kantone und Gemeinden
Das kann etwa heissen, dass weniger Wasser aus Fliessgewässern entnommen wird oder öffentliche Brunnen abgestellt werden. Bei Bedarf lassen sich so auch frühzeitig Weisungen an die Bevölkerung geben – etwa, wie viel Wasser einzelne Haushalte verbrauchen dürfen und wofür.
Die meisten Kantone und Gemeinden verfügen zwar bereits über Konzepte dafür. Doch die können bereits jenseits der Gemeindegrenze wieder komplett anders aussehen. So etwa im Tessin, das 2022 besonders unter der Trockenheit litt: In einzelnen Gemeinden wurden Tankwagen aufgeboten, um die Wasserversorgung sicherzustellen, während das Wasser in der Nachbargemeinde noch floss. Das führt dazu, dass sich die Bevölkerung nur schwer von den nötigen Massnahmen überzeugen lässt.
Das soll der neue Index ändern. Mit den breiter abgestützten und transparent einsehbaren Daten sollen die Entscheide der Behörden besser nachvollziehbar und konsequenter umgesetzt werden. Damit will man mögliche Folgeschäden im dreistelligen Millionenbereich zumindest verringern. Denn, so das Fazit seitens Bund: Vermeiden lassen sich die Folgen der Trockenheit langfristig nicht.