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Aargauer Verein gewinnt mit 100’000 Franken dotierten Preis für Biodiversität

Der Verein Naturwerkstatt Eriwis hat in der ehemaligen Tongrube in Schinznach-Dorf ein Naherholungsgebiet geschaffen. Für das Projekt, welches Biodiversität und Gesundheit vorbildlich kombiniere, wird er nun mit dem höchstdotierten Naturschutzpreis der Schweiz ausgezeichnet.

Wo früher ein feinkörniges Gestein namens Opalinuston abgebaut wurde, findet sich heute ein Naturjuwel. In einer ehemaligen Tongrube in Schinznach-Dorf hat der Verein Naturwerkstatt Eriwis ein Naherholungsgebiet geschaffen. Ein Engagement, das nun gewürdigt wird: Der Verein erhält den mit 100’000 Franken dotierten Binding-Preis für Biodiversität.

In einem Communiqué heisst es, der Verein Naturwerkstatt Eriwis habe die Jury mit seinem «ganzheitlichen Ansatz, Biodiversität und Gesundheitsförderung zu verbinden» überzeugt. Er sei ganz im Sinne des diesjährigen Mottos «Biodiversität und Gesundheit». Auf einer 13,5 Hektaren grossen Fläche am Siedlungsrand von Schinznach-Dorf erlebten Besucherinnen und Besucher heute eine mosaikartige Landschaft mit Teichen, Sukzessionsflächen, Heilpflanzengarten, Barfusspfad und Naturerlebnisangeboten.

Die Naturwerkstatt Eriwis bringe den Menschen die Natur auf vielfältige Weise näher, schreibt die Jury weiter. Pädagogische Angebote, partizipative Pflegeeinsätze, Workshops mit Heilpflanzen und eine durchdachte Wegführung verbänden Umweltbildung, Naturschutz und Gesundheitsförderung. «Die Eriwis ist nicht nur ein Ort der Artenvielfalt, sondern auch der Achtsamkeit, Erholung und des sozialen Engagements.»

Naturwerkstatt Eriwis in Schinznach-Dorf: Ein vielfältiges Angebot an Kursen und Workshops fördert sinnliches Wahrnehmen und kreatives Lernen in der Natur.
Bild: Stefanie Würsch / zvg

Initiator zeigt sich hocherfreut

Die Initiative geht auf die Landschaftsarchitekten Victor Condrau und Elisabeth Dürig zurück, die das brachliegende Gebiet im Jahr 2006 entdeckten und dessen ökologisches Potenzial erkannten. Mit der Gründung des Vereins, dem späteren Kauf der Fläche zusammen mit BirdLife Aargau, dem Einbezug von Zivis bei der Pflege sowie der engen Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau und dem Kanton Aargau wurde die Grundlage für ein einzigartiges Leuchtturmprojekt geschaffen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Victor Condrau sagt auf Anfrage: «Ich freue mich sehr über den Preis. Es ist eine Anerkennung für die Arbeit, die wir geleistet haben, und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Aufgrund des diesjährigen Schwerpunkts «Biodiversität und Gesundheit» habe er sich zwar gewisse Chancen ausgerechnet, sagt Condrau, trotzdem habe ihn der Sieg überrascht. Die 100’000 Franken will der Verein in diverse Biodiversitäts- und Gesundheitsförderungsprojekte investieren, etwa in den Arzneipflanzengarten, die Amphibien-Förderung oder in die Weiterentwicklung von Schulungen und Exkursionen.

Landschaftsarchitekt Victor Condrau hat das Projekt zusammen mit Elisabeth Dürig initiiert.
Bild: Rinaldo Feusi

Derweil geht der mit 25’000 Franken dotierte Binding-Anerkennungspreis an den Verein Quartiergarten Hard in Zürich. Mitten im dicht bebauten Hard-Quartier habe dieser einen offenen Begegnungsort geschaffen, der Naturraum, Sozialraum und Nahrungsmittelproduktion vereine. Die diesjährigen Preisträger zeigen aus Sicht der Jury «auf unterschiedliche Weise, wie eng Natur, Gesundheit und Gemeinschaft zusammenhängen – und wie Biodiversität Teil des Alltags werden kann.»

Förderstiftungen schütten jährlich 6 Milliarden Franken aus

Der Binding-Preis für Biodiversität ist mit der Gesamtpreissumme von 125’000 Franken der höchstdotierte Naturschutzpreis der Schweiz. Ausgezeichnet werden innovative Projekte mit Vorbildcharakter, wegweisende Leistungen, die durch Engagement, Kreativität und Ausdauer zur Förderung der Vielfalt von Lebensräumen, Arten und genetischen Ressourcen beitragen. Im Fokus steht dabei derzeit der Siedlungsraum. Der Preis wird seit 2021 jährlich vergeben und seit 2023 jeweils zu einem Jahresthema ausgeschrieben.

Finanziert wird der Preis durch die Sophie und Karl Binding Stiftung, eine Förderstiftung mit Sitz in Basel, die sich schweizweit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Kultur engagiert. Dafür setzt sie laut eigenen Angaben jährlich über 3 Millionen Franken ein.

Solche von Stiftungen ausbezahlten Gelder haben in der Schweiz eine besonders grosse Bedeutung. Förderstiftungen schütten jedes Jahr sechs Milliarden Franken für gemeinnützige Zwecke aus, wieSRFkürzlich berichtete. Laut der Geschäftsführerin des Verbands der Schweizer Förderstiftungen ist das doppelt so viel wie bisher angenommen.