
Aarau, St.Gallen, Basel und Luzern sind heiss auf die Bayern-Legende: Kommt Thomas Müller in die Schweiz?
Klubs auf der ganzen Welt buhlen um Thomas Müller. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah? Die vier Fussball-Aushängeschilder des CH-Media-Einzugsgebiets würden den Kultkicker mit Handkuss nehmen. Wir publizieren exklusiv und mit einem Augenzwinkern die Bewerbungsschreiben des FC Luzern, des FC Basel, des FC Aarau und des FC St.Gallen.
«Du wolltest doch schon immer zu einem Kultklub»
Lieber Thomas
Jetzt mal im Ernst und bei Lichte betrachtet: Das langweilige Vereinsleben in den öden Farben Rot und Blau hast du nach all den Fussballerjahren gesehen, und in den furchtbaren Niederungen der Challenge League für einen unaufsteigbaren FC Aarau zu spielen, ist tatsächlich unter deinem Niveau. Auch sind einem 35-jährigen Jungspund wie du einer bist, die Luzerner dann doch zu juvenil und kindisch.
Ergo kommt anhand emotionaler wie rationaler Logik einzig der FC St.Gallen in der Schweiz infrage. Für den Kultklub – du wolltest ja schon immer mal bei einem mitmachen – sprechen ebenfalls die Fans. Solche Choreos hast du noch nie gesehen. Auch kann der FC St.Gallen Weltmeister, seit Marco Tardelli hier einmal gekickt hat. Du wärst aber besser.
Etwas beschaulicher deinem Gemüt entsprechend wäre es im Osten unseres Landes sowieso, gleichwohl würden wir deinen Dialekt verstehen – Grenzgänger sind wir gewohnt. Dein München, ein nächster Vorteil, wäre nicht weit, und Trainer Enrico Maassen, ein Landsmann, hat gewiss Verständnis für jährliche Abstecher zum Marienplatz.
Du und Lukas Watkowiak, das wäre ein bisschen Bud-Spencer-und-Terence-Hill-mässig. Mit dem zweiten Goalie des FCSG hättest du gleich deinen Bodyguard dabei, und wir sparen so etwas Geld. Ohnehin hat dein Kumpel Felix Neureuther längst seinen Besuch der Gallusstadt angekündigt: Er will noch den kleinsten Skilift der Welt befahren. Deinen Pferden würde es ebenso am Bodensee gefallen wie deinem Golfset auf den Migros-Courts und deinen Hunden im Alpstein. Mit Heimweh ist es also weit her.
Ach ja, unsere Olma kannst du gerne in deiner Tracht besuchen – richtig, das ist unser Oktoberfest. Und weil die Stürmer bei uns nicht so oft treffen, wärst du als falsche Neun mit Stammplatzgarantie gesetzt, das kennst du ja nicht mehr. Und willst du es Ende Juni nicht mit deinen bayrischen Freunden von Sportfreunde Stiller auf der OASG-Sitterbühne «müllern» lassen?
Also Thomas, Bratwurst-City ruft. Lass uns die Details bei einer Mass feinstem Schützengarten klären. Pfiat di!
Christian Brägger

Bild: Gian Ehrenzeller / Keystone
«Dein alter Kumpel Xherdan wird dein kongenialer Partner»
Lieber Thomas
Bleib doch einfach beim FCB. Der ist in der Schweiz zwar etwas kleiner, aber für Basel mindestens genauso gross wie der FC Bayern für München. Der Klub lebt das gleiche Motto: «Mia san mia» heisst hier «Alli zämme». In Basel könntest du die gleichen drei tollen Buchstaben ehren und neuerdings auch wieder Champions League spielen. Ausserdem eignet sich die Schweizer Super League prächtig für Karriereenden von grossen Namen. Dein alter Kumpel Xherdan Shaqiri ist auch hier und hat die Liga in der bald endenden Saison im Alleingang auseinandergenommen.
Auch in Zürich und Bern sind die besten Spieler in den 30ern. In den nächsten Jahren könntest du mit deinem Torriecher Shaqiris kongenialer Abnehmer werden und deinen 32 Titeln weitere hinzufügen. Denn hier bricht gerade eine Erfolgsära an. Mit Yann Sommer, Granit Xhaka, Fabian Schär und Mo Salah dürften schon bald weitere Hochkaräter ihre Karriere ebenfalls dort beenden, wo sie einst lanciert wurde. In Basel.
Die Stimmung im St. Jakob-Park ist berauschend, wie du aus deinen drei Gastspielen 2012, 2013 und 2024 ja weisst. Wir danken es dir heute noch, dass du 2012 im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel etwas gar lasch in den Zweikampf mit Jacques Zoua gegangen bist und wir durch das folgende Stocker-Tor 1:0 gewinnen konnten. Was im Rückspiel passiert ist, haben wir vergessen. Diese Mär könntest du ja dann in der Stadt wieder erzählen.
Wir erinnern uns lieber an die magischen Europapokalnächte, die es beim Schweizer FCB in regelmässigen Abständen gibt. Am liebsten schmeissen wir Engländer aus dem Wettbewerb. Du musst also keine Angst haben, in die Fussballprovinz abzusteigen. Die Auswärtsreisen nach Sion oder Yverdon kannst du als Touri-Trips in die Berge oder an schöne Seen verbuchen.
Deine Frau wird Basel ebenfalls lieben. Sie nahm mit ihren Pferden ja schon des Öftern am CHI teil. Solltest du Heimweh haben, gibt es einen Flughafen und zur Not ist auch der Zug in 4,5 Stunden in München. Verspätung kennen wir in der Schweiz nicht.
Im Namen des FC Basel, liebe Grüsse und bis bald.
Jakob Weber
PS: Für Weltmeister öffnen wir auch eines der vielen Geheimkonten und Steuern musst du auch kaum abdrücken.

