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Eine Herzensangelegenheit und ein Vorbild für die Fussballwelt

Die Ponte Kickers Zofingen feierten am Dienstag ihr 10-Jahre-Jubiläum mit einem Match gegen die Ponte Kickers Windisch. Mittendrin Luigi Ponte, der «Vater» dieser beiden aussergewöhnlichen Fussballclubs, die Menschen mit Beeinträchtigung eine Spielwiese bieten, die viel mehr ist als Sport.

Es herrscht Champions-League-Atmosphäre über der Sportanlage beim BZZ Zofingen. Die Spieler der beiden Teams Ponte Kickers Zofingen und Ponte Kickers Windisch bereiten sich hochkonzentriert auf den bevorstehenden Match vor. 

Nach der Aufwärmphase und letzten Anweisungen durch die beiden Coaches gibt der Schiedsrichter Luigi Ponte die Partie mit einem kurzen Pfiff frei. Los geht es – und wie! Die Spieler beider Teams, darunter auch eine Spielerin, überraschten das Publikum mit eingeübten Spielzügen, mit klugen Pässen, mit gekonnten Abschlüssen und auch mit Monsterparaden seitens der Torhüter – das war tatsächlich alles andere als ein mühsames Gekicke, was da auf dem Rasen hinter dem BZZ-Gebäude gezeigt wurde. «Achtung Beni, hinten»; «schön gespielt Philippe»; «schieben Luca, schieben» oder «geh alleine Michi». Die Spieler waren auch verbal voll bei der Sache.

Das Publikum hatte seine helle Freude an diesem Match und ging emotional mit, sehr zur Freude der Spieler, die sich ihrerseits bei erfolgreichen Abschlüssen gekonnt in Szene zu setzen wussten. Mit ihren Jubelgesten standen sie den Fussballprofis in nichts nach.

Das gemeinsame Erlebnis steht im Vordergrund

Alle sind mit feurigem Eifer dabei, ambitioniert und gewillt, zu gewinnen. «Vor allem geht es bei uns aber um das gemeinsame Erlebnis, um das Gefühl, dazuzugehören», sagt Luigi Ponte, der vor 13 Jahren die Ponte Kickers Windisch gegründet hat. Dass es seit 10 Jahren eine «Filiale» in Zofingen gibt, ist nicht zuletzt Michael Ziebold zu verdanken. Der Erwachsenenbildner hat bei einem Turnier, an dem er die Windischer im Einsatz gesehen hat, Feuer gefangen und bei Luigi Ponte evaluiert, ob so ein Ponte-Kicker-Team nicht auch in Zofingen gegründet werden könnte. «Dank der Unterstützung durch den Verein PluSport und weil uns die HPS Zofingen (Heilpädagogische Schule) die Infrastruktur zur Verfügung stellt, hat es nach anfänglichen Schwierigkeiten geklappt», sagte der Namensgeber der Ponte Kickers im Anschluss an den Jubiläumsmatch. 

Gut zweieinhalb Jahre hat der Präsident des Aargauischen Fussballverbandes das Team in Zofingen betreut. Einmal pro Woche fuhr er von seinem Wohnort Windisch in den Westaargau, bis ihn der Stau auf dieser Route ausgebremst hat. Michael Ziebold ist in die Bresche gesprungen und hat das Team Zofingen als Coach übernommen. Luigi Ponte spricht von einem Glücksfall und davon, dass er ohne Michis Zusage, den Stau weiterhin auf sich genommen hätte.

Bei den Ponte Kickers spielen Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit, die meisten rekrutieren sich aus der HPS Zofingen, viele bleiben auch nach der Schulzeit dabei. Mit diesen Menschen zu arbeiten, sei eine Herzenssache, sagt Ponte, «was ich an Dankbarkeit und Freude erlebe, ist mit nichts aufzuwiegen», erklärt der international erfahrene ehemalige UEFA-Schiedsrichter und ranghohe Fussballfunktionär sein Engagement. Die Fussballwelt sollte sich ein Beispiel an diesen Menschen nehmen, die mit derselben Leidenschaft, demselben Eifer und nicht weniger emotional ihren Sport ausüben würden, wie Fussballer ohne Handicap. Nur viel friedlicher, ohne Gewalt und Ausschreitungen. Ein bemerkenswertes Statement eines Fussballbegeisterten, der alles gesehen hat, was sich um den Ball dreht. Luigi Pontes Schlusswort zum Jubiläum: «Ich freue mich auf die nächsten 10 Jahre.»

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