
Die unsichtbare Stallorder: Wie McLaren den WM-Kampf lenkt – und Norris seinen Teamkollegen Piastri an der Spitze ablöst
Dramatischer könnten die letzten Runden beim Grossen Preis in Mexiko kaum sein. Der amtierende Weltmeister Max Verstappen braucht dringend Punkte, damit er erneut den Titel holt. Er zeigt aber eine Aufholjagd wie aus dem Musterbuch und hätte wahrscheinlich noch den zweiten Platz und damit drei weitere Punkte geholt. Doch kurz vor Schluss kommt der virtuelle Safety Car und vermiest einen spannenden Schluss.
Der McLaren-Pilot Lando Norris holt sich nach einer überragenden Fahrt den Sieg. Zweiter wird der Ferrari-Fahrer Charles Leclerc. «Der Safety-Car hat mich gerettet, das hat mich gefreut», sagt Leclerc, der mit seinen Reifen zu kämpfen hatte. Dritter wurde Max Verstappen im Red Bull. «Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du», sagt er.
Während Lando Norris die Führung nach einem hektischen Start behalten konnte, büsste sein McLaren-Teamkollege Oscar Piastri gar zwei Plätze ein. Der Australier musste sich fortan auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko von Platz neun nach vorne kämpfen. Und das, nachdem er fast die ganze Saison dominiert hat. Gleich sieben Siege holte sich Piastri, sieben weitere Podien kamen dazu.

Bild: Fernando Llano
Wird Norris bevorzugt oder patzt Piastri plötzlich?
Doch nach dem Rennen in Monza folgte eine Flaute. Zwei Crashs und zwei verpasste Podien. Auch in Mexiko lief es dem Australier nicht. «Es ist ein Rätsel», sagt er nach dem Qualifying. Teamchef Andrea Stella versuchte es zu erklären: «Ich glaube, da spielte die Fähigkeit eine Rolle, trotzdem das Potenzial des Autos ausschöpfen zu können. Oscar muss da wohl noch etwas daran arbeiten.» Eine Aussage, die nachdenklich stimmt. Zum einen ist da Piastris Dominanz und zum anderen seine fast fehlerlose Art, den Boliden zu fahren.

Bild: Tom White
Es ist kein Geheimnis, dass bei McLaren Stallorder herrscht. Der Rennstall hat dies schon mehrmals in dieser Saison eingesetzt, damit sich der interne Machtkampf regelt. Nun scheint Lando Norris nicht nur den Vorzug erhalten zu haben, sondern offensichtlich auch das schnellere Auto. Immerhin einen Weltmeistertitel gibt es für das britische Team mit dem Sieg der Konstrukteurswertung bereits.
Lando Norris holt in Mexiko die volle Punktzahl. Damit überholt er seinen Teamkollegen Oscar Piastri, der vorher mit 14 Punkten vor ihm lag. Nun übernimmt der Brite die Führung der Weltmeisterschaft. Doch Piastri lauert mit nur einem Punkt Rückstand hinter ihm.
Die Punkte der Top 3
Lando Norris, 357
Oscar Piastri, 356
Max Verstappen, 321
(noch vier Rennen und zwei Sprints sind zu fahren)
Überraschender Platz vier für Rookie
Während sich die beiden McLaren-Fahrer bekämpfen und in den letzten Rennen immer die Punkte wegnahmen, profitierte vor allem der amtierende Weltmeister Max Verstappen. In Austin gewann er nicht nur das Rennen, sondern holte auch den Sprintsieg.

Bild: Fernando Llano
In Mexiko lief es dem Niederländer zu Beginn gar nicht. «Einfach nur schlecht», jammerte er nach dem Qualifying. Und damit hatte er nicht ganz Unrecht. Sein Red-Bull-Bolide hatte gegenüber dem letzten Rennen weniger Speed, kaum Grip und dann noch anfangs die falschen Reifen. In den letzten 20 Runden holte er aber immens auf. «Um Platz zwei kämpfen zu können, ist ein starkes Ergebnis», sagt Verstappen stolz. Er holte 15 Punkte.
Einer, der auch stolz auf sein Resultat sein kann, ist Oliver Bearman. Der Haas-Pilot fuhr überraschend auf Platz vier und damit zu seinem Bestresultat in der Formel 1. «Ich habe mich stolz gefühlt, als Vierter über die Ziellinie zu fahren», sagt er und fügt hinzu: «Das ist grossartig.» Weniger grossartig war das Resultat für den Sauber-Piloten Nico Hülkenberg. Sein Sauber bereitete Probleme, sodass er das Rennen nicht zu Ende fahren konnte. Sein Teamkollege Gabriel Bortoleto fuhr hingegen dank Platz zehn in die Punkte.

Bild: Moises Castillo
Noch stehen vier Rennen und zwei weitere Sprintrennen an. Die Maximalpunktzahl beträgt 116, die aus den insgesamt sechs Rennen geholt werden kann. Es bleibt also spannend zwischen Norris, Piastri und Verstappen.




