
Die Schweiz gewinnt dank starker Schlussphase 2:0 gegen Island!
Die gute Nachricht traf rund eine Stunde vor Spielbeginn in Bern ein. Im anderen Spiel der Gruppe A hatte Norwegen gegen Finnland 2:1 gewonnen und mit diesem Sieg ein Stück weit etwas Druck vom Schweizer Team genommen. Nun war ein frühzeitiges Ausscheiden des Heimteams schon nach dem zweiten Spiel nicht möglich.
Rund drei Stunden später wurden die Nachrichten im Wankdorf noch besser. 75 Minuten waren gespielt, es war bis dahin ein Kampf- und Krampf-Spiel zwischen Schweizerinnen und Isländerinnen. Kaum Torszenen gab es, zerfahren war die Partie. Und aus Schweizer Sicht spielerisch ein Rückschritt im Vergleich zum verlorenen Startspiel gegen Norwegen.
Doch dann kam er: der geniale Moment der besten Schweizer Fussballerinnen. Lia Wälti konnte sich endlich mal von ihrem Schatten Karolina Vilhjalmsdottir lösen. Sie spielte Sydney Schertenleib an, welche die Situation erfasste und Geraldine Reuteler lancierte. Und alleine vor der gegnerischen Torhüterin Cecilia Runarsdottir traf die Frankfurt-Stürmerin souverän in die weite Ecke.
Das Führungstor durch Reuteler war der Dosenöffner, das 2:0 durch die eingewechselte Alayah Pilgrim in der 90. Minute – erzielt nach einem Konter mit einem satten Schuss in die rechte, untere Ecke – der Treffer, der die Türe für die K.o.-Runde weit öffnete. Nun reicht der Schweiz am Donnerstag in Genf im abschliessenden Gruppenspiel gegen Finnland ein Unentschieden, um in die Viertelfinals einzuziehen.
Die Trainerin mit dem glücklichen Händchen
Schertenleib leitete das 1:0 ein, die eingewechselte Pilgrim erzielte den zweiten Treffer: Am Ende hatte die Schweizer Nationaltrainerin Pia Sundhage mit ihren Personalentscheiden also absolut richtig gelegen. Sie hatte die Startformation nämlich auf zwei Positionen geändert. Wie von den Medien gefordert, durfte das Supertalent Sydney Schertenleib diesmal beginnen, auch ihre Sturmpartnerin Svenja Fölmli stand neu von Beginn weg auf dem Feld. Riola Xhemaili und Noemi Ivelj mussten Platz machen, Geraldine Reuteler rückte zurück ins Mittelfeld.
Sundhage reagierte damit auf die dürftige Leistung in Sachen Effizienz in der Offensive anlässlich der Startniederlage gegen Norwegen. Nur muss man auch sagen: Die Massnahme verfehlte ihre Wirkung über eine Stunde lang. Zwar zeigte Schertenleib gerade in der ersten Viertelstunde ein paar Kostproben ihrer Technik und Qualität im Umschaltspiel, doch insgesamt konnte auch sie kaum Gefahr in den gegnerischen Strafraum bringen. Ein Schuss aus rund 30 Metern von Iman Beney im Anschluss an eine abgewehrte Freistossflanke ins Aussennetz war die einzige Chance, welche die Schweizerinnen sich vor der Pause notieren lassen konnten. Das war in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit.
Es gelang den Schweizerinnen lange Zeit nicht, an die Leistung aus dem Norwegen-Spiel anzuknüpfen. Dass Captain Lia Wälti von Karolina Vilhajlmsdottir auf Schritt und Tritt verfolgt wurde, lähmte das Schweizer Angriffsspiel. Es fehlte die Struktur, der Druck und die Gefahr über die Seiten blieben aus – und damit in letzter Konsequenz eben auch die Torszenen. So blieb der einzige Aufreger vor der Pause ein annulliertes Kopftor von Fölmli in der 29. Minute. Die Stürmerin hatte eine Gegenspielerin geblockt, worauf der VAR korrekterweise intervenierte. Immerhin liess das Heimteam hinten nach einem Schreckmoment und einem Lattenschuss Islands schon nach 47 Sekunden kaum etwas zu.
Der grösste Sieg in der Geschichte dieses Teams
Das Spiel blieb auch nach der Pause physisch, geprägt vom Kampf und zerfahren. Sundhage reagierte früh in der zweiten Hälfte mit einem Wechsel von der Dreierabwehr auf ein klassisches 4-4-2. Nochmals so eine gelungene Massnahme der Trainerin.

Til Buergy / EPA
Und so waren am Ende irgendwie nicht nur Schertenleib, Reuteler und Pilgrim die Matchwinnerinnen auf Schweizer Seite, sondern auch die Trainerin, die für ihren Mut und ihre Wechsel doch noch belohnt wurde. Mit dem wichtigsten Sieg in der Geschichte dieser Auswahl. Der erst vierte Erfolg an einem Endrundenspiel war ein immenser Schritt zur ersten Viertelfinal-Qualifikation der Schweiz an einer Frauen-EM oder -WM. Jetzt kann dieses Team tatsächlich Geschichte schreiben.