
AKW Beznau: Reaktor 1 ganz vom Netz, Reaktor 2 läuft noch mit halber Leistung – warum die Anlage nicht abgestellt wurde
Schon seit Sonntag laufen die zwei Reaktoren des AKW Beznau nur auf halber Leistung, weil die Aare immer wärmer wird. Aus dem Fluss wird oberhalb des Kraftwerks das Wasser entnommen, das die Reaktoren kühlt. Ein paar hundert Meter weiter unten wird das Kühlwasser wieder in die Aare eingeleitet. Wenn die Wassertemperatur an drei Tagen in Folge über 25 Grad liegt, muss das Atomkraftwerk abgestellt werden.
Noch am Montag ging ein Sprecher der Betreiberfirma davon aus, dass diese Bedingung am Mittwoch erfüllt ist und das AKW deshalb vollständig heruntergefahren werden muss. Dies ist nun aber nicht der Fall, wie es in einer Medienmitteilung der Axpo vom Mittwochmorgen heisst. Allerdings produziert das Kraftwerk derzeit nur wenig Strom: Der Reaktor 1 ist seit Dienstag heruntergefahren, der Reaktor 2 wird mit halber Leistung betrieben.
Aare beim AKW blieb am Dienstag unter 25 Grad
«Die Aaretemperatur nach Einleitung des Kühlwassers und weitgehender Durchmischung blieb im Laufe des gestrigen Tages unter 25 Grad», heisst es in der Mitteilung. Die Massnahmen würden für den Moment beibehalten, die Axpo beobachte die Entwicklung der Wassertemperaturen laufend.
Auf die Menge des Kühlwassers hat die Leistungsreduktion keinen Einfluss: Benötigt werden unabhängig davon 40’000 Liter pro Sekunde. «Das einzige, was sich ändert, ist der Wärmeeintrag in das Kühlwasser», sagt Axpo-Sprecher Christoph Trösch. Dieser ist proportional zur Leistung: Mehr Leistung heisst höhere Erwärmung, keine Leistung heisst keine Erwärmung.
Axpo kann trotzdem genügend Strom liefern
SP-Grossrätin Gabriela Suter hatte angesichts der Hitzewelle am Dienstag vorgeschlagen, das AKW Beznau in den heissen Monaten grundsätzlich abzuschalten.Die Axpo entgegnete, bei diesem Vorschlag werde übersehen, dass die Anlage gerade im Sommer, wenn viel Solarstrom eingespeist werde, einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität leiste.
Für die Axpo sieht Suter neben der hohen Wassertemperaturen ein anderes Problem: «Der Strom, den die Axpo jetzt mit den AKW nicht produzieren kann, wurde wohl bereits verkauft.» Um die Verträge einzuhalten, müsse dieser nun anderweitig produziert werden, zum Beispiel mit Wasser aus den Stauseen.
Trösch teilt dazu mit: «Wie in der Branche üblich, verkauft Axpo einen Teil der Produktion im Voraus.» Bei planbaren Revisionsstillständen oder ungeplanten Ausfällen werde der Strom am Markt zugekauft. Die Erfüllung der Lieferverpflichtungen von Axpo sei jederzeit sichergestellt.