
Die drei Ringiers in der Zofinger Stadtkirche – und was das mit dem Heiternplatz zu tun hat
Alle Grabtafeln in der Zofinger Stadtkirche waren ursprünglich in der alten Abdankungshalle beim Friedhof Rosengarten untergebracht. 1872 wurde diese Halle abgerissen und durch jene ersetzt, die heute noch steht. Damals fragte der Gemeinderat bei den Mitgliedern der Kirchenpflege an, ob sie einverstanden wären, wenn die Grabtafeln auf Kosten der Verwandten der Verstorbenen in der Stadtkirche angebracht werden.
Historische Gräber in der Region
Unsere Region hat historisch einiges zu bieten. Ob alte Gräber, Grabtafeln oder ein Friedhof aus dem 13. Jahrhundert. Wer waren die Menschen, an die die Grabsteine erinnern? Die Geschichten dieser Menschen erzählt die Serie «Historische Gräber in der Region».
Alle Grabtafeln stammen aus der Barockzeit. Besonderen kunstgeschichtlichen Wert haben sie allerdings nicht. Welche Bildhauer sie gestalteten, ist nicht bekannt. Die Tafeln der Ringiers hängen alle in der kleinen Taufkapelle innerhalb der Kirche.
Daniel Ringier
Daniel Ringier – geboren im Jahr 1673 – war Pfarrer. Schon sein Urgrossvater, Grossvater und Vater waren Theologen. Zuerst Lateinschulmeister wurde er später Pfarrer von Roggwil. 1732 kehrte er als Pfarrer nach Zofingen zurück und wurde im Jahr 1744 zum Dekan gewählt. Während seiner Amtszeit wurden die beiden Pfarrhäuser an der Hinteren Hauptgasse neu erstellt. Er starb im März 1750.

Bild: Rafael Hüssy
Seine Grabtafel besteht aus schwarz übermaltem Sandstein. Die Inschrift ist in goldener Schrift verfasst und lautet:
«Herr Daniel Ringier Bürger und Pfarrer dieser Statt auch Decan E. E. Capituls zu Langenthal gebührenden 14. Apr. 1673, Nachdem er zehen Jahre in hiesiger Schul und Vierzig Jahr zu Roggwil und Zofingen in dem Predig Ambt dem Herrn gedienet, hat er den 1. mertz 1750 in dem 77 Jahre sein Alters an dieser Stell seine Ruhe Statt gefunden. Er ist hingegangen, biss das Ende komt, und ruhet, dass Er aufstehe in seinem Theil am Ende der Tagen. Daniel XII.V. 13. Seine betrüebt hinterlassene zwey Söhne haben auss kindlicher Liebe Ihme diess Grabmahl alhar gesetzet.»
Johann Jacob Ringier
Johann Jacob Ringier wurde 1708 geboren. Sein Vater Jacob Ringier war Pfarrer in Gsteig bei Saanen und in Bätterkinden. 1741 kam Johann Jacob Ringier als Helfer nach Zofingen und wurde 1745 zum zweiten Pfarrer der Kirchgemeinde gewählt. Fünf Jahre später, nach dem Tod des ersten Pfarrers, wechselte er an die erste Pfarrstelle. Im März 1775 verstarb Johann Jacob Ringier im Alter von 68 Jahren.

Bild: Rafael Hüssy
Seine Grabtafel ist ein Sandsteinmonument. Das Wappen ist von allegorischem Beiwerk umgeben (Bücher, Rauchschale, Stundenglas, Schädel). Über dem Wappen wölbt sich ein Spruchband: «Palma dabit Servator» (Übersetzt: Einen Palmzweig wird der Erlöser geben). Auf dem in Falten herabhängenden, oben in einen Ring geschlungenen Vorhang steht:
«Herr Johann Jacob Ringier, der als Helfer u. Pfarrer vorgestanden der Gemeinde zu Zofingen 34 Jahr, starb den 14. Merz 1775 seines Alters 68 Jahr. Ruhe, sanfte Ruhe schwebe friedlich über dieser Gruft, biss der himlische Belohner ihren modernden Bewohner zum Empfang der Krone ruft. Dieses weiheten Ihme aus dankvollem Angedenken seine Kinder.»
Samuel Ringier
Samuel Ringier kam 1706 als Sohn des Stadthauptmanns und Ratsherrn Moriz Ringier und seiner Gattin Anna Katharina, geb. Steinegger, zur Welt. Er hat sich während Jahrzehnten um das Wohl der Stadt bemüht. Man nannte ihn deshalb den «Wohlverdienten». Samuel Ringier war Notar und diente als Stadthauptmann, als Mitglied der Zwanzig und der Vierzig, als Chorrichter und ab 1737 war er Stadtschreiber. 1760 wurde er Schultheiss. Neben der Grabtafel in der Stadtkirche erinnert auch der Heiternplatz an Samuel Ringier. Dieser wurde 1745/46 auf seine Anregung hin als militärischer Musterungsplatz angelegt. Heute dient er vielen Menschen als Ruheort. Verheiratet war Samuel Ringier mit Euphrosyne Hartschi. Die beiden hatten vier Töchter und sechs Söhne. Samuel Ringier verstarb am 30. Juni 1786.

Bild: Rafael Hüssy
Die Grabtafel von Samuel Ringier ist aus grauem Marmor gehauen und hat über der rechteckigen Platte einen pyramidal zulaufenden Aufsatz, von dessen Grund sich in Weiss das Wappen abhebt. Darauf ist in goldener Schrift zu lesen:
«Hier ruhet Herr Samuel Ringier, gewesener Stadtschreiber und Schultheiss, geb. d. 19ten Jenner 1706, gest. d. 30ten Brachmonat 1786. Zofingens Wohlstand möglichst zu erhöhen, Ins rechte Gleis jedes Geschäft zu leiten, Durch Beyspiel andre Fleiss und Treu zu lehren, Dafür gab er sich unerhörte Müh. Wers weiss und billich ist, erkennts mit Dank.»