
Nach über hundert Magen-Darm-Fällen in Polizeiklasse diesen Sommer: SP-Grossrat verlangt Antworten zur Wasserqualität der Reuss
Für eine Klasse der Polizeischule Hitzkirch endete ein Ausbildungstag in den Fluten der Reuss diesen Sommer unschön: Wie die AZ berichtete, litt ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler nach der Wasserübung in Bremgarten an einem Magen-Darm-Infekt. Einige der über hundert kranken Personen mussten sogar ins Spital. Laborbefunde wiesen auf eine Infektion mit Kolibakterien hin, das wiederum lässt auf Fäkalien im Wasser schliessen.
Ganz zu überraschen vermochten die Infektionen nicht: Schon in Vorjahren seien einzelne angehende Polizisten und Polizistinnen nach Übungen in der Reuss krank geworden, sagte damals der Direktor der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch gegenüber der AZ aus.
Auch Wellensurfer in Bremgarten wurden krank
Ähnliches berichten auch Freizeitsportlerinnen und -sportler. Oft ist die Reuss nach heftigen Regenfällen stark verschmutzt. Doch weil sie gerade bei hohem Wasserstand für Surfer besonders attraktiv ist, wagten sich diese trotzdem auf die bekannte Welle in Bremgarten – und nahmen dafür Durchfall und Erbrechen in Kauf.
Vor dem Hintergrund dieser Vorfälle verlangt der SP-Grossrat und Bremgarter Stefan Dietrich nun Antworten. Mit einer Interpellation wendete er sich diese Woche an den Regierungsrat. In seinem Vorstoss will er wissen, wie die Kantonsregierung das Gesundheitsrisiko aufgrund der teils schlechten Wasserqualität der Reuss einschätzt und was sie zu tun gedenkt, damit sich Krankheitsfälle wie diesen Sommer bei den Polizeirekruten und -rekrutinnen nicht wiederholen.
Die Verschmutzung durch Massnahmen dauerhaft reduzieren
Unter anderem erkundigt sich Dietrich, ob rechtliche Grundlagen bestehen, um bei akuter Verschmutzung temporäre Bade- oder Übungsverbote auszusprechen. Damit einher geht die Überlegung, ein öffentlich zugängliches Warnsystem für Fliessgewässer einzuführen, ähnlich wie bei Badeseen. Bereits diesen Sommer verlangte die Zürcher Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter ein entsprechendes Ampelsystem.
Doch nebst schnell greifenden Schutzvorkehrungen interessiert sich Dietrich auch für Möglichkeiten, die Wasserqualität langfristig zu verbessern: «Welche Massnahmen sind vorgesehen, um die Belastung der Reuss – insbesondere durch fäkale Einträge – dauerhaft zu reduzieren? Welche Investitionen in Abwasser- oder Gewässerschutzinfrastruktur sind dafür notwendig oder bereits geplant?», fragt er.
Immer wieder wurde hinsichtlich der fäkalen Belastung die Rolle der Kläranlagen diskutiert, die ihr Wasser in die Reuss leiten. Bei Starkregenfällen kann es vorkommen, dass mangels Kapazität nicht alles Abwasser zurückgehalten und gereinigt werden kann.




