
Pia Sundhage erhöht den Druck auf den Verband: «Für mich ist die Sache klar: Wir machen einen sehr guten Job»
Pia Sundhage ist guten Mutes vor ihrem vielleicht letzten Länderspiel als Schweizer Nationaltrainerin. Noch immer ist unklar, wie ihre Zukunft in der Nationalmannschaft aussieht – Ende Jahr läuft der Vertrag aus. Doch je länger der Verband mit einem Entscheid wartet, desto klarer werden ihre Aussagen. Sagte sie zu Beginn noch, dass sie sich einen Verbleib vorstellen könnte, formuliert sie es inzwischen deutlich offensiver: «Ich würde es lieben zu bleiben.»
Deshalb hat die Partie gegen Schottland für sie eine höhere Bedeutung als ein übliches Testspiel, wie sie an der Medienkonferenz im schottischen Dunfermline erklärt: «Das Resultat gegen Schottland spielt eine sehr grosse Rolle.» Sie verweist auch auf den 1:0-Sieg gegen Kanada am Freitag. Der Sieg gegen den Neunten der Weltrangliste habe eine immense Bedeutung: «Ich habe das Gefühl, dass ihr gar nicht realisiert, wie gross dieser Sieg war», sagt sie zu den Medienschaffenden.
Die beiden Testspiele sind für Sundhage offensichtlich deutlich wichtiger als übliche Freundschaftsspiele. Zwar hatte sie im Vorfeld noch davon gesprochen, einen Schritt nach vorne machen zu wollen. Auf Experimente wie in Testspielen üblich verzichtete sie derweil im Kanada-Spiel völlig. Stattdessen setzte sie auf jene Spielerinnen und jene Taktik, die schon an der EM zum Erfolg führten.
Ungeachtet der Tatsache, dass Iman Beney als Offensivspielerin bei Manchester City die vielleicht grösste Liga der Welt aufmischt, muss sich die 19-jährige Unterwalliserin weiter in den Dienst des Teams stellen und als Aussenverteidigerin agieren. Eine Weiterentwicklung des Teams im Hinblick auf die WM-Qualifikation kann sich Sundhage derzeit nicht erlauben: Sie braucht Resultate, um Argumente auf ihrer Seite zu haben.
Sundhage betont das Potenzial der Schweizer Fussballerinnen
Obwohl sie öffentlich den Druck auf den Verband erhöht, übt sie sich in Geduld. «Ich warte weiter. Der Verband weiss, was ich möchte und was ich denke, was das Team braucht, um sich zu verbessern», sagt die Schwedin. «Für mich ist die Sache klar: Wir machen einen sehr guten Job. Um aber weiterhin mein Bestes geben zu können, müssen Veränderungen her.» Seit Monaten betont Sundhage, dass ihre Assistenten fest angestellt werden sollen. Das sei insbesondere im Hinblick auf die schwierige WM-Qualifikation wichtig.

Toto Marti/ Freshfocus
Als Pia Sundhage im Januar 2024 als Schweizer Nationaltrainerin vorgestellt wurde, stand lediglich das Heimturnier im Fokus. Sundhage sagte damals: «Die Ausrichtung der EM ist für mich das wichtigste Argument für den Job.» Die einstige Welttrainerin, die davor die Topnationen USA, Brasilien und Schweden trainierte, sollte die Nati mit ihrer grossen Erfahrung für das Heimturnier vorbereiten. Von der Zeit danach sprach bis kurz vor der EM niemand.
Erst wenige Wochen vor dem Highlight überraschte die 65-Jährige mit der Absicht, vielleicht bleiben zu wollen. Sie hat gesehen, welch grosses Potenzial in den jungen Schweizer Nationalspielerinnen steckt. «Die Schweiz hat eine grosse Zukunft vor sich», sagt sie jeweils, wenn sie auf Talente wie Beney, Schertenleib oder Ivelj angesprochen wird. Sie hat längst erkannt, wie viel sie mit dem Schweizer Nationalteam noch erreichen könnte. Ein Sieg gegen Schottland würde dazu helfen.