Bild: Imago
«Deinen Zuchthengsten wird es bei uns gefallen»
Lieber Thomas
Ich kann dir nicht sagen, ob der FC Aarau nächste Saison in der Super oder in der Challenge League spielt. Ist sowieso Nebensache. Wichtig ist: Der FC Aarau spielt auch nächste Saison im Brügglifeld, im schönsten Stadion der Welt.
Du, der mit 35 Jahren immer noch mit kindlichem Antrieb dem Ball nachjagst, du findest hier alles zum Glücklichsein: Den Duft von Bratwurst in der Nase und Fans zum Anfassen, mit denen du nach Spielschluss ein Bier trinkst. Druck, wie du ihn aus den 17 Jahre als Bayern-Profi kennst, ist in Aarau weit weg. Hier wird «Wir schauen von Spiel zu Spiel» gelebt und ist auch dann offizieller Vereinsduktus, wenn der FC Aarau kurz vor der Zielgeraden Erster ist. An den Bayern-Wahnsinn wird dich höchstens der Rasen erinnern – der ist Champions League, Platzwart Gil Hemmi (er war wie du ein Stürmer-Schlitzohr) sei Dank.
Neben dem Brügglifeld treffen sich die Fans im Restaurant Sportplatz. Dort ist das Essen so währschaft, wie du es als Münchner magst. Heimatgefühle? Im Aargau garantiert! Ob Oktoberfeste, feine (Brezen-)Bäcker, uralte Bräuche und 500 Meter neben dem Brügglifeld die Bushaltestelle «Bavaria» – alles da.
Weisst du noch? 2500 Einwohner, die Schule neben der Kirche neben dem Rathaus neben dem Gemeindehaus – so bist du im tief-bayrischen Pähl aufgewachsen. Und so wirst du hier leben können: Über 100 Gemeinden im Aargau haben keine 2500 Einwohner. Gar nur 170 sind es in Wiliberg, von wo du und Athletikcoach Norbert Fischer eine Fahrgemeinschaft ins FCA-Training bilden könnten. Im Sommer gerne auf dem gut ausgebauten Veloweg.
Oder hoch zu Ross? Für deine Zuchthengste findest du in den vielen Gestüten rund um Aarau bestimmt einen Platz. Auslauf bietet die Pferderennbahn im Aarauer Schachen, für Liebhaber über die Landesgrenzen hinaus die schönste weit und breit.
Überzeugt? Wenn nicht ganz, ruf doch mal Charly Herberth an. Der ist Münchner wie du, vor 44 Jahren verschlug es ihn auf gut Glück nach Aarau. Heute ist er Rekordtorschütze, Cupsieger und vor allem: Er wird dieses Jahr 70 und lebt immer noch hier. Weil es ihm mindestens genauso gut gefällt wie in München.
Servus und bis bald!
Sebastian Wendel

Bild: Pascal Muller / Freshfocus
«Bei uns kannst Du sogar Präsident werden»
Lieber Thomas
Was könnte schöner sein, als deine grossartige Karriere in der Postkartenstadt Luzern ausklingen zu lassen? Ein bisschen Fussball spielen, ein paar Spässchen mit den jungen Wilden im FCL-Team und dann am Feierabend mit deinen beiden Hunden Micky und Murmel einen entspannten Schwumm im Vierwaldstättersee. Das alles mit atemberaubendem Blick auf den Pilatus. Was kann es Schöneres geben?
«Pilatus» ist sowieso ein gutes Stichwort. Du hast deiner Frau Lisa ja bereits einen edlen Luxusflieger von den Pilatus-Werken geschenkt. Falls der mal streikt – in Stans steht sicher schon der nächste bereit. Mit dem bist du schnell überall. Wobei: Mal in Luzern angekommen, willst du aus der Stadt mit den zwei wunderschönen Holzbrücken bestimmt nie mehr wegfliegen.
In den Innerschweizer Bergen ist es sogar noch etwas schöner als in Bayern. Und zum Wohnen wäre das steuergünstige Nidwalden prädestiniert für dich. Dort könntest du gleich Nachbar von Marco Odermatt werden. Mit dem Schweizer Ski-Ass könntest du endlich deine Skikenntnisse auffrischen. Ich meine mal gelesen zu haben, dass du da noch etwas Luft nach oben hast. Was nicht ist, kann ja noch werden.
In Luzern rollen wir dir aber nicht nur in den Bergen den blau-weissen Teppich aus, sondern auch im Klub. Beim FCL kannst du nicht nur Spieler werden, sondern sogleich auch noch Präsident. Der FC Luzern sucht noch jemanden mit Übersicht – und wer hat die mehr als der Raumdeuter schlechthin? Mit deiner sympathischen und offenen Art bringst du Bernhard Alpstaeg und die anderen Aktionäre sicher wieder an einen Tisch. Als Belohnung kriegst du dann sogleich die 25 Prozent der Aktien des Klubs von Walter Stierli geschenkt – und alle Unruhen wären endlich vorbei.
Das Beste kommt zum Schluss: Die Luzerner Fasnacht – sorry liebe Basler – ist das beste Fest der Schweiz. Im Kostüm und mit «Grend» auf dem Kopf könntest du dich inkognito unters Volk mischen – und so richtig die Sau rauslassen. Für dich gäbe es das Bier natürlich ausnahmsweise im Masskrug.
Raphael Gutzwiller

Claudio De Capitani / Freshfocus