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«Grösster Mehrwert»: Gemeinderat will Badi weiterführen – und Millionen investieren

Drei Varianten für die Zukunft der Badi Reiden stehen zur Debatte. Der Gemeinderat liebäugelt mit der teuersten Lösung. Das letzte Wort hat die Stimmbevölkerung.

Die Zukunft der Badi Reiden ist ungewiss. Die Freizeitanlage steht wirtschaftlich auf wackligen Beinen, der Geschäftsbericht 2024 weist ein Minus von rund 335’700 Franken aus. Die Badi Reiden AG kann ihren Verpflichtungen, Kredite zurückzuzahlen, derzeit nicht nachkommen. Verwaltungsratspräsident der Badi Reiden, Josua Müller, der auch Gemeindepräsident von Reiden ist, sagte vor rund drei Monaten: «Unter den aktuellen Rahmenbedingungen lässt sie sich betriebswirtschaftlich nicht mehr erfolgreich führen.» Der Verwaltungsrat hat daher bei der Gemeinde als Alleinaktionärin den Antrag gestellt, die Badi per 2026 in die Gemeindebetriebe zu integrieren.

Wie es mit der Badi weitergeht, sollen die Stimmberechtigten am 30. November an der Urne entscheiden. Der Verwaltungsrat hat nun drei verschiedene Varianten ausgearbeitet, heisst es in einer Mitteilung. Es habe sich gezeigt, dass für einen gesunden Weiterbetrieb drei Kernprobleme gelöst werden müssen: So muss die Schuldenlast abgebaut, der jährliche Betriebsbeitrag der Gemeinde erhöht und die angefangene Sanierung der Anlage abgeschlossen werden. Weil der Kredit für die Sanierung massiv überschritten worden war, ist die Renovation des Aussenbereichs noch ausstehend.

Die drei Varianten sehen so aus:

Weiterbetrieb: Das kostet die Gemeinde Steuergelder über die nächsten zehn Jahre von rund 12 Millionen Franken. Darin enthalten sind Schuldenrückzahlungen sowie die jährlichen Betriebsbeiträge. Dazu kommen noch nötige bauliche Korrekturen am Hallenbad, Investitionen in die Anlage im Bereich Technik und Sicherheit sowie die Sanierung des Aussenbads. Der jährliche Gemeindebeitrag müsste von 430’000 Franken auf 800’000 Franken deutlich erhöht werden.

Schliessung: Der Rückbau kostet die Gemeinde rund 7,7 Millionen Franken – bei gleichzeitigem Verlust der Freizeitanlage.

Teilvarianten (mit/ohne Aussenbad, mit/ohne Restaurant): Das kostet die Gemeinde in beiden Fällen rund 11 Millionen Franken in den nächsten zehn Jahren.

Der Gemeinderat kam nun zum Schluss: Ein Weiterbetrieb der Anlage ist die sinnvollste Variante. Es gelte, «in den sauren Apfel der noch einmal anfallenden Investitionskosten zu beissen». Gemeinderätin Marianne Schärli (Mitte), Ressort Gesellschaft, sagt auf Anfrage: «Mit einer Weiterführung der Badi haben wir den grössten Mehrwert. Sie ist wichtig für die Region. Es fördert die Gesundheit für Jung und Alt, wenn man sich in der Hitze abkühlen kann. Und für viele Jugendliche ist der Gang in die Badi eine wichtige Freizeitbeschäftigung.» Das zeige sich gerade im aktuellen Jahr, der Betrieb laufe derzeit «sehr gut».

Gründung eines Gemeindeverbands möglich

Eine Weiterführung bedeute zwar hohe Kosten, aber diese seien für die Gemeinde tragbar. «Die 12 Millionen sind über zehn Jahre gerechnet», sagt Schärli. Eine Steuererhöhung sei derzeit nicht vorgesehen, insbesondere, weil die Gemeinde 2024 ein Plus von 3,6 Millionen Franken verzeichnete. «Es ist sicher so, dass noch andere grössere Projekte auf die Gemeinde zukommen. Derzeit ist es noch schwierig zu sagen, was das für den Aufgaben- und Finanzplan heisst. An der Infoveranstaltung am 18. August werden wir sicher mehr zu den Auswirkungen sagen können, derzeit laufen noch die Analysen.»

Klar sei auch, dass nur eine komplett sanierte Badi ohne Schuldenlast bei den umliegenden Gemeinden eine attraktive Verhandlungspartnerin, beispielsweise für die Gründung eines Gemeindeverbandes, sein würde. «Erste Gespräche mit anderen Gemeinden waren grundsätzlich positiv. Ein Mitwirken wäre aber in allen Fällen an die Bedingung geknüpft, dass Altlasten vorher von Reiden selber bereinigt würden», schreibt die Gemeinde in der Mitteilung.

Zwei Sonderkredit an der Urne

Für die Abstimmung will der Gemeinderat zwei Sonderkredite vorlegen. Der eine ermöglicht es der Badi Reiden AG, die heute bestehende Schuldenlast zu tilgen. Die Badi könnte dabei in die Gemeindeverwaltung überführt werden. Der andere Sonderkredit soll dazu dienen, dass die Badi noch ausstehende Arbeiten durchführen kann. Schärli erklärt: «Die Sanierung ist nur möglich, wenn der erste Sonderkredit auch angenommen wird.»

Theoretisch könnte es sein, dass die Stimmberechtigten die Badi in die Gemeindebetriebe überführen, den Sanierungskredit jedoch ablehnen. «Davon raten wir jedoch stark ab. Bei dieser Teilvariante müsste das Freibad geschlossen werden, es würde nur noch das Hallenbad weiterbetrieben.» Synergien würden vernichtet, was den Nutzwert der Anlage mindere und die Chance auf einen wirtschaftlichen Betrieb zusätzlich schmälere, so Schärli.

Die konkreten Zahlen für die Sonderkredite werden an der Infoveranstaltung präsentiert.