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Der Aargau schwitzt: So lange dauert die Hitzewelle und das sind die Auswirkungen – muss das AKW Beznau abgestellt werden?

Die Hitzewelle hat den Aargau fest im Griff. Die hohen Temperaturen haben nicht nur Auswirkungen auf uns Menschen, sondern auch auf die Umwelt und sogar die Stromproduktion.

Es ist heiss im Aargau. In den vergangenen Tagen kletterte das Thermometer mehrfach deutlich über 30 Grad. Gestern erreichte der Wert auf dem Thermometer in Würenlingen ganze 35,2 Grad.

«Das ist der zweithöchste Temperaturwert in der Schweiz in diesem Jahr», sagt Michael Eichmann, Meteorologe bei MeteoNews. Wärmer war es bislang nur in Biasca mit 36 Grad am vergangenen Samstag.

Trotz anhaltender Hitzewelle rechnet der Meteorologe nicht damit, dass dieser Höchstwert im Aargau in den nächsten Tagen überboten wird. Bis und mit Donnerstag seien aber weiterhin hohe Temperaturen zwischen 31 und 34 Grad Celsius möglich. Höchstwerte seien vor allem bei den Messstationen in Leibstadt, Beznau und Würenlingen zu erwarten. Weil es zwischen Dienstag und Donnerstag mehr Wolken am Himmel hat, könne es im Aargau lokal zu sogenannten Tropennächten kommen. Das bedeutet, dass es in der Nacht nicht auf unter 20 Grad abkühlt.

Meteorologe Michael Eichmann von MeteoNews.
Bild: zvg

Ein Ende der Hitzewelle ist in Sicht

Höchste Zeit also für einen Wetterumschwung. «In der Nacht von Donnerstag auf Freitag erreicht den Aargau dann eine Abkühlung in Form von verbreiteten Regengüssen und Gewittern», sagt Eichmann. Damit sei die Hitzewelle vorerst vorbei. Die Temperaturen würden sich aber weiterhin im sommerlichen Bereich bewegen. Am Freitag wird es schwül und die Temperaturen erreichen bis 26 Grad Celsius, am Samstag wird es ebenfalls bis zu 26 Grad warm, während es am Sonntag rund 25 Grad Celsius warm und bewölkt wird.

Gemäss dem Meteorologen sei der Monat Juni viel zu warm gewesen. Im schweizweiten Vergleich seien die Temperaturen rund 3.7 Grad zu hoch. Somit sei es der zweitwärmste Juni seit Messbeginn gewesen, nur im Jahrhundertsommer 2003 war es noch wärmer. Auch die Anzahl Hitzetage entspricht nicht der Norm: Im langjährigen Mittel bewegen sich die Anzahl Hitzetage bei rund drei Hitzetagen, in diesem Juni gab es aber je nach Messstation zwischen sechs und acht Hitzetage..

Hitzewelle hat Auswirkungen auf die Gewässer

Mit der Hitze steigen auch die Trockenheit und damit die Waldbrandgefahr in der Schweiz. Der Aargau ist aber aktuell noch nicht von grosser Waldbrandgefahr betroffen, das Bundesamt für Umwelt (BAFU) weist für den Kanton eine mässige Waldbrandgefahr aus.

Die anhaltend hohen Lufttemperaturen haben zur Folge, dass die Fliess- und Stillgewässer immer wärmer werden. Laut der Abteilung Hydrometrie des Kanton Aargaus und MeteoNews wurden folgende Wassertemperaturen im Kanton gemessen(Stand Montag, 30. Juni):

Baden,Limmat: 25,3 Grad Celsius

Brugg,Aare: 23,2 Grad Celsius

Meisterschwanden,Hallwilersee: 25 Grad Celsius

Klingnau,Aare: 24,6 Grad Celsius

Laufenburg,Rhein: 24,4 Grad Celsius

Mellingen,Reuss: 24,3 Grad Celsius

Rekingen,Rhein: 24,3 Grad Celsius

Rheinfelden,Rhein: 24,1 Grad Celsius

Kernkraftwerk Beznau reduziert Leistung

Die hohen Wassertemperaturen haben Auswirkungen auf die Stromproduktion. Wie die Axpo am Montag in einer Medienmitteilung schrieb, erreichte die Aare unterhalb des Atomkraftwerkes Beznau nach vollständiger Durchmischung des Kühlwassers eine Temperatur von 25 Grad Celsius. Die Axpo habe deshalb die Leistung beider Blöcke des AKW Beznau bereits seit Tagen immer stärker gedrosselt und gestern auf 50 Prozent reduziert.

Die beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Beznau nutzen das Wasser der Aare zur Kühlung. Nun wurde die Leistung des Kernkraftwerkes auf 50 Prozent gedrosselt.
Bild: Gaetan Bally / Keystone

Diese Massnahme diene dem Schutz des Ökosystems Aare und der Einhaltung aller umweltrechtlichen Vorgaben, wie die Axpo schreibt. Das AKW Beznau entnimmt das Kühlwasser für die Reaktoren aus der Aare und leitet es nach dem Kühlvorgang wieder zurück in den Fluss. Mit der Reduktion der Leistung soll eine übermässige Erwärmung des bereits warmen Gewässers in heissen Sommerperioden verhindert werden, um Flora und Fauna nicht zusätzlich zu belasten.

Muss das AKW Beznau am Mittwoch abgestellt werden?

In der Mitteilung heisst es weiter, die Axpo stehe in engem Kontakt mit den zuständigen Aufsichtsbehörden und beobachte die weitere Entwicklung der Wassertemperaturen. Sollte sich die Wetterlage verschärfen, wäre der AKW-Betreiber «technisch und organisatorisch vorbereitet, beide Blöcke bei Bedarf geordnet und kontrolliert vom Netz zu nehmen». Gegenüber Tele M1 sagt Mediensprecher Christoph Trösch, wenn die Aare weiterhin so warm bleibe, werde man die Reaktoren ganz abstellen müssen. «Nach den aktuellen Berechnungen wird dies am Mittwoch der Fall sein», sagt der Sprecher weiter.

Auch die Fische leiden unter der Hitzewelle

Unter den warmen Gewässern leiden besonders deren Bewohner. Fischarten wie die Äsche oder die Forelle, welche in kühlen Gewässern leben, haben mit den warmen Temperaturen zu kämpfen.

Damit sich die Situation für die Fische entspannen würde, müsste es über längere Zeit ausgiebig regnen. Kurt Braun, Präsident des Aargauischen Fischereiverbandes, befürchtet aber eher noch eine Verschlimmerung der Situation: «Es ist tragisch, wenn ich die Wetterprognose anschaue, dann gibt es auf weite Sicht keine ergiebigen Regenfälle.»

Fische wie die Äsche und die Forelle leiden besonders unter den warmen Temperaturen der Gewässer.
Bild: Rainer Kuehnis / SFV Schweizerische Fischereiverband

Deshalb könnten kleinere Aargauer Gewässer wie zum Beispiel die Sissle in den kommenden Wochen wieder austrocknen. Ein Fischsterben oder geplante Notabfischungen seien die Folge. Wie Kurt Braun gegenüber Tele M1 sagt, verzichten er und viele weitere Fischer aktuell auf ihr Hobby, um die Fische zu schonen. Kurt Braun appelliert zudem an die Öffentlichkeit, das Baden in tiefen Fliessgewässern zu unterlassen, um die Fische nicht zu stören.