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Pfingstfeuer unter dem Hintern

Gedanken zu Pfingsten von David Bhend, Sozialdiakon in Oftringen.

«Ade Pfingschte geits am ringschte», murmelt mir Jo (Name geändert) ins Ohr, während wir im Auto ins Baselbiet fahren. Es ist fast wie ein Ritterschlag – schließlich reden wir hier von den legendären Pfingstüberfällen. In den letzten Jahren haben wir diese Streiche immer wieder wiederholt. In den 90er war unsere Welt noch etwas mehr vogelfrei, und wir haben nicht daran gedacht, welchen Schrecken wir den Aarburger und Brittnauer Jungscharkindern einjagen würden.

Im Baselbiet steigen wir aus. Mit Insider-Infos wissen wir genau, wo das Pfingstlager ist. Wir schleichen wie Schatten durch den Wald, mit dem Plan, den Leitenden einen gehörigen Schrecken einzujagen. Rund um das Lagerfeuer sitzen sie – die Gesichter erleuchtet, während der Duft von Bratwurst und frischer Luft die Nacht erfüllt.

Wir krabbeln voran. Natürlich gerät der Lärmpegel schnell in Gefahr, und schon rasen ein paar Leiter wie aufgescheuchte Hühner in unsere Richtung. Auch sie hatten Insiderinfos. – Jo wird mutig: «Ich bleibe liegen, vielleicht sehen sie mich nicht.» Ich folge seinem Beispiel und rolle mich auf den Boden, aber der Plan erweist sich als suboptimal.

Der Hauptleiter Kudi (Name geändert) und seine beiden „Bodyguards“ haben uns schnell im Visier. Wie zwei Jagdtrophäen werden wir zum Feuer gezogen. In mir kommt ein mulmiges Gefühl hoch. Auf dass wir nicht etwa noch als «Spannferkel» enden! «Dene mache mer Rönnhose», ruft Kudi. Der Albtraum wird wahr. Das Geburtstagsgeschenk meiner Freundin fällt einem läuternden Lagerfeuer zum Opfer.

Das Gelächter der Leiter/innen hallt durch die Nacht, während unser «Pfila-Überfall» buchstäblich in die Hose geht.

Beim Nachdenken heute wird mir klar, dass unser kleines Abenteuer eine tiefere Verbindung zur Pfingstgeschichte hat. An Pfingsten entzündete der Heilige Geist ein Feuer in den Herzen der Jüngerinnen und Jünger – sodass sie so richtig Feuer unter dem Hintern hatten; nicht nur die Frohbotschaft zu verkünden, sondern die Welt mit der Liebe Gottes in Brand zu setzen.

Dasselbe Pfingstfeuer brennt auch heute noch. Das Pfingstfeuer ist da, um Christinnen und Christen die drei ewigen Werte des Neuen Testaments zu branden. Der Apostel Paulus nennt sie: «Glaube, Hoffnung und Liebe» (1. Korintherbrief 13,13).

Glaube? Viele glauben, dass der Glaube ausgedient hat. Doch was bleibt von uns übrig, wenn wir an nichts mehr glauben, im Hier und Jetzt? Und was bleibt danach?

Hoffnung? Man sagt, wir leben in unsicheren Zeiten, und es gäbe wenig Hoffnung auf eine gute Zukunft. Nun ja, das war schon oft so in der Geschichte. Darum ist die Hoffnung noch nicht ausgestorben. Sie stirbt bekanntlich zuletzt.

Liebe? Liebe in ihrer reinen Form ist Hingabe. Mit dieser Liebe können wir die Welt in Brand setzen. Sie ist und kommt von Gott selbst. Wir können uns von ihr immer wieder anzünden lassen. Von diesem Pfingstfeuer wünsche ich uns allen eine gehörige Portion Feuer unter dem Hintern.“