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Mit hoher Geschwindigkeit talwärts: Permafrost schmilzt weiter

Das Jahr 2024 war ein weiteres Rekordjahr des Klimawandels. Der neue Permafrostbericht zeigt, dass die Eis- und Geröllschicht vermehrt in Bewegung kommt. Für die Infrastruktur kann das gefährlich werden.

Der Permafrost in den Schweizer Alpen schmilzt uns unter den Augen weg. Am schnellsten erwärmt sich der sogenannte kalte Permafrost in Felswänden und in Gebieten, die unter –2 Grad liegen. Aber auch in wärmerem Permafrost wie in Blockgletschern steigt die Temperatur an. Zwar bewegen sich solche Schutt-Eis-Gemische immer. Doch Anfang der 1990er-Jahre waren es noch wenige Dezimeter pro Jahr. Mittlerweile sind es bis zu drei Meter. Das zeigt der Permafrostbericht 2024 des Permafrostmessnetzes Permos.

Grund dafür – wir wissen es schon lange – ist der menschengemachte Klimawandel. Die letzten drei Jahre gehören zu den fünf wärmsten in der Schweiz seit Messbeginn im Jahr 1864. Die 1,5-Grad-Marke, die eine wichtige Zielmarke im Pariser Klimaabkommen ist und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels begrenzen soll, wurde 2024 zum ersten Mal überschritten.

All das wirkt bis ins Innere der Berge. Die Permafrosttemperaturen in 10 Meter Tiefe stiegen an den 23 Bohrlochstandorten von Permos zwischen 2014 und 2025 über 0,8 Grad an. Verstärkt wurde der Anstieg der Permafrosttemperaturen durch den frühen Schnee in hohen Lagen im Herbst 2023. Die Schneedecke speicherte die Wärme im Boden.

Die Auswirkungen der Schmelze sind abschätzbar

Doch welche Auswirkungen hat das alles? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Tauen des Permafrosts undBergstürzen wie in Blatten?«Ein direkter Vergleich von Blatten und dem Tauen von Permafrost ist auf Basis der heutigen Kenntnisse schwierig», sagt Cecile Pellet, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Permos. Blockgletscher seien kleiner und ganz anderer Art als die Gesteinslawine in Blatten. Ausserdem sei der Grund ihrer Bewegung gut erforscht, bei Blatten hingegen sind die Umstände noch nicht gänzlich geklärt.

Permos beobachtet das Schmelzen der Blockgletscher wie hier im Tessin.
Bild: Scapozza, Permos

Trotzdem: «Wenn der Permafrost wärmer wird und auftaut, nimmt generell die Wahrscheinlichkeit für Felsstürze und Murgänge zu», sagt Pellet. Instabile Hänge können die Hochgebirgsinfrastrukturen wie Wanderwege, Berghütten oder Lawinenverbauungen gefährden. Bergbahnen und andere Bauwerke brauchen eine tiefere Verankerung, um dem Boden standzuhalten. Und Wanderwege, die über Blockgletscher verlaufen, würden teilweise geschlossen, weil das Laufen über die Steine zu unsicher wird. Das Erwärmen und Auftauen des Permafrosts stellt die Berggebiete also vor neue Herausforderungen.