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KSB verzichtet auf Vor-Ort-Dolmetscher – und setzt als erstes Spital der Schweiz ganz auf ein Badener Start-up

Seit Anfang Monat läuft die Verständigung mit fremdsprachigen Patientinnen und Patienten am Kantonsspital Baden vollständig über die Videoplattform dolmX. Die Gründe.

Seit dem 1. Mai verzichtet das Kantonsspital Baden (KSB) vollständig auf Vor-Ort-Dolmetschdienste. Stattdessen setzt es nun fix auf das virtuelle Angebot des Badener Start-ups dolmX, wie es in einer Mitteilung schreibt. Das KSB sei das erste Spital in der Schweiz, das komplett auf dolmX setzt. Die Umstellung erfolgt nach einem erfolgreichen Pilotprojekt und positiven Rückmeldungen aus dem Spitalalltag.

2024 wurde der digitale Dienst bereits 1476 Mal genutzt, während klassische Einsätze vor Ort auf 589 zurückgingen. 2022, damals noch ohne dolmX, waren es 1204 Dolmetscheinsätze vor Ort. 2023 wurde die Videoplattform im Rahmen einer Pilotphase getestet und kam bereits bei 231 von insgesamt 1365 Übersetzungseinsätzen zum Einsatz(das BT berichtete). Ab November 2023 lief der Betrieb zweigleisig und nachdem sich Letzterer im Spitalalltag bewährte, fiel der Entscheid, vollständig auf die virtuelle Lösung umzusteigen.

Es sei kostengünstiger, effizienter und deutlich einfacher in der Handhabung: «Kurzfristig eine geeignete Dolmetscherin oder einen geeigneten Dolmetscher vor Ort zu organisieren, war viel aufwendiger», heisst es von Seiten der Medienstelle. Zwar blieben Ausnahmen weiterhin möglich, doch mittel- bis langfristig gehe man davon aus, dass Präsenzlösungen ganz wegfallen.

Im Alltag läuft es nun so: Eine medizinische Fachperson meldet den Bedarf über die Verwaltung an und loggt sich dann via iPad oder Laptop bei dolmX ein. Eine freiberuflich tätige Dolmetscherin oder ein Dolmetscher übernimmt den Auftrag, begleitet das Gespräch live per Video und kann auch medizinische Dokumente wie Arztberichte oder OP-Protokolle parallel übersetzen. Der Anspruch: Fachsprache verständlich und patientennah zu übertragen. Viele der Dolmetschenden sind laut Mitteilung speziell für medizinische Fachgespräche geschult.

Am häufigsten würden Dolmetschdienste in der Gynäkologie, Orthopädie und Physiotherapie angefragt. Die meistübersetzten Sprachen seien Russisch, Ukrainisch, Türkisch, Arabisch und Portugiesisch.

Hinter dem Videodienst steht die junge Gründerin Nielufar Saffari. Die gebürtige Wienerin mit iranischen Wurzeln lebt heute in der Region Baden und wurde 2023 in die renommierte Forbes-Liste «30 under 30» aufgenommen. «Gerade bei sensiblen medizinischen Gesprächen hat Datenschutz höchste Priorität», wird CEO Saffari in der Mitteilung zitiert. «Daten werden bei uns nicht gespeichert, und unsere Server stehen ausschliesslich in der Schweiz.»

Gemeinsam mit dem KSB hat sie laut Medienmitteilung die Plattform in den letzten Monaten so weiterentwickelt, dass sie effizient, Spitalalltag-tauglich und alle regulatorischen Anforderungen erfüllt. (cla)