
Verwirrung um Pride-Sponsoren: Aargauischer Gewerbeverband oder Gewerkschaftsbund?
Nach bunten Kundgebungen in Zürich und Bern feierte die Pride Aargau im vergangenen September ihre Premiere in Aarau. Dazu wurde ein Verein gegründet. Mit einem bunten Fest wird auf Missstände bei den Rechten für queere Menschen aufmerksam gemacht. Das Ziel: Akzeptanz fördern und aufklären. Es sollte kein einmaliger Anlass sein.
Doch es gab auch Widerstand: «Der Parasit expandiert», schrieb die Aargauer SVP-Jungpolitikerin Vivienne Huber vor der Premiere in einem Tweet auf X. Später bat sie um Entschuldigung und korrigierte: «Der Woke-Wahn expandiert.» Huber stört sich grundsätzlich an der Pride. «Warum braucht es solche Demonstrationen überhaupt?», fragte sie.
Parteien kümmern sich um gesellschaftliche Themen
Nun geht die Pride Aargau am Samstag, 6. September, unter dem Motto «Zämehalt: metenand ond förenand» in die zweite Runde. Auf der Website läuft wieder ein Countdown. Um den Anlass zu stemmen, ist der Verein auf Sponsoren angewiesen. Erstaunlich: Bei den Unterstützenden ist auch der Aargauische Gewerbeverband (AGV) aufgeführt. Dessen Präsident, SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner, ist nicht dafür bekannt, dass er sich explizit für queere Menschen einsetzt.
Als die AZ nachfragt, staunt auch Hans R. Schibli, der Vizepräsident des Gewerbeverbands. Er konnte sich nicht erklären, warum das AGV-Logo auf der Pride-Website stehe. Wie sich auf Nachfrage herausstellt, handelte es sich um einen internen Fehler, für den sich Pride Aargau beim Gewerbeverband entschuldigte. Die Vermutung liegt nahe, dass jemand aus dem Pride-Team versehentlich ein V statt ein B eingetippt hat – die zwei Buchstaben stehen auf der Tastatur direkt nebeneinander. Das Logo des AGV wurde entfernt und durch dasjenige des AGB ersetzt – der Aargauische Gewerkschaftsbund unterstützt die Pride tatsächlich.

Screenshot: Website Pride Aargau
Der AGV unterstütze in der Regel Abstimmungskampagnen zu Sachthemen, vor allem dann, wenn eine Gewerberelevanz gegeben sei, sagt Marianne Kamm, stellvertretende Geschäftsleiterin. Gesellschaftliche Fragestellungen seien hingegen Themen der Parteien.
Zuerst der Umzug, danach die Party
Die Pride Aargau lebt vom Engagement vieler und ist auf Unterstützung angewiesen, um die Veranstaltung für alle kostenlos zugänglich zu machen. Egal ob queer oder nicht: Alle sind eingeladen, sich als Freiwillige zu engagieren oder die Pride finanziell zu unterstützen. Um auf der entsprechenden Website als Unterstützende aufgeführt zu werden, braucht es laut Vereinsauskunft eine Spende von mindestens 150 Franken.

Bild: zvg
Die zweite Pride beginnt am 6. September um 15 Uhr am Bahnhofplatz in Aarau. Miteinander, laut und farbenfroh, will die queere Gemeinschaft danach gemeinsam mit Unterstützenden durch die Stadt Aarau ziehen. Es werde ein sichtbares Zeichen für Liebe, Respekt und gegenseitige Unterstützung gesetzt, schreibt das Organisationskomitee.
Von 16 bis 20 Uhr findet ein Festival mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern auf dem Maienzugplatz statt. Den krönenden Abschluss bilde danach die Afterparty im KIFF. Der Zusammenhalt rücke dieses Jahr besonders in den Fokus, weil die aktuellen Geschehnisse in der Welt und der Schweiz für viele queere Menschen beängstigend seien.