
Motocross: Plauschklässler zählen keine Arbeitsstunden
«Ich habe Benzin im Blut», sagt Hannes Roth, der mit seinen Mechanikerkollegen Thomas Neeser und Peter Tanner ein dreirädriges Mobil für die Plauschklasse am 37. Motocross auf der Nütziweid zwischen Rueder- und Suhrental gebaut hat. Der Augenschein zeigt: Blutbenzin allein reicht nicht. Da braucht’s noch gehörig Köpfchen, eine Werkstatt, Material und Können.
Herrlich, diese Maschinen, Zeugen einer ausgeprägten Lust am Konstruieren jenseits reiner Nützlichkeit. Wunderbar sinnfern, wie diese Tüftler und Fantasten arbeiten. Hannes Roth und seine Kollegen sind knapp fertig geworden mit ihrem Gefährt. «Die Farbe fehlt noch», meint Roth, der in seinem Betrieb in Schöftland auch die schnellste Badewanne der Welt, jeweils am Reitnauer Bergrennen in Aktion, gebaut hat. Die drei Ruedertaler haben ein Unfall-Quad halbiert und das dritte Rad in eine Lada-Autoachse montiert, denn vier Räder sind reglementarisch nicht erlaubt. So viel Regel muss sein.
Da kleben auch TV-Bedienung und Lampe
Auch Dario Bolliger aus Schmiedrued hat «viele Nächte» durchgekrampft, bis er am Sonntagmorgen sein fahrbares Sofa fertig hatte. «Das Sofa mit Vor- und Unterbau habe ich bei Ricardo gefunden», sagt er. Sein Job: ausbauen, verstärken, motorisieren. Dank Liebe zum Detail kleben da die TV-Bedienung, die Lampe, die Kaffeetassen. Die Bierflaschen in den Fächern auf der Rückseite des Sofas indes sind so mobil wie das Fahrzeug als Ganzes.

Bild: Peter Weingartner / Aargauer Zeitung

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Auch Schreiner verstehen mehr als ihr eigentliches Handwerk. So hat Martin Maurer nicht nur einen tschechoslowakischen Jawa-Motor, Jahrgang 1948, zu neuem Röhren erweckt. Der Vorderteil seines Mobils war einst Teil eines Quads, das in «Karls kühner Gassenschau» verwendet wurde. Gefunden hat er’s auf einem Ersatzteilmarkt. Und ein Kleber beweist den Ursprung des Hinterteils. Willy Duss aus dem Ruedertal hat damit 1987 an der Tour de Sol teilgenommen. Die Haube eines Rapidmähers, mit Zähnen, ziert die Front. Die Aufschrift auf dem Tank warnt: «Vorsicht: frisst Klimakleber».
Ebenfalls ein Hölziger ist Damian Koller aus Moosleerau. Sein Motto dieses Jahr: die Tellsgeschichte. Da fehlt kein Gesslerhut auf der Stange. Walterli alias Tochter Maira trägt einen Apfel auf dem Helm, und am Holzanhänger kann sie sich an einer Armbrust festhalten. Für welche Tyrannen haben Kollers die überlieferten drei Pfeile bereitgelegt? Gessler, W. P. und D. T.! Alles klar?
Im Training als Muskelmann, im Rennen als Frau
Traditionell mit einem Töffli dabei ist Thomas Wicky aus Gontenschwil. Schrott nennt er seine Maschine. Er rezykliert brauchbare Dinge aus der Sammelstelle in Gontenschwil. Vorab die Kinder ergötzen sich am frontalen Blechfrosch und der Blechgans am Heck seines Töfflis. Kurzfristig entschliesst er sich, beim Training als Muskelmann anzutreten, im Rennen dann als Frau. Pläuschler entscheiden spontan.

Bild: Peter Weingartner
Objekte des Staunens und der reinen Freude sind sie, diese Fahrzeuge. Man ahnt: Die Erbauer hatten ihren Spass. Auch die Familie Pendt aus Staffelbach mit ihrem Seitenwagen-Töff als Kliby und Caroline als Familienprojekt. Kaum erstaunlich: Über die Arbeitsstunden hat niemand Buch geführt.
Bei den Rennen freilich ging’s um Sekunden. In den Kategorien Seitenwagen und bei der Jugend wurden sogar Punkte für die Schweizer Meisterschaft gesammelt. Rund 350 Fahrende waren am Start, etwa 2500 Besuchende schauten zu. Wermutstropfen: Stürze gab’s; die Sanität war nicht ganz arbeitslos. Ebenso wenig die Polizei: Randale in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag. Aber das Wetter spielte am Sonntag optimal mit.