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Er soll der Chef einer kosovarischen Terror-Filiale in der Schweiz gewesen sein: Jetzt kommt der «Emir» vor Gericht

Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen den Leiter einer kosovarischen Terrorgruppe. Er soll die Schweizer Filiale in Genf geführt haben.

In den Jahren 2014 und 2015 erlebte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Höhepunkt ihrer Macht. Die Dschihadisten, berüchtigt für Anschläge rund um den Globus und Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung, kontrollierten Gebiete in Syrien und im Irak und rekrutierten weltweit Anhänger.

Auch im Kosovo formierte sich eine Gruppierung, die dem IS nacheiferte. Ein Verein namens Këshilla wollte den Staat destabilisieren, die Macht an sich reissen und den Kosovo in eine Schariazone nach IS-Vorbild umfunktionieren.

Zwei Personen in der Schweiz angeklagt

Im Sommer 2014 verhaftete die kosovarische Polizei bei Razzien Dutzende mutmassliche Dschihadisten und verbot schliesslich die Terrororganisation Këshilla. Doch die Ideologie lebte weiter. Und es gibt Verbindungen zu unserem Land. Die Bundesanwaltschaft hat gegen einen kosovarischen Staatsangehörigen und einen schweizerisch-nordmazedonischen Doppelbürger Anklage erhoben. Sie wirft den beiden vor, an einer terroristischen Organisation beteiligt gewesen zu sein und den IS unterstützt zu haben, wie sie am Montag mitteilte.

Eine Schlüsselrolle hatte offenbar der Kosovare. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt ihn, als Emir der Terror-Filiale in der Schweiz fungiert zu haben. Er soll versucht haben, in der Region Genf mit Propaganda so viele Gläubige wie möglich für seine Anliegen zu gewinnen. Der Genfer Ableger soll zudem bis zu 78’000 Euro zur Finanzierung der Organisation aufgetrieben haben. Gemäss der Anklage hat der Emir ein System mit monatlichen Mindestbeiträgen installiert. Er hatte zudem den Auftrag, die Verbindung zur terroristischen Führungsriege im Kosovo sicherzustellen.

Zu Unrecht Sozialhilfe bezogen?

Dem 33-jährigen Doppelbürger wirft die Bundesanwaltschaft vor, in seiner Wohnung in der Westschweiz Anlässe für die Terrorgruppe durchgeführt zu haben. Er soll zudem ausländische Hassprediger rekrutiert haben.

Die beiden Männer haben laut der Bundesanwaltschaft nicht nur im Bereich des Terrorismus gegen das Gesetz verstossen. Der Ältere soll ungerechtfertigterweise Familienzulagen kassiert haben, nachdem er mit seiner Familie die Schweiz bereits verlassen und sich im Kosovo angemeldet hatte. Der Doppelbürger soll missbräuchlich Sozialhilfe bezogen und versucht haben, Arbeitslosengelder zu erschleichen. Die Beschuldigten müssen sich nun vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten. Sie befinden sich im vorzeitigen Strafvollzug. Sie waren im Zuge von Hausdurchsuchungen im Herbst vergangenen Jahres verhaftet worden.

Die Bundesanwaltschaft führt derzeit gut 130 Verfahren mit Bezug zu Terrorismus. Der Nachrichtendienst des Bundes erachtet die Terrorgefahr in der Schweiz weiterhin als erhöht.