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Trotz Fachkräftemangel: Frauen kehren der Tech-Branche den Rücken

Die Not nach IT-Fachkräften wächst. Doch die Branche vergrault die Frauen, wie eine neue Studie zeigt. Und das aus einem bestimmten Grund.

Die Schweiz hat sich punkto Gleichstellung verbessert und steigt global von Rang 20 auf Rang 17 auf. Das geht aus dem neusten Global-Gender-Gap-Report des Weltwirtschaftsforums (WEF) hervor, der die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen untersucht. Trotz Fortschritt gibt es Luft nach oben. Allen voran in der Tech-Branche, wie ein neuer Bericht der Beratungsfirma Bain & Company in Zusammenarbeit mit Advance, dem Wirtschaftsverband für Geschlechtergerechtigkeit, zeigt: Frauen kehren der Tech-Branche häufiger den Rücken zu.

Rund ein Drittel aller Beschäftigten in Schweizer Technologieunternehmen sind Frauen. Dieser Anteil sinkt drastisch, je höher man die Karriereleiter aufsteigt. Managementpositionen besetzen Frauen nur noch zu einem Fünftel. Der «Leaky Pipeline»-Effekt ist nicht auf den Tech-Bereich beschränkt; auch in anderen Branchen verlieren Unternehmen auf jeder neuen Karrierestufe überproportional viele Frauen – und das, obwohl die Anzahl der Hochschulabsolventinnen steigt. Doch: In der Tech-Branche zeigt sich der Effekt besonders stark.

Woran liegt das? Schliesslich werden vermehrt Anstrengungen unternommen, um Schülerinnen in MINT-Fächern zu fördern sowie um Fachspezialistinnen gezielt zu rekrutieren. Das Problem scheint allerdings deren Abwanderung.

Unternehmenskultur als Karrierekiller

Die Studie zeigt: Frauen in Tech-Unternehmen fühlen sich deutlich häufiger gestresst als ihre männlichen Kollegen – und das nicht primär aufgrund hoher Arbeitsbelastung. Weibliche Tech-Fachkräfte nennen die Unternehmenskultur als grössten Stressfaktor. Im Gegensatz zu Berufen in anderen Branchen klafft hier ein klarer Gender Gap: Frauen in Tech-Unternehmen erleben den Arbeitsplatz deutlich seltener als unterstützend oder inklusiv. Die Unzufriedenheit nimmt mit jeder Karrierestufe sogar zu. Dies führt zu Abwanderung von Frauen, was Rekrutierungsbemühungen von weiblichen Fachkräften wieder zunichtemacht.

Das ist nicht nur hinsichtlich der Gleichstellung ein Problem, denn gemäss ICT-VET Switzerland, der zuständigen Organisation für IT-Berufe, droht der Schweiz bis 2030 ein Mangel von rund 40’000 IT-Fachkräften, falls keine Gegenmassnahmen ergriffen werden.

Bain & Company rät Unternehmen, Führungskräfte einzustellen, die glaubwürdig und sichtbar für Inklusion eintreten. Die Anstellung von mehr Frauen löse das Repräsentationsproblem nicht, wenn das Arbeitsumfeld, in das sie eintreten, ausladend ist. Darüber hinaus förderten interne Netzwerke und Karriere-Sponsoren eine positive Dynamik am Arbeitsplatz. Sie signalisierten Wertschätzung.