
«Postergirl» der Abtreibungsgegner und glühender Trump-Fan tritt in Zürich auf
Seit 15 Jahren treffen sich in Zürich die Abtreibungsgegner zum «Marsch fürs Läbe». Dieses Jahr hätte die Demo grösser werden sollen, sichtbarer. Dafür haben die Organisatoren ein prominentes Gesicht engagiert: Gianna Jessen aus den USA ist ein Star in der Pro-Life-Bewegung – und glühender Fan von US-Präsident Donald Trump.
Bereits 1991 erzählte die New York Times die Story eines «Postergirls, deren Geschichte geschickt vermarktet wird». Jessen – ein Künstlername – wurde 1977 mit Zerebralparese geboren, weil ihre 17-jährige Mutter sie mit einer Kochsalz-Injektion in die Gebärmutter abtreiben wollte. Von Abtreibungsgegnern adoptiert, wurde das Mädchen im Alter von 14 eine bekannte Aktivistin: Sie trat in Fernsehshows auf, tourte durch Australien und sprach vor verschiedenen Parlamenten, die sich mit Abtreibungsrechten beschäftigten.
In den vergangenen Jahren hat sich Jessen als Anhängerin von US-Präsident Donald Trump profiliert und mehrfach versucht, ihn zu kontaktieren. Auf Social Media verbreitet sie allerlei krude Theorien, darunter auch die Verschwörung der «gestohlenen» US-Wahl 2020.
«Um mit der hochrangigen Rednerin ein grösseres Publikum zu erreichen, hatte der Marsch eine Bewilligung für die Kundgebung an einem zentralen Standort und einen Demonstrationszug für die Zürcher Innenstadt beantragt», schreiben die Veranstalter. Die Schlusskundgebung wollten die Abtreibungsgegner im Münsterhof abhalten. Daraus wurde jedoch nichts.
Risiko für Teilnehmer? Sicherheitsdirektion widerspricht
«Unter anderem mit der Begründung, das Risiko für Teilnehmer und Passanten sei zu hoch und ein angemessener Polizeischutz könne nicht gewährleistet werden», habe der Marsch keine Bewilligung für die Zürcher Innenstadt erhalten.
Dieser Darstellung widerspricht die Zürcher Sicherheitsdirektion: «Die gesamte Stadthausanlage wird im Jahr 2025 saniert. Während dieser Zeit – von Anfang Mai bis voraussichtlich Ende Oktober 2025 – wird der Flohmarkt in der Stadthausanlage ausnahmsweise auf den Münsterhof verlegt. Aus diesem Grund steht der Münsterhof am gewünschten Datum vom 20. September nicht zur Verfügung», schreibt eine Sprecherin auf Anfrage. Die Durchführung des Anlasses in Zürich-Oerlikon habe sich in den letzten Jahren aus sicherheitspolizeilicher Sicht bewährt.