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Wasserstoff für Postautos wird doch nicht im Aargau produziert

Das Gemeinschaftsprojekt mit Axpo und Voegtlin-Meyer AG im Brugger Industriequartier wirft nach dem Baustart einige Fragen auf.

Mit dem Neubau der grössten Wasserstoffproduktionsanlage der Schweiz neben der Aare und einer erdverlegten Leitung zur nahe gelegenen Tankstelle im Brugger Wildischachen wollte Axpo Geschichte schreiben.Die medienwirksame Baueingabe erfolgte vor knapp drei Jahren.

Die Idee hinter dem Gemeinschaftsprojekt: Das Wasserkraftwerk Wildegg-Brugg ermöglicht mittels Elektrolyse die Produktion von 2000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr. Über eine Pipeline gelangt der Wasserstoff zur neuen Tankstelle der Voegtlin-Meyer AG, die damit auch Postautos betreibt.

Vor gut einer Woche sind die ersten Baumaschinen auf der freien Parzelle aufgefahren. Doch vorerst entsteht nur ein Umschlagplatz für Wasserstoff und keine Produktionsanlage, wie das «SRF- Regionaljournal Aargau/Solothurn» berichtete.

Die Bauarbeiten für Wasserstoff-Umschlagplatz der Axpo im Wildischachen in Brugg laufen seit wenigen Tagen.
Bild: Marla Kahlau

Eine Anlage in Betrieb und eine in Uri in Bau

Der Treibstoff für die Wasserstoff-Postautos entsteht also nicht in Brugg. Die Axpo betreibt im Kanton Graubünden eine Wasserstoffanlage, die nicht ausgelastet ist – obwohl sie nur einen Sechstel der Produktionsleistung der geplanten Brugger Anlage hat. Zudem ist in Bürglen UR eine Anlage in Bau, die ebenfalls nicht ausgelastet sein wird.

Es mache deshalb keinen Sinn, in Brugg eine weitere Anlage zu bauen, erklärt Wasserstoffexperte Guy Bühler von der Axpo. Sondern der Wasserstoff wird in einer ersten Etappe per Diesellastwagen aus Domat Ems GR angeliefert. Gebaut wird eine Abfüllstation, bei welcher man den Lastwagen, der den Wasserstoff bringt, anschliessen kann.

Postautos werden an der Tankstelle von Voegtlin-Meyer Wasserstoff beziehen.
Bild: Marla Kahlau

Vom neuen Lager aus geht der Bündner Treibstoff dann über eine unterirdische Leitung zur Tankstelle und versorgt die Aargauer Postautos. «Ziel ist, dass im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2026 grüner Wasserstoff an der Tankstelle unseres Partners Voegtlin-Meyer getankt werden kann», sagt Axpo-Sprecher Stephan Weber.

Zwei neue Gelenkbusse ab Sommer 2026 im Einsatz

Nach einer früheren Pilotphase in Brugg lässt Postauto den derzeit einzigen Brennstoffzellen-Bus der Schweiz, der mit Wasserstoff betrieben wird, seit einem Jahr wieder in der Region fahren. Ab Sommer 2026 werden in Brugg acht zusätzliche Solaris-Busse fahrplanmässig im Einsatz stehen. Laut Postauto-Sprecher Urs Bloch handelt es sich bei den Wasserstofffahrzeugen um zwei Gelenkbusse und sechs normale.

Dass Axpo etappenweise vorgehen werde, sei schon seit einigen Monaten klar, sagt Stephan Weber. Ob und wann die Produktionsstätte in Brugg doch noch realisiert wird, steht noch offen. Axpo beobachte das Marktumfeld laufend, so Weber. Grüner Wasserstoff gehöre vor allem im Bereich der Industrie und Mobilität zu den wichtigsten klimafreundlichen Energieträgern. Der Energiekonzern setzt auf Wasserstoff als Teil der Dekarbonisierung und will diese Wirtschaft in der Schweiz und in Europa vorantreiben.

Apropos Produktionsstätte: Am 21. Mai 2033 endet die Konzession für das Wasserkraftwerk Wildegg-Brugg. Axpo als Eigentümerin dieses Kraftwerks hat dem Kanton Aargau ihr Interesse an einer neuen Konzession schon länger mitgeteilt. Die ordentlichen Arbeiten zum Neukonzessionierungsverfahren starten laut Axpo 2025.