
Nach Horrorunfällen: Neulenker sollen keine PS-Monster mehr fahren dürfen
Das Auto rast neben dem Schulhaus vorbei. Der Fahrer verliert die Kontrolle über das Fahrzeug. Er gerät aufs Trottoir und fährt in eine Menschengruppe. Zwei Menschen werden vom Auto erfasst und mitgeschleift. Der Mann (29) und die Frau (70) sterben noch auf der Unfallstelle. Der Lenker ist 19 Jahre alt. Das Auto, ein BMW-SUV, hat eine Leistung von 450 PS. Die Polizei ermittelt wegen eines Raserdelikts.
Dieser tragische Unfall von Mitte September im zürcherischen Glattbrugg und weitere Crashs mit Toten in jüngerer Vergangenheit haben eine Debatte neu lanciert. Für Neulenker soll eine PS-Beschränkung gelten. Wer erst gerade den Führerschein gemacht hat, soll in leistungsstarken Sportwagen nicht ans Steuer dürfen. «Die gefährliche Kombination aus Unerfahrenheit, jugendlicher Risikofreude und hochmotorisierten Fahrzeugen muss mit einer gesetzlichen Leistungsbeschränkung für Junglenkende gebannt werden», schreibt die Stiftung Roadcross in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Italien kennt eine solche Regel bereits
Die Organisation setzt sich für mehr Sicherheit im Strassenverkehr ein und stehe auch im Austausch mit Parlamentariern und Parlamentarierinnen. Wie genau die Beschränkung ausgestaltet werden soll, lässt die Stiftung offen. Die neue Regel solle «gezielt Hochleistungs-Boliden ausschliessen, ohne den Alltag oder die Arbeit junger Lenkerinnen und Lenker einzuschränken.» Auch Familien- und Arbeitsautos, die eine höhere Leistung benötigen, sollen erhalten bleiben. Einige Länder kennen bereits eine solche Limite. Unter anderem Italien. Dort gilt in den ersten drei Jahren nach Erhalt des Führerscheins eine PS-Beschränkung.
Stiftungspräsident Willi Wismer, selber Fahrlehrer, sagt: «Es geht nicht darum, jemanden in seiner Freiheit einzuschränken. Aber Freiheit endet für uns dort, wo das Leben anderer gefährdet wird.» Etwa eine Zusatzlektion in der Fahrschule würde das Problem alleine nicht lösen, ist Wismer überzeugt. Dass gesetzliche Anpassungen Wirkung zeigen, habe etwa die Einführung der Alkohol-Nulltoleranz bei Junglenkern bewiesen. Seither seien die alkoholbedingten Unfälle in dieser Altersklasse deutlich zurückgegangen.
Im Parlament ist das Ansinnen bereits einmal gescheitert. 2022 versenkte der Nationalrat einen Vorstoss von Gabriela Suter (SP/AG) deutlich. Auch der Bundesrat hatte sich dagegen ausgesprochen. Eine PS-Einschränkung von Neulenkenden sei keine geeignete Massnahme, «um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Unfälle zu reduzieren», wie die Regierung schrieb.