
Segelboot verliert im Sturm auf dem Hallwilersee den Mast: «Es zeigt sich, dass Warnungen nicht ernst genommen werden»
Am Sonntagnachmittag sind zwei Personen mit einem Segelboot auf dem Hallwilersee unterwegs. Graue Wolken breiten sich über ihren Köpfen aus. Ob sie die Sturmwarnleuchte am Ufer bei Meisterschwanden nicht sehen? Oder betrachten sie das Signal und die lauernden Sturmwolken schlichtweg nicht als bedrohlich? Klar ist nur, dass die Gewitterfront, die am Sonntag durch den Aargau zog, auch vor dem Hallwilersee nicht Halt machte.
Das spürten die beiden Segler spätestens dann, als ihnen der Sturm den Mast vom Boot riss. «Das Boot wäre wohl nicht mehr selbstständig in den Hafen gelangt», sagt Dominic Zimmerli, Dienstchef Kommunikation der Kantonspolizei Aargau. Laut Zimmerli habe eine Drittperson das Boot gesichtet und daraufhin einen Notruf abgesetzt. Das Segelboot sei anschliessend wohl von Privatpersonen ans Ufer von Tennwil geschleppt worden.
So zumindest die Vermutung der Kantonspolizei Aargau. Unklar ist, um welche Art Segelboot es sich handelt und wem es gehörte. Auf Anfrage wollte der Motorboot-Club Hallwilersee, der an den Wochenenden für den Seerettungsdienst verantwortlich ist und demnach das Schleppen übernommen haben könnte, dazu keine Angaben machen.
Segler blieben im Sturm unverletzt
Die beiden Personen, die sich auf dem Boot befanden, blieben glücklicherweise unverletzt. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage: Wieso waren sie trotz Sturmwarnung auf dem Hallwilersee unterwegs? «Die Sturmwarnung war in Betrieb, somit muss man unmittelbar zurück in den Hafen», sagt Ueli Haller, Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee.
Die Sturmwarnleuchte befindet sich beim Seezopf Delfin in Meisterschwanden und ist aufgrund ihrer Position vom ganze See aus bestens sichtbar.Sie wurde Anfang Juni 2024 ersetzt, weil sich die alte Anlage immer stärker gegen den See hin geneigt hatte.Auf einer Höhe von fast 7 Metern blinkt bei herannahendem Sturm eine LED-Lampe. Durch die neue Technik erscheine das Licht nicht mehr rotierend, sondern mehr wie ein blinkender Punkt.

Karte: AZ
«Sie könnte auch etwas greller sein», sagte Susette Burger, Leiterin der Sektion Gewässernutzung beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt, damals. Die Warnung am Sonntagnachmittag muss für die Segler also klar ersichtlich gewesen sein. Wieso sich die beiden Personen dennoch so lange auf dem Boot befanden, dass sie der Sturm schliesslich einholte, kann sich Ueli Haller nicht erklären. «Es zeigt sich zum Teil aber, dass diese Warnungen nicht ernst genommen werden», so Haller.
Bootssteg in Birrwil ausser Betrieb
Auch anderweitig hat die Gewitterfront ihre Spuren am Hallwilersee hinterlassen. So wurde der Steg in Birrwil durch den Sturm derart stark beschädigt, dass die Bootsstation bis auf weiteres nicht angefahren werden kann. «Wir hatten einen stürmischen Nachmittag», sagt Haller. Ein Kursschiff lag gemäss dem Schifffahrts-Präsidenten gerade am Steg in Birrwil, als das Gewitter aufkam.

Bild: Ujdhesa Shabani
Die Passagiere hätten das Schiff gerade verlassen, als im nächsten Moment eine Böe aufkam und das Schiff mitsamt den zwei Pfählen vom Steg wegriss. «Zum Glück gab es nur einen materiellen Schaden», sagt Haller. «Aber wir müssen dennoch zwei neue Pfähle rammen.» Wann genau das der Fall sein wird, ist aktuell noch offen. Auf Facebook teilte die Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee jedoch mit, dass man alles daran setze, den Steg in Birrwil so bald wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen.

Bild: Facebook / Hallwilersee Schifffahrt