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Razzien und Verhaftungen – auch in der Schweiz: Deutsche Regierung verbietet das «Königreich Deutschland»

Eine der grössten Reichsbürger-Vereinigungen Europas wurde von der deutschen Regierung verboten. Vier Hintermänner wurden verhaftet. Auch in der Schweiz kam es zu einer Hausdurchsuchung.

Es sei ein gefährliches Staatssystem im Staat entstanden, sagte der deutsche Innenminister Alexander Dobrindt. In ganz Deutschland wurden am Dienstag Gebäude und Wohnungen der Reichsbürger-Gruppierung «Königreich Deutschland» (KRD) durchsucht. Vier Männer, die als Köpfe des Netzwerks gelten, wurden laut Bundesinnenministerium festgenommen. Gleichzeitig sprach die deutsche Regierung ein Vereinsverbot gegen die Gruppe aus.

Das «Königreich Deutschland» breitete sich in den vergangenen Jahren auch in der Schweiz aus. Im Rahmen der aktuellen Ermittlungen kam es am Dienstag im Kanton Solothurn zu einer Hausdurchsuchung, bestätigt die deutsche Generalbundesanwaltschaft. Verhaftet wurde dort niemand. Die Wohnung eines 36-jährigen Mannes wurde durchsucht.

Schweiz als Drehscheibe für Fantasiestaat

Auch in der Ostschweiz fanden die Hintermänner des Schattenstaates immer mehr Anhänger. Vor rund einem Jahr trat erstmals ein junger Mann aus Weesen im Kanton St.Gallen als «Botschafter» des «Königreichs» in der Schweiz auf. Bei mehreren Veranstaltungen wurde den Menschen etwa erklärt, dass die Behörden kein Recht hätten und dass man nicht dazu gezwungen werden könne, Steuern zu bezahlen.

Das Rechercheformat SRF-Investigativ machte 2024 die Machenschaften des KRD in der Schweiz publik – etwa wie die Gruppierung Millionenbeträge in der Schweiz umschlägt und verwaltet. Der deutsche Geheimdienst beziffert die Mitglieder des KRD auf rund 6000 sowie rund 20’000 Anhängerinnen und Anhänger der Szene in Splittergruppierungen. Wie viele davon in der Schweiz leben, wurde bisher noch nicht ermittelt.

Über das «Königreich Deutschland»

Das Königreich Deutschland (KRD) ist ein Fantasiestaat. Gegründet hat ihn der gelernte Koch und Karatelehrer Peter Fitzek. 2012 liess sich Fitzek komplett mit Schwert und Fasnachtskostüm zum König von Deutschland krönen und erklärte ein verlassenes Krankenhausgelände in Sachsen-Anhalt zu seinem Staatsgebiet. Fitzeks Anhänger glauben an eine breite Palette von Verschwörungstheorien, vermischt mit rechtsradikalem Gedankengut. Experten bezeichnen die Gruppierung als «rechte Sekte». Die Anhänger des Königreiches lehnen den Staat ab, vom offiziellen Personalausweis über den deutschen Führerausweis bis hin zum Bundespräsidenten. Immer wieder brachten Recherchen ans Licht, dass Mitglieder und Anhänger enge Verbindungen zu Neonazis und anderen staats- und verfassungsfeindlichen Gruppen pflegen.(rar)

Das Königreich Deutschland stellt selber Ausweisdokumente her und betreibt nebst eigenen Gerichten auch eine Bank inklusive einer eigenen Währung. Wie Recherchen gezeigt haben, wurden in der Schweiz mehrere Konten bei kleinen Banken, etwa im St.Galler Rheintal, eröffnet und für die Gruppierung geführt.

Gegen den «König» Peter Fitzek laufen Ermittlungen wegen illegaler Bank- und Versicherungsgeschäfte. Fitzek wurde bereits mehrfach verurteilt, unter anderem wegen ebendieser Versicherungsgeschäfte, aber auch wegen Urkundenfälschung und Körperverletzung – von echten Gerichten, vor denen er sich nun erneut verantworten muss.