
Israels Armee beginnt neue Grossoffensive in Gaza – was wir wissen
Womit rechtfertigt Israel die Grossoffensive?
Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, «umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen», teilte das israelische Militär mit. Der nun laufende Militäreinsatz unter dem Namen «Gideon’s Chariots» sei der Auftakt zur «Erreichung der Kriegsziele» – einschliesslich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hiess es.
Die israelische Nachrichtenseite «Ynet» berichtete in der Nacht unter Berufung auf Quellen im Gazastreifen von neuen heftigen Explosionen im Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Östlich der Stadt Gaza gebe es Berichte über Artilleriebeschuss durch die israelische Armee, hiess es. Demnach würden Wohngebäude bombardiert. Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Militäreinsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen.
Wie steht es um das Gaza-Abkommen?
Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Nahostreise von US-Präsident Donald Trump passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal für Gaza ist weiterhin nicht in Sicht.
Wie gehts jetzt weiter?
Bei den Angriffen der israelischen Armee waren nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza zuletzt rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Angaben, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die israelische Nachrichtenseite «ynet» hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen.

Bild: Maya Alleruzzo / AP
Wie fallen die Reaktionen zum Angriff aus?
Der Chef des UN-Menschenrechtsbüros verurteilte Israels neue Offensive mit drastischen Worten. «Es sieht nach einem Vorstoss für eine dauerhafte Bevölkerungsverschiebung in Gaza aus, der das Völkerrecht missachtet und einer ethnischen Säuberung gleichkommt», sagte Hochkommissar Volker Türk in Genf. Die Bombardements hätten zu weiteren Vertreibungen geführt.
Israels neue Militäroffensive dürfte die Notlage der palästinensischen Bevölkerung des dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg grossflächig zerstörten Gazastreifens weiter verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen bereits vor einer Hungersnot. Israel lässt seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Es wirft der Hamas vor, sie weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
Israels Sicherheitskabinett beschloss zwar kürzlich, künftig wieder Lieferungen nach Gaza zu erlauben, aber mit einem anderen Mechanismus, sodass die Hamas nicht davon profitieren könne. Berichten zufolge sollen Güter nur noch von wenigen Standorten aus verteilt werden. Die UN übten Kritik daran: Zivilisten könnten auf dem Weg zu diesen Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten. (watson/dpa)