
JJ ist ein würdiger und verdienter ESC-Sieger – darum darf die Schweiz etwas mitfeiern
Er war schon Anfang an unser Favorit, dieser JJ aus Wien mit seinem Lied «Wasted Love». Diesem grandiosen Pop-Œuvre, das auf spektakuläre Weise Pop und Technobeats mit Opernelementen, Chor und klassischen Kunstgesang im Koloraturregister verbindet. Doch die Wettquoten haben uns schon etwas zu denken gegeben und zweifeln lassen. Lag doch der schwedische Sauna-Klamauk «Bara bada bastu» fast uneinholbar vor JJ in Front.
Doch diesmal haben sich die Buchmacher getäuscht. Die Qualität hat sich deutlich durchgesetzt. Countertenor JJ hat sich mit seinem Gesang, der virtuos zwischen Natur- und Kunststimme sowie Brust- und Kopfstimme wechselt, deutlich von seiner Konkurrenz abgehoben. Und kein anderer Song hatte diese spektakuläre Steigerung. Kein anderer Song konnte mit dem orchestralen Höhepunkt mit Chor und Streichern von «Wasted Love» mithalten. JJ ist ein würdiger und verdienter Sieger des ESC in Basel.

Georgios Kefalas / EPA
Der Eurovision Song Contest in Basel war ein hochstehender Wettbewerb mit einigen Songperlen. Doch JJ setzte sich schliesslich deutlich durch. Gegen die Zweitplatzierte israelische Sängerin Yuval Raphael, die vom Publikum überraschend viel Zuspruch erhielt sowie gegen den estnischen Performer Tommy Cash und seinen elastischen Beinen. Die schwedischen Favoriten des Trios KAJ folgten erst auf Platz 4. Aber auch die hoch dotierte französische Sängerin Louane konnte JJ problemlos in Schach halten.

Martin Meissner / AP
Nemo und JJ produziert
Die österreichische Fachjury hat dem Schweizer Beitrag «Voyage» von Zoë Më keine Punkte gegeben. Trotzdem kann sich die Schweiz mit dem österreichischen Sieg etwas mitfreuen. Ist es Zufall, dass der Drama-Pop von «Wasted Love» hörbar von Nemos «The Code» beeinflusst ist? Der aktuelle musikalische Direktor von SRF für den ESC, Pele Loriano, der schon Nemo produzierte, hat jedenfalls auch massgeblich bei der diesjährigen ORF-Produktion mitgewirkt.

Martin Meissner / AP

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Als Talentscout für den ORF hat Loriano den Countertenor JJ (bürgerlich Johannes Pietsch) bei der österreichischen Castingshow «Starmania» entdeckt und beim ORF die Idee mit Pop, Oper und Techno durchgesetzt. Bei «Wasted Love» war Loriano für Konzept, Produktion und Performance zuständig.
Nach dem letztjährigen Sieg von Nemo und «The Code» ist Pele Loriano vermutlich der erste Musiker, der den ESC zweimal hintereinander gewonnen hat. Aktuell ist er wohl der erfolgreichste Künstler im Eurovision-Universum.