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Zug in Baden-Württemberg entgleist: Drei Menschen sterben, 25 schwer verletzt – Unwetter wohl als Ursache

In Deutschland sind bei einem Zugunglück drei Menschen ums Leben gekommen, viele wurden verletzt. Mittlerweile gibt es eine Vermutung, wie es zum Unglück kam.

Es sind schlimme Szenen, die sich im sonst beschaulichen Oberschwaben im Südosten Baden-Württembergs abspielen: Einsatzkräfte knien auf einem halb umgestürzten Waggon, versuchen die Fahrgäste aus dem Zug zu retten. Im Hintergrund sind Schreie zu hören.

Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach ist zuvor ein Regionalzug entgleist. Drei Menschen seien ums Leben gekommen. Darunter sind laut der Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Insgesamt wurden demnach rund 50 Menschen verletzt, die meisten davon leicht. 25 Menschen seien schwer verletzt worden.

Ist ein Gewitter Schuld am Unfall?

Die Ursache des Unglücks ist nach ersten Ermittlungen der Polizei vermutlich ein durch Starkregen ausgelöster Erdrutsch. «Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte», teilten die Ermittler mit. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung.

Auf Fotos sind abgebrochene Äste zu sehen, auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.

Rund 100 Menschen waren im Zug

In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 sassen rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Ulm.

Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten «Massenanfall von Verletzten» – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine grosse Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz.

Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hiess es in einer Mitteilung.

Innenminister an Unglücksstelle

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kam am Abend zur Unfallstelle. Er wolle sich einen Eindruck von den Rettungsarbeiten machen, sagte sein Sprecher.

Die Deutsche Bahn (DB) äusserte sich zunächst nicht zu dem Unglück, kündigte aber eine Pressemitteilung für den Abend an. Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.

Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.

Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Sigmaringen eingestellt sei. «Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke.» Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach auch am Montagmorgen noch keine Informationen vor. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.(dpa)