
Kriegsschiff gekentert: Werft-Direktoren müssen für Kims Blamage büssen
Nach der Panne beim Stapellauf eines Kriegsschiffs in Nordkorea sind laut staatlichen Medienberichten drei Mitarbeiter der Werft festgenommen worden. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA wurden die leitenden Angestellten für das Unglück verantwortlich gemacht. Welche Strafen den Festgenommenen blüht, ist noch ungewiss.
Der 5000-Tonnen-Zerstörer war am Mittwoch beim Stapellauf im Hafen von Chongjin beschädigt worden. Satellitenbilder zeigten das Schiff auf der Seite liegend, teilweise von blauen Planen bedeckt und zum Teil unter Wasser.

Maxar Technologies Handout/AP
Machthaber Kim Jong-un hatte nach dem Vorfall von einem «schweren Unfall» und einem «kriminellen Akt» gesprochen, der durch «absolute Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit» verursacht worden sei. Offenbar wurden während des Stapellaufs in der Schiffswerft im nordkoreanischen Chongjin Teile des Schiffsbodens zerdrückt, wie es hiess. Diktator Kim habe den Unfall vor Ort als Augenzeuge mitverfolgen müssen, wurde weiter berichtet.
Experten der US-Denkfabrik CSIS bezeichneten den gescheiterten Stapellauf in einer Analyse als «Blamage» für Kim Jong-un und die nordkoreanische Marine. Der Zerstörer, der in der Lage sein soll, atomar bestückte Lenkwaffen abzuschiessen, werde voraussichtlich auf absehbare Zeit nicht in Dienst gestellt werden können.
Ausmass der Schäden heruntergespielt
Dass Nordkoreas staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur einen solch sensiblen Unfall vermeldet, gilt als aussergewöhnlich, jedoch nicht einzigartig. Zunächst berichteten die offiziellen nordkoreanischen Medien von Löchern im Rumpf als Folge des Kenterns.
Kurz danach spielte KCNA das Ausmass der Beschädigung herunter, indem es nur noch von «Kratzern am Rumpf» und einer «gewissen Menge an Salzwasser» schrieb, das «in den Heckbereich des Schiffes eingedrungen» sei. Die blauen Planen, die auf den Satellitenaufnahmen deutlich zu erkennen sind, dienen offensichtlich dazu, ausländischen Nachrichtendiensten die Feststellung der genauen Schäden zu erschweren.
Dass das offizielle Nordkorea trotzdem die Schuld den eigenen Werftangestellten zuschiebt, und nicht etwa der Sabotage durch feindliche Agenten, könnte laut westlichen Analysten einen besonderen Grund haben: Indem Kim jetzt an den Beschuldigten ein Exempel statuiert, kann er seine Macht im Inland weiter festigen und ein Warnsignal an all jene aussenden, welche staatlich eingeforderte Leistungen in ihren Betrieben nicht erbringen.
Die Beziehungen auf der koreanischen Halbinsel sind derzeit äusserst angespannt. De facto befinden sich Nord- und Südkorea weiterhin im Krieg, da der Koreakrieg (1950–53) lediglich mit einem Waffenstillstand endete. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. Im vergangenen Jahr hatte Kim während einer Grundsatzrede Südkorea als «Hauptfeind» bezeichnet.(bos/dpa)