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Sven Ivanic kommt mit frecher Schnauze und warmem Herzen nach Zofingen

Inputs beim Publikum herausholen und damit jonglieren. Das beherrscht Sven Ivanic. Nun flachst er in der Kleinen Bühne Zofingen.

«An der Uni haben wir die strafrechtlich relevanten Artikel wegen Beleidigung durchgepaukt – aber verklagt wurde ich noch nie», witzelt der Comedian und ausgebildete Jurist Sven Ivanic am Telefon. Beleidigungen seien eben nicht sein Stil. Der Witz muss immer grösser sein als der Schmerz der Betroffenen, lautet seine mathematische Regel.

Dass der grosse Schlaks mit Balkanhintergrund gerne überraschende, nur zum Schein naive Fragen stellt, ist inzwischen einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Seine Doku-Formate auf SRF zeigen: Ivanic ist kein Selbstdarsteller, sondern jemand, der sich auch gerne von seinem Gegenüber überraschen lässt. Auch auf der Kleinen Bühne will er Pingpong spielen. «Ich mag es, wenn das Publikum mir Bälle zuwirft – ich jongliere mit ihnen, werfe sie zurück und treffe mit einer Pointe – oder auch nicht», sagt er. Ihn interessiert vor allem die Interaktion – das letzte Wort muss er dabei nicht haben. «Hauptsache, die Leute können herzhaft lachen. Wenn jemand anders den Gag für sich bucht, steht’s eben 1:0 fürs Publikum – da freue ich mich immer mit.»

Das Leben ist zu kurz, um es ernst zu nehmen

Ivanic weiss, dass Spontaneität seine Stärke ist: Innerhalb seines klar aufgebauten Programms agiert er so unbekümmert wie kaum ein anderer. «Das Leben ist einfach zu kurz, um es allzu ernst zu nehmen», erklärt er sein Rezept. Sein Programm bildet den Rahmen, aus dem er jeden Abend, frisch beschossen vom Publikum, neue Pointen hervorzaubert. Trotz aller Schlagfertigkeit hat es selbst ihm einmal kurz die Sprache verschlagen. Hatte doch tatsächlich ein Zuschauer auf die Frage nach seinem Hobby mit harmloser Freundlichkeit entgegnet: «Ich bin ein Kannibale und esse gerne Menschen.»

Heisst das aktuelle Programm «Stilbruch», weil er darin die Figur des «JUSländers» ad acta legt? «Jein», meint Ivanic. Er mache einfach zusätzlich Musik. Die Gegensätze Stadt-Land, Balkan-Schweiz und Jus-Comedy trage er eh in sich. «Doch will ich die Leute noch mit anderen Facetten zum Lachen bringen.» Er spüre genau, wer inklusive der hinteren Plätze, empfänglich sei für einen Schlagabtausch. Diese Leute mache er zu Programmassistenten.

Sein Geld verdient Ivanic inzwischen ausschliesslich als Comedian, die Paragrafenreiterei trägt ihm keinen Rappen ein. Weil er mit Comedy besser verdient, oder ihm Ironie und Witz mehr Spass machen? «Ich kann die Leute einfach besser zum Lachen bringen, als sie anzuklagen oder zu verteidigen.» Er brauche aber vor allem die Emotion, die Juristerei sei reichlich trocken. Und: «Auch auf der Bühne, nicht nur über den Akten, lässt sich sehr gutes Geld verdienen – vorausgesetzt man wirft sich rein in seinen Job.»

Freispruch für die Schweiz wegen vieler Freiwilliger in Kultursektor

Dürfte Ivanic in die Rolle eines Richters schlüpfen, welches Urteil würde er über die Schweiz fällen? «30 Tagessätze – nein. Ich kann die Schweiz nicht verurteilen, sondern staune immer wieder, wie viele Bühnen, Kunstkommissionen und Freiwillige es hier gibt, damit Leute wie ich uns entfalten können.»

Er freue sich sehr auf Zofingen. «Ich lasse mich überraschen, was die Leute mir über die Stadt und die Eigenheiten seiner Bewohner zu erzählen haben. Nur Kannibalen brauche ich keine mehr – die kenne ich schon.» 

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