Sie sind hier: Home > Grosser Rat > Grosser Rat hat genug von der integrativen Schule – Bildungsdirektorin Martina Bircher spricht von «Glaubenskonflikt»

Grosser Rat hat genug von der integrativen Schule – Bildungsdirektorin Martina Bircher spricht von «Glaubenskonflikt»

Mit einem Postulat wollte die Mitte-Fraktion die Weiterentwicklung der integrativen Schulform an der Volksschule vorantreiben. Nach einer teilweise emotionalen Debatte wurde der Vorstoss begraben.

Die Aargauer Bildungspolitik setzt in der Volksschule seit rund 20 Jahre auf die Integration statt Kleinklassen und gerät zunehmend unter Druck. Am Dienstag scheiterte die Mitte-Fraktion mit ihrem Postulat zur Stärkung der integrativen Schulform am Widerstand der FDP- und SVP-Fraktion.

Das Ziel des Vorstosses war, konkrete Massnahmen zu prüfen, um einen Mehrwert für die umstrittene Schulform sicherzustellen. Der Regierungsrat wäre bereit gewesen, das Postulat entgegenzunehmen und abzuschreiben. Es entstand eine emotionale Debatte

Jürg Baur (Mitte) betonte, es ginge um die Weiterentwicklung und Optimierung. Carole Binder-Meury (SP) warnte vor Rückschritt auf Feld eins mit flächendeckenden Regelklassen, wie sie FDP und SVP forderten.

Die FDP wolle den Irrweg der integrativen nicht weitergehen, so Jeanine Glarner. Sie verwies auf die unbefriedigenden Resultate in der Pisa-Studie. Ein weiterer Bericht würde keine neuen Erkenntnisse bringen, hielt Stephan Müller im Namen der SVP fest. Von einer «Schweinerei» sprach Mitte-Grossrat Harry Lütolf: «Wir haben schon gemerkt, dass SVP und FDP nun alle Vorstösse wieder bringen, die letztes Jahr abgelehnt wurden.» Er erinnerte an die Gemeindeautonomie. Im Einwohnerrat Wohlen seien erst kürzlich Kleinklassen abgelehnt worden. Es komme nicht gut, wenn der Kanton den Gemeinden solche Sachen aufs Auge drücken. Uriel Seibert (EVP) warnte vor Schnellschüssen.

Bildungsdirektorin Martina Bircher.
Bild: Raphaël Dupain

«Wenn Harry Lütolf sagt, Kleinklassen seien Mist, muss ich mich schon fragen, wo sind wir eigentlich», sagte Bildungsdirektorin Martina Bircher (SVP). Es gehe nicht, wie erwähnt worden sei, um eine Glaubensfrage, sondern um einen Glaubenskonflikt. Das sei aber nicht zielführend. Ihre Devise laute: Jedes Kind zur richtigen Zeit in der richtigen Klasse. Dafür müssten alle einen Beitrag leisten.