
Statt einem neuen Wehr gibt es eine Blockrampe – Mühletych wird erhalten
Grosse Gebiete am Unterlauf der Wigger – von der Zofinger Stadtgrenze bis hinunter zur Aeschwuhr – sind ungenügend gegen Hochwasser geschützt. Betroffen ist eine Fläche von mehr als 30 Hektaren mit über 180 Gebäuden – Wohnhäusern, aber auch zahlreichen Gewerbebetrieben und Industrieunternehmen. Inzwischen wird das Projekt für den Schutz vor Hochwasser vom Kanton umgesetzt (das ZT berichtete).
Das Geld für den Bau eines Hochwasserschutzes am Unterlauf der Wigger stand dabei seit November 2017 bereit. Damals genehmigte der Grosse Rat mit 117 zu 0 Stimmen einen Bruttokredit von 12,6 Millionen Franken, um nach der Zähmung des Flüsschens auf dem Gemeindegebiet von Brittnau auch den Abschnitt hinunter zur Aeschwuhr hochwassersicher zu machen.
Unser Wasser
Während des Sommers ist das Wasser immer und überall Thema. Sei es, weil es fehlt, weil zu viel vorhanden ist oder weil es nicht da verfügbar ist, wo es gebraucht wird. Die Serie «Unser Wasser» greift verschiedene Aspekte zum Thema Wasser auf. Dies ist der letzte Teil. Bereits erschienen sind: die Brittnauer Quellen; Hochwasserschutz am Stadtbach; gemeinsame Wasserversorgung in Staffelbach, Kirchleerau und Moosleerau und das Wassersystem des Katzhofs.
Aeschwuhr-Wehr als Knackpunkt
Ein Knackpunkt war aber die Finanzierung der Sanierung des über 90 Jahre alten Aeschwuhr-Wehrs. Nicht einfacher machte die Sache, dass eine neue Konzession zwischen dem Kanton und den Kraftwerksbetreibern geschlossen wird, während die Unterhaltspflichten für den Tych und das Aeschwuhr einer Genossenschaft obliegen. Deshalb platzierten die Betroffenen Einsprachen, auf welche die kantonalen Instanzen mit einem Mediationsverfahren reagiert haben. Dieses scheiterte allerdings. Der Kanton zog deshalb die Reissleine und klammerte das Wehr vorderhand aus, indem er das Projekt in zwei eigenständige Teiletappen (Abschnitte Autobahn und Bleiche) gliederte.
Im Mai und Juni dieses Jahres lagen Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Projekt von 2018 auf. Anstatt eines neuen Wehrs wird nun eine Blockrampe erstellt, um die Längsvernetzung und die Restwassersituation in der Wigger zu verbessern. «Der Mühletych wird mit einer reduzierten Wassermenge erhalten», erklärt Sebastian Hackl, Projektleiter beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau.
Wasserkraftnutzung wird eingestellt
Die Finanzierung eines neuen Wehrs konnte nicht geklärt werden. «Da keine der beteiligten Parteien ein neues Wehr betreiben und unterhalten möchte, wurde beschlossen, stattdessen eine Blockrampe zu bauen, die Wasserkraftnutzung am Mühletych einzustellen und den Mühletych nur noch mit einer reduzierten Wassermenge von 60 bis 80 l/s zu dotieren.» Die nächsten Schritte seien die Verhandlungen zu den eingegangenen Einwendungen und die anschliessende Genehmigung durch den Regierungsrat. Danach beginne das Landerwerbsverfahren.
Während der Lösungssuche und insbesondere während der Mediation habe man aktiv nach Lösungen für den Erhalt oder einen wertvollen Ersatz für die Kleinwasserkraftwerke am Tych gesucht, ergänzt Hackl. «Es wäre auch im Interesse des Kantons gewesen, eine Synergie zwischen moderner, ökologisch verträglicher Kleinwasserkraft und Hochwasserschutz zu realisieren.» Da sich aber kein Interessent aktiv zum Beispiel für alternative Projekte direkt am Wehr engagiert habe und kein Interessent sich massgeblich am Bau einer neuen Wehranlage beteiligt hätte und im Anschluss dann Betrieb und Unterhalt selber getragen hätte, sei das Projekt ohne Ersatzwehr und damit ohne Kleinwasserkraftnutzung vorangetrieben worden.
Einen genauen Zeitplan kann der Kanton aktuell nicht kommunizieren. Dies, weil es sowohl im Projektgenehmigungsverfahren als auch im Landerwerbsverfahren die Möglichkeit gibt, Rechtsmittel zu ergreifen. «Wenn die Verhandlungen gut verlaufen und es keine anderweitigen Verzögerungen gibt, wäre ein Baustart in zwei Jahren realistisch», so Hackl.