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Nach Nicht-Nomination von Mandy Abou Shoak wird die SP von Migranten und Intellektuellen hart kritisiert

In Zürich wollte eine Migrantin für die SP das Stadtpräsidium übernehmen. Die Partei verweigerte ihr die Nominierung. Nun wirft ein offener Brief der Linken ein strukturelles Problem und Heuchelei vor.

Mandy Abou Shoak war Hoffnungsträgerin für viele Migrantinnen und Secondos. Die schwarze und muslimische SP-Politikerin wollte Stadtpräsidentin der Stadt Zürich werden. Doch am Ende entschied sich die Versammlung der Sozialdemokraten nicht für Abou Shoak, die Tochter von sudanesischen Flüchtlingen. Stattdessen nominierten sie Raphael Golta, den bisherigen Sozialvorsteher.

Nun sorgt ein offener Brief mit dem Titel «Es isch gnueg!» für Rumoren bei der SP. Darin fordern prominente Kulturschaffende und weitere bekannte Namen, viele davon selbst mit Migrationshintergrund, dass die «schweizerische Linke» umdenken müsse. Sie bemängeln den Umgang mit den Migranten bei Wahlen. «Wir sind für euch gut genug, um die Wahl-Listen bunter zu machen, aber wenn es um echte Entscheidungsmacht geht, bleibt der Zugang verwehrt», kritisieren die Unterzeichnenden.Innerhalb eines Tages haben rund 1500 den Brief digital unterzeichnet.

Die Probleme würden sie schon seit Jahren beobachten, heisst es im Schreiben: «Linke Politik, die sich auf Diversität beruft, aber ihre Macht nicht teilt, verliert an Relevanz – nicht nur moralisch, sondern auch politisch.» Die Mehrheit der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Schweiz seien heute Menschen mit Migrationshintergrund. Und eigentlich würden gerade die linken Parteien behaupten, sie würden die Werktätigen vertreten.

«Veränderung geschieht nicht über Nacht»

«Es geht um reale Veränderung – und diese muss endlich in die Hände jener gelegt werden, die von struktureller Ungleichheit und Ausgrenzung tatsächlich betroffen sind», heisst es im Brief. Alleine in der Stadt Zürich seien 50 Prozent der Bevölkerung migrantisch geprägt. Darum sei es besonders störend, dass Abou Shoak nicht einmal für den Stadtrat nominiert worden sei.Hier gab die Versammlung Kantonsrat Tobias Langenegger und Nationalrätin Céline Widmer den Vorzug.

Abou Shoak sitzt seit zwei Jahren im Kantonsrat und hat im Vorfeld der Nominierung ihren Lebenshintergrund betont. Es ging explizit um die bessere Einbindung von Migrantinnen in die Exekutiv-Politik. Nach ihrer Nicht-Nomination schrieb sie auf Linkedin: «Veränderung geschieht nicht über Nacht – sie braucht Zeit, Beharrlichkeit und viele, die nicht locker lassen. Was wir angestossen haben, war mehr als eine Bewerbung: Es war das sichtbare Zeichen einer Bewegung, die gehört, gesehen und mitgestalten will.»

Die Unterzeichner des Briefes betonen dann auch, dass es ihnen «nicht um Mandy» gehe. Der Fall stehe nur «exemplarisch für ein strukturelles Problem innerhalb der schweizerischen Linken». Gegenüber Keystone-SDA hat der Zürcher SP-Parteipräsident angekündigt, mit den Verfassern das Gespräch zu suchen. Er habe sie bereits kontaktiert.(chm)