
Sie kreiert ein neues «Tiptopf»: Bouillon mit Tintenfisch soll Kinder gluschtig machen fürs Selberkochen
Mit dem Tiptopf haben Generationen von Schülerinnen und Schülern gelernt zu kochen. 1986 erschien die erste Ausgabe des Lehrmittels, das mittlerweile über zwei Millionen Mal verkauft wurde. Hier werden Rezepte vom einfachen Spiegelei über das Birchermüesli bis zum chinesischen Ananaspoulet anschaulich und einfach erklärt. Das 400 Seiten starke Lehrmittel ist beliebt, ausserdem gibt es den Greentopf mit veganen und vegetarischen Rezepten und «Der andere Tiptopf» für die Privatküche.
Zum Autorinnen-Team des Lehrmittels gehört die 45-jährige Ursula Furrer aus Beinwil. Kochen ist für die Mutter dreier Kinder und WAH-Lehrperson im Alter zwischen 10 und 14 Jahren eine Herzensangelegenheit. Sie erzählt: «Mein Berufswunsch stand schon früh fest, ich unterrichte heute noch sehr gerne.» Ihre zweite Leidenschaft ist das Kreieren neuer Rezepte. Diese lebte sie bis zur Geburt ihres ersten Kindes in einem Vollzeitpensum als Rezeptredaktorin bei einer Schweizer Kochzeitschrift aus.
Inspiration holt sie sich im eigenen Garten
Seit einigen Jahren unterrichtet sie wieder in Stans, wo sie bereits vor der Babypause tätig war. Dort schätzt sie den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern. Dies nicht zuletzt auch, weil diese unverblümt Rückmeldungen auf ihre Rezepte geben. Sie lacht und fügt an: «Erfahrungsgemäss läuft es im zweiten Halbjahr immer besser. Erst letztes Jahr hatte ich einen Schüler, der sich sogar dazu hinreissen liess, das zuvor verschmähte Gemüse zu essen.»
Die 45-Jährige gehört nach wie vor dem Tiptopf-Team an, das sich regelmässig trifft und an neuen Rezepten tüftelt. Dabei lässt sie sich oft vom Gemüse, das in ihrem Garten wächst, inspirieren. Auf diese Art und Weise entstand auch das Kuchenrezept mit ganzen Johannisbeeren. Die neue Kreation war der Beerenschwemme in ihrem Garten geschuldet und sei sehr gut angekommen, erzählt sie.

Bild: Philipp Schmidli
Apropos Kuchen: Die Beinwilerin veröffentlichte zwei eigene Kochbücher, nämlich «Cake, genial einfach und schnell» und «Kochen für Freunde – einfach, entspannt, zum Vorbereiten». Das Kuchen-Rezeptbuch wird bereits in der 5. Auflage verkauft und wurde anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2015 mit der Silbermedaille der Gastronomischen Akademie Deutschlands ausgezeichnet. Je einfacher das Rezept, desto besser seien die Rückmeldungen, sagt Furrer. Das gelte sowohl für Koch- als auch für Backrezepte.
Ein Kochbuch für die Kleinsten mit überraschenden Rezepten
Aktuell steckt die Beinwilerin mitten in den Arbeiten für ihr neuestes Projekt. Sie zeichnet für die Rezepte des kleinen Tiptopf verantwortlich, der im Herbst dieses Jahres herauskommt. Er enthält Rezepte für kleine Köchinnen und Köche ab dem Kindergartenalter bis Ende der Primarstufe. Eine Herausforderung, die Furrer mit viel Kreativität und Spass angeht.
Auf der Rezeptliste stehen unter anderem Fruchtraketen, Randen-Mozzarella-Salat oder Bouillon mit Tintenfisch, wobei der Fisch ein Wienerli ist. Sie erzählt: «Es geht darum, dass die Kinder mit Freude kochen, und wenn das Rezept gelingt, dann ist das für sie die grösste Motivation, weiterzumachen.»

Bild: zvg
Die Rezepte sind bewusst einfach gehalten und in wenigen Worten oder in Bildern erklärt. Erstmals arbeitet Furrer allein und nicht im Team. Der Austausch mit ihren Berufskolleginnen fehle ihr manchmal schon, erzählt sie. Nun zählt sie wieder auf ihre drei Kinder, die Testesser im eigenen Haus. Die Begeisterung über das Gekochte halte sich manchmal in Grenzen, erzählt sie lachend.
«Kochen soll etwas Lustvolles sein, dann bleibt man auch dran»
Das hält sie aber nicht davon ab, weiter zu pröbeln. Beim Besuch der AZ zeigt sie ein frisch gebackenes Brot im Brattopf. Als Treibmittel verwendet sie Wildes Hefewasser. Hergestellt wird dieses mit Trockenfrüchten, die sie zuvor in Wasser einlegt. Furrers Begeisterung für das Kochen überträgt sich auch auf ihre Schulklassen.
In kleinen Gruppen ein Menü zu kochen, das gibt sie jeweils als Hausaufgabe auf. Die Jugendlichen seien in der Regel voller Tatendrang dabei und würden jeweils voller Stolz Bilder ihrer Kreationen herumzeigen. Sie sagt: «Kochen soll etwas Lustvolles sein, dann bleibt man auch dran.»