
Mit der «Schrottgurke» 2500 Kilometer durchs Baltikum: Diese Brüder treten an einer richtig verrückten Rallye an
«Wir sind mit Motoren aufgewachsen», erzählt Stefan Bisculm-Peter. Mit «wir» meint der 59-Jährige sich und seine beiden Brüder (57 und 52). Zwei leben heute im Aargau, einer in Eglisau im Kanton Zürich. Aufgewachsen sind die drei in Schwamendingen als Söhne eines Garagisten, «Schräubeler» sind sie bis heute alle geblieben.
Jedes Jahr verbringen die drei eines oder mehrere Wochenenden zusammen, um die gemeinsame Faszination zu leben – etwa am Töfflirennen auf dem Jaunpass oder mit dem Camperbus am Hockenheimring.
Jetzt, da es langsam auf die 60 zugeht, wollen die drei Brüder noch eine Schippe nachlegen. Anfang August geht das Trio am «Pothole Rodeo» an den Start. Die Rallye führt die drei sieben Tage lang in rund 2500 Kilometern durch Polen und die Länder des Baltikums.

Bild: zvg
Das Verrückte: Beim Rennen geht es nicht um die Geschwindigkeit. Vielmehr soll mit einem «bestens ungeeigneten» Fahrzeug teilgenommen werden. Sprich: richtige Schrottgurken mit schwachen Motoren und vielen Tausend Kilometern auf dem Tacho.

Bild: zvg
Das Ziel der Rallye ist demnach vor allem das Abenteuer und die Gemeinschaft. Denn gegenseitiges Aushelfen mit Abschleppen, Reparaturen und Einzelteilen wird auf den unwegsamen Schotterpisten durchs Baltikum wohl zum Alltag gehören.
Rund 100 Autos starten in die Schrott-Rallye
«Wir haben im Internet einen alten VW Polo gefunden», freut sich Bisculm-Peter und fügt an: «Der hat nur 50 PS, schon 32 Jahre und 195’000 Kilometer auf dem Buckel.» Dennoch ist den drei Brüdern die Sicherheit auf ihrem Abenteuer wichtig. Sie haben darum beim Auto sowohl Stossdämpfer als auch Bremsen ersetzt sowie einen neuen Kühler installiert. «Für die Zulassung zur Rallye muss das Auto immatrikuliert, vorgeführt und versichert sein», so Bisculm-Peter.

Bild: zvg
Abgesehen von Zeit und Ort des Starts wissen die drei Brüder noch nicht, wohin genau die Rallye sie führt. «Wir werden täglich einen Checkpoint erreichen müssen, um Infos für die nächste Etappe zu erhalten», erklärt der Motorfan. «Das macht das Rennen sehr spannend.» Unterwegs seien alle Teilnehmer in Whatsapp-Gruppen vernetzt, auch die Organisatoren reisen auf der Strecke mit. Dies nicht zuletzt, um den Teilnehmern im Falle einer Panne den Weg zur nächsten Garage aufzuzeigen.
Rund 100 Autos sollen Anfang August in Polen an den Start gehen, erklärt Bisculm-Peter. Auf der Rallye Punkte sammeln können die Teilnehmer einerseits mit der Originalität ihres Fahrzeugs, aber auch durch tägliche Challenges, die von den Organisatoren festgelegt werden. «Darunter sind auch recht skurrile Sachen», lacht Bisculm-Peter. Er hält fest: «Man muss auch nicht bei allem mitmachen. Uns geht es in erster Linie um den Plausch, nicht ums Gewinnen.»

Bild: zvg
Beladen wird zur grössten Herausforderung
Bis die drei Brüder in ihr Abenteuer starten können, sind noch einige Vorbereitungen nötig. Kopfzerbrechen bereitet den drei insbesondere der Platz im Auto. Schliesslich wollen sie unterwegs neben dem Auto campieren und haben zu diesem Zweck Zelte und Schlafsäcke dabei. Dass neben Reserverad und Werkzeug auch noch drei Leute Platz finden, dürfte für das Trio die grösste Herausforderung werden.

Bild: zvg
Um das Beladen des Polos ausgiebig zu testen, verfrachten die drei in den nächsten Tagen alles Material in die Autowerkstatt ihres Vaters nach Schwamendingen. «Er ist schon 91 Jahre alt», so Bisculm-Peter. Augenzwinkernd fügt er an: «Aber er hat grosse Freude an dem ‹Seich›, den seine Buben mitmachen.»
Neben der Gepäcksituation dürfte auch der kleine Tank des Polos zu Schwierigkeiten während der Rallye führen. «Wir wollen täglich etwa 500 Kilometer zurücklegen», rechnet Bisculm-Peter vor. Neben der sorgfältigen Planung der Tankgelegenheiten unterwegs nehmen die drei darum auch einen leeren Benzinkanister ans Rennen mit.
Schliesslich sei der Erfolg des Brüdertrios auch etwas vom Wetter abhängig. Denn bei Nässe dürfte das Vorwärtskommen mit dem Kleinwagen auf den unwegsamen Rallyepisten eher schwierig werden. «Doch als Allererstes», lacht Bisculm-Peter, «muss die Gurke noch die 1500 Kilometer Autobahn zum Start in Polen überstehen.»