
Pizza prosciutto extra grande
Das unaufhörliche Geschwätz über die Künstliche Intelligenz und ihre sagenhaften Fähigkeiten, die sie dereinst entwickeln wird, geht mir zunehmend auf den Geist. Ein besonderer Segen stellt die KI schon heute für alle Lernenden dar. Sie schreibt Arbeiten, löst Prüfungen und hilft auch sonst in allen Lebenslagen. Ein befreundeter Berufsschullehrer erzählte mir kürzlich, er sei im Lehrerkollegium bald der Einzige, der sich daran störe, dass die Schüler immer weniger eigenes, aktiv verfügbares Wissen besitzen würden. Der Tenor im Kollegium sei immer derselbe: Wozu sollen Schüler heute noch Formeln auswendig lernen? Oder Vokabeln einer Fremdsprache büffeln? Dafür gibt’s doch die KI!
Verblöden ist natürlich kein Verbrechen, aber ich bin trotzdem froh, so alt zu sein, dass sich in meinem Hirn ein Grundstock an nützlichem Allgemeinwissen befindet, den man mir teilweise unter Gewaltandrohung eingetrichtert hat. So bin ich beispielsweise in der Lage, in Frankreich am Strand Hundebesitzer in der Landessprache anzufluchen, ohne zuerst das Smartphone zu konsultieren. Und ich kann ein wenig rechnen, was nützlich sein kann.
Zum Beispiel, wenn man eine besonders grosse Pizza bestellen will, wie das mein Arbeitskollege M. kürzlich getan hat. Weil seine Freundin keinen grossen Hunger verspürte und er keine grosse Lust zum Kochen, beschloss er, lediglich eine grosse Pizza mit 50 Zentimetern Durchmesser zu bestellen statt zwei normale à 32 Zentimeter. Seine Überlegung: Die grössere sollte auch reichen. Als uns M. diese Geschichte in einer Mittagspause erzählte, musste ich als alter, weiser (nicht weisser!) Mann bereits an dieser Stelle in leiser Vorahnung das erste Mal lachen.
Es sei ihm allerdings beim besten Willen nicht möglich gewesen, die 50-Zentimeter-Pizza aufzuessen, berichtete M., obschon die Freundin dann doch etwas mehr Hunger hatte als vermutet. In der Runde herrschte grosse Verwunderung, da Kollege M. eine normale Pizza eher als Snack, denn als vollwertige Mahlzeit ansieht.
Offenbar war ich der Einzige in der Runde, der die Formel zur Kreisflächenberechnung im Kopf hat: Man multipliziert den Radius mit sich selber (und eben NICHT mit 2!) und multipliziert das Resultat mit Pi, also 3,14. Was lernen wir? Eine Pizza mit doppelt so grossem Durchmesser wie normal hat eben nicht die doppelte Fläche, sondern die vierfache. Oder um beim Beispiel zu bleiben: die 50-Zentimeter-Pizza ist fast zweieinhalbmal so gross wie jene mit 32 Zentimetern Durchmesser. Wie man eine so grosse Pizza isst, fragen Sie am besten die KI!




