
Landessprachen first: Schweizer wollen, dass zuerst Französisch und Italienisch gebüffelt wird
Französisch, Italienisch oder Deutsch. Und nicht Englisch. Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung wünscht sich, dass die erste Fremdsprache, die in der Schule gelernt wird, eine der anderen Landessprachen ist. Das geht aus einer neuen Publikation des Bundesamts für Statistik hervor. Rund 77 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass zuerst eine der anderen Schweizer Sprachen gelernt werden soll.
Interessant sind die Unterschiede zwischen den Sprachregionen. Am stärksten beharren die Tessiner auf dem Erlernen einer zweiten Landessprache. Hier sind es 87,5 Prozent, die finden, Englisch sollte nicht die erste Priorität haben. Auch bei den Romands sind rund 83 Prozent dieser Meinung. In der Deutschschweiz finden 74,7 Prozent, eine Landessprache sollte den Vorzug vor einer anderen Sprache erhalten.
Die Sprache als Kitt für die Schweiz
Was die Befragung auch zeigt: Bei jungen Menschen ist die Zuneigung zu den Sprachen der anderen Landesteile weniger ausgeprägt. Gerade noch zwei Drittel aller Befragten unter 24 Jahren finden, als erste zusätzliche Sprache sollte Italienisch, Deutsch oder Französisch erlernt werden. Bei den Personen über 65 Jahren sind mehr als 85 Prozent dieser Meinung.
Das Erlernen einer weiteren Landessprache ist aber nicht nur für die Verständigung wichtig. Die Befragten sind mit deutlicher Mehrheit (über 85 Prozent) der Ansicht, dass das Beherrschen von mehreren Landessprachen den Zusammenhalt der Schweiz stärke.
Also: Was la Suisse en profondo zusammenhält, sono le lingue. In diesem wilden Mix aus Deutsch, Französisch, Rätoromanisch und Italienisch versteckt sich der Satz «Was die Schweiz im Innersten zusammenhält, sind die Sprachen.»
Derzeit läuft in der Schweiz eine Debatte rund um den Sprachunterricht in der Schule. Mehrere Kantone planen, den Französischunterricht an der Primarschule zu streichen. Dann wäre Englisch die erste Fremdsprache, mit der die Schulkinder in Kontakt kommen. Das ist bereits heute in einigen Kantonen so. Mehrere Politiker, etwa der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid, fordern dagegen, dass die Landessprache überall den Vorzug erhält.
Bei aller Liebe zu den anderen Amtssprachen: Am häufigsten büffeln Erwachsene zusätzlich zu ihrer Muttersprache Englisch. Danach folgen die grossen Landessprachen. Meistens verbessern die Menschen ihre Sprachfertigkeiten aus beruflichen Gründen. Was auffällt: Französisch und Italienisch werden auch «aus Spass» oder «aus Liebe zur Sprache» gelernt – deutlich häufiger als Deutsch.
Am verbreitetsten in der Schweiz sind als Hauptsprachen weiterhin Deutsch und Schweizerdeutsch. Rund 61 Prozent aller Befragten geben an, dass diese ihre Hauptsprache sind. Danach folgen Französisch mit 23 Prozent und Italienisch mit 8 Prozent.
Damit liegen Italienischsprachige nur noch knapp vor jenen, die angeben, Englisch als Hauptsprache zu haben – das sind 6 Prozent der Bevölkerung. Auf den weiteren Plätzen folgen Albanisch (4 Prozent), Portugiesisch (3 Prozent), Spanisch (2 Prozent) sowie Serbisch und Kroatisch (2 Prozent).